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Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magali Ségura
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niemand den Streit, der sich aufzuschaukeln schien. Aber das war im Augenblick nicht das Wichtigste. Erwan kehrte schon im Laufschritt zurück.
    Andin hoffte trotz allem so sehr, Elea heilen zu können, dass er dem Akaler das Füllhorn geradezu aus der Hand riss.
    Er hatte bemerkt, dass die junge Frau ihr Füllhorn stets auf die Wunden gelegt hatte, um sie zu heilen. Andin strich mit dem Anhänger über sie, jedoch ohne eine Wirkung zu erzielen. Nur ein Licht flammte auf und erhellte ihre Haut unter dem durchnässten Hemd. Der junge Mann fuhr wieder mit dem Schmuckstück über sie, dann noch einmal. Sogar die Wunden an ihrer Wange, ihrem Hals und ihren Händen schlossen sich nicht. Andin wünschte sich ihre Heilung, betete darum, aber bei Elea tat sich nichts. Chloe beschrieb immer noch dasselbe Bild und dieselben Qualen. Andin war nur der Dritte Sohn des Königs von Pandema, nur der Dritte. Er würde sein Füllhorn niemals erben, er würde nie die Macht haben, sich seiner zu bedienen.
    Verzweifelt legte er der jungen Frau die Kette um den Hals. Wenn sie sich einen Gegenstand wünschte, verfuhr sie so. In diesem besonderen Fall wusste er nicht, ob irgendetwas erscheinen würde, aber er nahm ihre Hand, um sie auf das Füllhorn zu legen.
    Eleas Finger hatten nicht die Zeit, den Anhänger zu berühren. Ein durchscheinender Dunst stieg aus dem Füllhorn auf und umfing sie. Ihr Körper wurde von Krämpfen geschüttelt. Der Dunst drang in alle Poren ihrer Haut. Elea wurde steif und begann, wie am Spieß zu schreien. Ihre Schreie zerrissen die Luft ebenso wie ihre heftigen Bewegungen: Es kostete Andin und Joran die größten Anstrengungen, Elea an der Wasseroberfläche zu halten. Dann sackte sie kraftlos zusammen, als hätte sie ihren letzten Atemstoß ausgehaucht. Im selben Augenblick wurde Chloe ohnmächtig.
    Die Unwirklichkeit dessen, was sich abspielte, hatte alle anderen gelähmt. Eine ebenso eindringliche wie flüchtige Erscheinung. Welche Auswirkungen hatte dieser Dunst nur? War er aus Eleas Körper hervorgedrungen? Er war so durchscheinend gewesen wie eine der Feen. War es also eine von ihnen gewesen?
    Es gab keine Antwort. Sogar Joran schwieg angesichts all dieser Fragen.
    Erwan hob seine kleine Tochter auf. Sie öffnete mühsam die Augen, wandte sich aber sofort wieder Elea zu. Andin sah sie reglos an und umklammerte den immer noch bewusstlosen Körper. Was hatte er getan? Chloe lächelte.
    »Sie schläft. Victoria schläft«, seufzte sie freudig und sank in die Arme ihres Vaters.
    Im ersten Augenblick konnte das niemand glauben. Elea war immer noch von Wunden bedeckt. Zudem war ihr Gesicht so feucht von Tränen und Wasser, dass es recht schwer war festzustellen, ob sie wirklich aufgehört hatte zu weinen. Aber ihre Züge wirkten entspannt.
    Die Bewohner des Verbotenen Waldes lachten und weinten noch mehr.
    Andin gewann seine Ruhe zurück und streichelte das schlafende Gesicht. Sein Herz glaubte Chloe. Sein Mund näherte sich Eleas Lippen. Einen Moment lang keimte angesichts des tiefen Schlafs der jungen Frau wieder Furcht in ihm auf.
    »Lass sie schlafen«, riet Joran.
    Andin sah Chloe wieder an.
    »Sie träumt von dir«, sagte das Kind und lächelte trotz seiner Schwäche schelmisch.
    Der junge Mann zog Elea behutsam an sich und flüsterte ihr zu:
    »Träum die schönsten Träume, die es auf diesen Welten gibt, meine Liebe– wir werden sie gemeinsam in die Tat umsetzen.«
    Er küsste sie noch einmal.
    Chloe ihrerseits musste sich nun dem Blick ihrer Mutter stellen. Die Liebe ihres Vaters war ihr geblieben, aber sie wusste um den tiefen Hass, den Selene auf diese Fähigkeit der Scylen hegte. Chloe wagte es nicht einmal, sich ihres Zweiten Gesichts zu bedienen, um herauszufinden, was ihre Mutter dachte.
    »Verzeih mir, Mama«, sagte sie ganz leise.
    »Was soll ich dir verzeihen?«
    »Ich habe diese Macht, die du verabscheust.«
    Sie spürte, wie die Arme ihrer Mutter sie umfingen und sie mit der üblichen Unbeholfenheit an sich drückten.
    »Mein Engel, du bist mein Kind! Wie kannst du nur glauben, dass ich dir das übel nehmen könnte? Ich habe diese Macht einst gehasst, weil sie den Männern innewohnte, die mich quälten. Aber ich bin sicher, dass von dir nichts Böses ausgehen kann. Als ich mich auf deine Geburt vorbereitet habe, habe ich mehrere Wünsche geäußert. Du scheinst sie alle zu erfüllen. Und einer davon war…«
    »…dass ich so klug wie Papa werden sollte.«
    Bei diesen Worten schlang Erwan die

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