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Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magali Ségura
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sich im Wind.
    »Auf diesen Anblick war ich nicht vorbereitet«, bekannte Eline; das Atmen fiel ihr schwer.
    »Niemand ist darauf vorbereitet, die Spuren eines Gemetzels zu sehen, schon gar nicht, wenn es sich um das eigene Volk handelt«, bemerkte Frederik von Pandema und trat auf die junge Prinzessin zu. »Ihr solltet wieder mit Eurer Schwester in die Kutsche steigen. Wider Erwarten bildet diese Stadt kein Hindernis mehr, wir können sie rasch durchqueren und Euch den Anblick ersparen.«
    »Nein, Majestät«, antwortete Eline fest. »Ich danke Euch für Eure Rücksichtnahme auf meine Gefühle, aber ich werde diese Stadt zu Fuß durchqueren.«
    »Ich verstehe Euch, und ich werde an Eurer Seite gehen.«
    »Gestattet mir, Eure dankenswerte Aufmerksamkeit abzulehnen. Wenn Ihr wirklich etwas für mich tun wollt, dann weist Eure Soldaten an, diese Gehenkten abzunehmen und die Gesichter aller Toten, die sie finden, zu bedecken, bis wir ihnen ein echtes Begräbnis zuteilwerden lassen können.«
    »Es wird geschehen, wie Ihr wünscht.«
    Der Herrscher wandte sich ab, um seine Befehle zu erteilen. Mehrere Trupps Soldaten setzten sich in Bewegung, um sie auszuführen. Alle stiegen ab. Joran flog los, um sich zu vergewissern, ob die Straßen auch sicher waren.
    Philip hielt Elisa zärtlich die Hand, um ihr zu helfen, den Anblick von Etel zu ertragen. Aber sie ließ ihn los. Indem sie ihm ein blasses, dankbares Lächeln schenkte, ging sie zu Eline. Die Finger der beiden Schwestern schlossen sich umeinander; langsam schritten die beiden jungen Prinzessinnen durch die Ruinen ihrer Hauptstadt.
    Der Staub, den ihre Schritte aufwirbelten, senkte sich wieder auf den Boden und die verkohlten Steine. Die Grabesruhe, die ringsum herrschte, wurde nur von den Hufschlägen der Pferde, dem Klirren der Rüstungen und dem Knarren der Holzteile der leeren Kutsche durchbrochen.
    So hätte es bis zum anderen Ende der Stadt weitergehen können, aber die Marschkolonne der Soldaten aus Pandema zog die Blicke vieler auf sich, die sich bisher versteckt gehalten hatten. Die Tatsache, dass die Soldaten sich um die Leichen kümmerten, weckte das Vertrauen der Eteler. Einer nach dem anderen kamen sie aus ihren Schlupflöchern hervor. Eine Frau, deren strohblondes Haar von einem schwarzen Stirnband gehalten wurde, trat auf die Prinzessinnen zu. Sie hatte eine breite Narbe auf der Wange.
    »Hoheiten!«, rief sie entzückt aus. »Ihr seid zurück!«
    Eline war hocherfreut darüber, Onemie wiederzusehen. Sie hatte nicht einmal darauf gehofft, sie inmitten eines solchen Gemetzels noch lebendig wiederzufinden, und hielt sich gerade noch davon ab, ihr um den Hals zu fallen.
    »Wir hätten bis zum letzten Mann gekämpft, oh ja!«, versicherte ihr die Schankmagd stolz.
    Die Zufriedenheit darüber, die junge Frau wiederzusehen, wich dem Entsetzen, das ihre Worte auslösten. Eline war wie vom Donner gerührt.
    »Warum, Onemie? Ich habe nicht von Euch verlangt, den Aufstand zu proben!«
    »Na, um Euch unsere Treue zu beweisen!«, antwortete die junge Frau, die immer noch Trauerkleider trug. »Wir hätten uns doch nicht Kortas Macht beugen können, nachdem er unseren König getötet und Euch sofort zur Flucht gezwungen hatte!«
    »Warum habe ich dir das alles nur erzählt? Ich hatte dich gebeten, auf mich zu warten!«
    »Wir konnten doch nicht einfach zusehen! Es ging um unsere Ehre und unseren Glauben!«
    »Der Sieg liegt nicht immer in der Schlacht. Und es gibt Glauben und Fanatismus«, antwortete Eline gemessen. »Ich hatte dir gesagt, dass es mir lieber wäre, wenn es keine Toten gäbe.«
    Die strohblonde junge Frau wurde ein wenig blass.
    »Meint Ihr damit etwa, dass Ihr mir vorwerft, Euren Befehlen zuwidergehandelt zu haben?«
    »Nein. Ich hatte dir keinen Befehl erteilt. Du hast nur meine Worte missverstanden. Mein Vater wollte weder Trauer noch Tränen um seinen Tod, und ich glaube nicht, dass er sich Blutvergießen gewünscht hätte. Ich kann Euch den Aufruhr, den sein Tod in Eurem Herzen entfacht hat, nicht zum Vorwurf machen. Das Opfer von Etel hat der Großen Ebene gestattet, nicht unter Kortas Knute zu geraten. Aber ich kann nicht umhin, mich zu fragen, ob das letztendlich schlimmer gewesen wäre als all dies.«
    Onemie hatte den Kopf gesenkt. Die Schankmagd wagte es nicht mehr, noch etwas über ihr Verständnis von Treue zu sagen. Sie wurde sich bewusst, welche Veränderungen in Eline vorgegangen waren. Vor ihr stand keine zerbrechliche junge Prinzessin

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