Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition)
Stille.
»Ich dachte, du wolltest nicht nass werden, Ceban? Und doch bist du als Erster im Wasser!«, neckte der Akaler ihn, um alle aus ihrer Erstarrung zu reißen.
Der junge Mann lächelte und begann schließlich zu lachen; diese nervöse Heiterkeit übertrug sich auf die anderen. Seine Angst war größer gewesen als der tatsächliche Schaden, den er erlitten hatte.
Ceban zog sich die Stiefel aus. Derjenige, an den sich die Sarikel geklammert hatte, war zur Hälfte verbrannt. Er zog auch das dicke Hemd aus, das er an diesem Abend extra angezogen hatte. Er war einfach nicht dazu geschaffen, Hemden zu tragen! Dieses hier war durchnässt, und Ceban fror. Es tat ihm um die Decke leid, die auf den Grund des Gewässers gesunken war. Auch das Ruder war verloren, ebenso die Fackeln und vor allem einige von Erwans Tränken. Außerdem explosives Pulver, Schlafspitzen, Lichtpillen und Blendrauch. Aber die drei Kämpfer hatten ihre Waffen, und alle vier Freunde waren noch am Leben. Sogar die drohende Begegnung mit Muht machte Erwan keine Angst mehr: Er hatte nichts mehr zu verbergen. Irgendetwas sagte ihm, dass der Scylenkrieger vor ihm herausgefunden hatte, dass Chloe die Gedanken anderer in Bildern las.
Sie drehten das Boot wieder um und gingen dann am Ufer entlang, das, wie sich im Licht einer Fackel zeigte, noch einige Schritte weiter führte und dann abrupt an einer schwarzen Barriere endete. Ein verstörender Geruch ging davon aus, den nun endlich alle bemerkten.
Andin blieb stehen: Tief in seinem Herzen keimte Furcht auf. Dieselbe Vorahnung wie an der leiländischen Grenze. Er spürte, dass seine Gefährten nicht mehr so sicher wie zuvor waren, ob sie weiter vorstoßen sollten. Eine Kraft, die stärker als ihre Entschlossenheit war, drängte sie zurück.
Andin hatte schon Angst um Eleas Leben, seit sie Chloe zurückgelassen hatten, aber die Furcht, die nun in ihm aufwallte, ähnelte fast einem Schmerz. Er hob die Fackel. Die Barriere, die sich vor ihnen erhob, war eigenartig. Als er den Blick über ihre Konturen schweifen ließ, verstand er auch die Ursache.
Der Untergrund unter der Königsburg und den Gärten musste überall durchlässig sein, aber es war ein unerhörtes Pech, dass sie sich ausgerechnet hier befand! Andin hatte die wilde Amalyse vor sich, die Elea im Burggraben verloren hatte. Die Mörderpflanze musste in diese Grotten geflüchtet sein, die zur Hälfte vom Salzwasser des Meers durchströmt wurden. Die Sarikeln hatten also im Kampf nicht die Oberhand behalten, oder die Auseinandersetzung hatte keinen Sieger gehabt. Wie dem auch sei: Die Amalyse war hier, quer durch die Höhle ausgebreitet, so dass sie jedem den Weg verstellte, der sich hierher vorwagte.
Ceban stieß einen Fluch hervor, als er sich der Lage bewusst wurde, und Erwan fühlte sich einen Moment lang noch mutloser. Aber Andin, der von der Welle seiner Erinnerungen mitgerissen wurde, sah wieder vor sich, wie es ihm in der märchenhaften Landschaft der Dunklen Wälder ergangen war. Er erinnerte sich an Eleas staunendes Lächeln angesichts der weißen Farbe der Amalyse, als er das erste Mal eine auf sein Handgelenk genommen hatte: »Du hast eine von ihnen bezwungen, und die Übrigen werden davon erfahren.«
Warum sollte es ihm mit dieser hier nicht gelingen? Diese Mauer war auch nicht undurchdringlicher als jede andere oder die Grenze. Man musste nur daran glauben. Andin trug ein nachtblaues Band an die Parierstange seines Schwerts gebunden.
Er unterdrückte seine Furcht und streckte die Hand nach der wilden Amalyse aus. Langsam glitt die kleine Mörderpflanze, die unter seinem Ärmel verborgen war, seinen Arm entlang, um zum Teil mit der anderen zu verschmelzen. Gleich einer weißen Flüssigkeit, die durch die große, schwarze Masse strömte, bildeten sich Wellen und Adern, die sich immer weiter ausbreiteten und sich miteinander verbanden. Aber es dauerte lange und wirkte mühsam, so, als ob die wilde Amalyse sich der Versuchung widersetzte, beruhigt zu werden. So, als hätte sie längst vergessen, dass sie die Farbe wechseln und ihre Angriffslust verlieren konnte. Am Ende nahm sie ein perlmuttgleiches Hellgrün an, das im Licht der Flammen leicht rötlich wirkte.
Bezaubert von seiner ihm bis dahin unbekannten Macht, konnte Andin die wilde Amalyse beiseitedrängen. Wie eine Membran oder eine gespannte Haut zog sie sich zurück und entschwand mit einem Hauch von Unruhe und vielleicht auch Bedauern in andere Höhlen. Andins kleine
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