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Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magali Ségura
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Frage hin. »Die Opaline ist ein kurzlebiges Wesen.«
    Das war eben der einzige Makel des kleinen geflügelten Geschöpfs.
    »Ich spüre ihr Gewicht nicht«, staunte Andin angesichts ihres edelsteingleichen Funkelns. »Ihre Haut scheint aus Samt zu bestehen– oder aus Pollen.«
    Er wagte es allerdings nicht, sich ihr mit dem Finger zu nähern: Die geringste Berührung schien sie zerstören zu können.
    »Sie riecht wie eine Sommerbrise«, sagte er im Einatmen.
    Die Opaline spreizte die Flügel, und ein warmer, kristallklarer Klang schien ihre Bewunderer für ihre Komplimente zu belohnen. Ceban wärmte sich an diesem Hauch. Dieses Gefühl, das gleichermaßen berauschend wie die Liebe war, ließ sofort Eleas Bild in Andins Kopf zurückkehren.
    »Schöne Opaline«, bat er sie, »führe uns zu ihr.«
    Er bemerkte nicht einmal, dass er Eleas Namen nicht genannt hatte. Welche Rolle hätte das auch gespielt? Er spürte, dass die Opaline eher seinem Herzen als seiner Stimme lauschte. Sie flog von seiner Hand auf, erzeugte im Vorbeihuschen einen leichten Luftsog und wiederholte das kleine Lied voller Wärme. Ceban fror nicht mehr. Die kleine Gottheit wandte sich wieder nach Andin um und streckte ihm eine Hand hin. Der junge Mann hörte eine sanfte Stimme in seinem Kopf ertönen:
    Folge mir, folge uns.
    Sie flog höher und enthüllte mit ihrem Licht weiße, rosafarbene und braune Gesteinsadern, wirbelte um jeden Tropfstein, der von der gewölbten Decke herabhing, und streifte jeden Faden. Mit einem gleißenden Blitz erwachten Hunderte von Opalinen und beleuchteten die unterirdische Umgebung besser als tausend Kerzen. Wie ein ungewöhnlicher Insektenschwarm rissen die Sylphen in ihrem Luftzug die beiden jungen Männer, den Zwerg und die Hexe mit und schwangen sich in die unterirdischen Gänge empor.
    War es die Macht der Feen, die diese Windgeister, die eine sagenhafte Armee kleiner Gottheiten bildeten, führte, oder doch Andins Liebe?
    Zwei dicke Männer mit olivfarbener Haut standen an einer Kreuzung zwischen zwei Grotten. Sie schienen sich mit Gesten und Schnalzlauten zu verständigen. Sie sahen ganz und gar nicht nach Wachsoldaten der Burg aus, aber sie waren bewaffnet.
    Erwan, der mit Imma und den Opalinen zurückgeblieben war, machte eine fragende Kopfbewegung zu Ceban und Andin hin. Er fuhr sich mit dem Finger wie mit einer Messerklinge über die Kehle, um seine Meinung kundzutun: Sie mussten sich lautlos heranschleichen, und nichts zwang sie, in irgendeiner Form barmherzig zu handeln. Die beiden jungen Männer nickten und spannten gemeinsam ihre Bogen. Ein Zischen. Die grobschlächtigen Kerle zuckten zusammen, versteiften sich und fielen um wie Marmorblöcke. Die drei Männer erzählten Imma lieber nichts von dieser Besonderheit. Der Weg war frei.
    Die vier Abenteurer begegneten etwas weiter entfernt noch zwei menschlichen Statuen und blieben bei ihrer Vorgehensweise. Die Opalinen hielten sich jedes Mal im Hintergrund, um sie nicht durch ihr Licht zu verraten.
    Seltsamerweise begann Imma, sich schlecht zu fühlen. Die Zerreißprobe an der Amalysenbarriere hatte sie bereits sehr aufgewühlt. Einige Sylphen begannen, sie sanft zu umkreisen, als wollten sie eine schädliche Welle verscheuchen. Ceban stützte die Hexe. Was hatte sie nur?
    Die Opalinen hielten ein weiteres Mal an. Andin und Erwan machten einige Schritte. Alles war still, aber sie konnten die Gefahr spüren. Ceban wagte sich ebenfalls vor; er musste Imma an der Taille stützen, so heftig waren ihre Schwächeanfälle mittlerweile. Die Freunde ließen die Blicke über die Felswände und die Mauer aus schwarzem Stein schweifen. Der Höhlengang machte eine Biegung.
    Ceban setzte Imma auf den Boden und presste sich wie die anderen an die Felswand. Die Opaline schlüpfte zwischen sie und folgte jeder Bewegung Andins. Dieser beschirmte sie mit der Hand, um ihr Licht zu verbergen, und warf einen verstohlenen Blick in den angrenzenden Gang. Er hatte ein leises Geräusch gehört.
    Korta und Muht waren dort, in einem Felsgemach, das von den Flammen erhellt wurde. Aber es war auch ein regloser Körper zu erkennen, der auf einem großen, waagerechten Rad ausgestreckt lag.
    »Ihre Augen werden dich nie mehr quälen.«
    Dieser Satz war von einer Grabesstimme aus dem Nichts gesprochen worden. Auch Imma hatte ihn gehört. Eine unaussprechliche Furcht stieg in ihr auf, als sie die Stimme erkannte: Es verschlug ihr den Atem, und sie sank ohnmächtig zwischen die Felsen. Nun

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