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Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magali Ségura
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weniger störrisches Pferd ein: Nach durchaus löblicher Anstrengung war der Sattel endlich aufgelegt und festgezogen. Melanie, Erbys echte Schwester, kam genau in diesem Moment hinzu:
    »Selene wälzt sich sehr im Bett herum. Ihr solltet Euch beeilen. Vielleicht wacht sie auf…«
    Chloe sah verständnislos zu den Monden hoch.
    »Mama müsste schlafen, es ist eine klare Nacht«, sagte sie nachdenklich.
    »Vielleicht spürt sie etwas«, raunte Melanie ihr zu. »Warum hast du die Macht, Gedanken zu lesen, sie aber nicht?«
    »Weiß nicht. Halt ihr die Hand, ich will nicht, dass sie ganz allein ist, wenn sie einen Albtraum hat.«
    Chloe biss sich auf die Lippen, als sie die blonden Zöpfe durch die Nacht davonhüpfen sah.
    »Das ist das erste Mal, dass du entschlossen bist, nicht zu gehorchen«, bemerkte Tanin angesichts ihres plötzlichen Zögerns. »Bist du sicher, dass du nicht noch einmal mit ihr darüber sprechen willst?«
    »Ja. Mama will es nicht verstehen, und jetzt, da Papa weg ist, wird sie niemals ja sagen. Ich bin für sie zwar nicht mehr ganz so sehr das kleine Mädchen, seit sie wissen, dass ich die Macht der Scylen habe, aber sie hören noch nicht auf mich. Sie haben Angst vor Muht, vor Utahn Qashiltar und vor allen Männern aus den Ungewöhnlichen Landen. Aber ich muss morgen Abend auf der Burg sein. Ich will die Feen sehen. Und ich werde hinkommen, notfalls auch ganz allein«, verkündete sie mit der Miene eines verwöhnten Kindes.
    »Ich wusste nicht, dass du so launisch bist«, stellte plötzlich die Stimme einer Erwachsenen fest.
    Es war zum Glück nicht Selene, sondern Imma. Auf ihrem abendlichen Spaziergang hatte die blinde Hexe die Kinder überrascht. Im ersten Augenblick blieben sie alle stumm; sie wussten nicht, wie sie reagieren sollten.
    »Ich möchte nicht im Verbotenen Wald gefangen bleiben«, erklärte Chloe.
    »Das verstehe ich, aber Selene wird sich große Sorgen machen.«
    »Wirst du uns verraten?«, fragte Tanin.
    »Nein… Wenn Ihr mich mitnehmt.«
    »Das geht nicht! Mit dir würden wir zu sehr auffallen, du kannst nirgendwo durchschlüpfen!«
    »Dann gehe ich auf der Stelle hin und wecke Selene und Estelle.«
    »Das kannst du doch nicht machen– das ist Erpressung!«, schrie das Kind.
    »Ja, eine höchst schändliche, das gebe ich zu. Aber ich bin ebenso wild entschlossen wie Chloe, zur Burg aufzubrechen. Wenn die Feen erscheinen, habe ich ihnen einige Fragen zu stellen. Ich vertraue darauf, dass du so gewitzt bist, mir helfen zu können. Wenn ihr meine Schritte lenkt, könnte ich vielleicht für eure Amme durchgehen.«
    Tanin rieb sich die Nase, Chloe machte eine Kopfbewegung und Erby zuckte die Schultern: Sie erklärten sich einverstanden. Doch als das zweite Pferd gesattelt war, beugte Tanin sich zu dem kleinen Mädchen und flüsterte:
    »Wir können immer noch versuchen, sie vor der Brücke-ohne-Wiederkehr abzuhängen. Bis sie zum Großen Baum zurückgefunden hat, sind wir schon weit weg.«
    Chloe schüttelte ablehnend den Kopf. »Sie würde uns finden; mittlerweile kann sie schon fast Farben sehen.«

Eine Hauptstadt in Schutt und Asche
    Eline war nicht zum Lachen zumute, und Elisa, die empfindsamer war, hielt nur mit Mühe ihre Tränen zurück. Sie sahen nichts als Blut und Asche vor sich. Im fahlen Licht des Nachmittags lag Etel als Ruinenstadt vor ihnen.
    Der schwarze Rauch hatte sie schon in der Ferne gewarnt, auch einige Eteler auf der Flucht, aber wie konnte man sich das Massaker an einer ganzen Stadt vorstellen? Angesichts der noch warmen Asche vor dem Südtor hatte Eline darauf bestanden, aus der Kutsche zu steigen. Es war kein Soldat, kein Wächter, kein Stadtbewohner zu sehen. Die Hauptstadt war bar jeden Lebens.
    »Warum hast du mir das Ausmaß dieser Katastrophe verschwiegen?«, fragte Eline mit vor Gefühlsaufwallung zugeschnürter Kehle.
    »Weil du nichts dagegen unternehmen konntest«, antwortete Joran auf ihrer Schulter. »Sie haben sich von sich aus geopfert. Ihr Aufstand war zum Scheitern verurteilt.«
    »Gibt es Überlebende?«, fragte sie, als sie eine blutige Hand aus dem Schutt hervorragen sah.
    »Ja, viele«, beruhigte der Vogel sie. »Die Höhlen sind voller Flüchtlinge. Die Sachschäden sind beträchtlich, aber die Verluste an Menschenleben nur gering.«
    »Tausend unschuldige Seelen werden immer weniger wiegen als eine verdammte– aber nur für die Feen, nicht für mich.«
    Joran schwieg. Ein Knarren war zu hören: Der Leichnam eines Gehenkten drehte

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