Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition)

Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition)

Titel: Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magali Ségura
Vom Netzwerk:
»bitte« aussprach.
    Einen Moment lang starrte er ihr wie gelähmt ins Gesicht; dann fiel er auf die Knie. Die Freude darüber, sie zu sehen, rief ihm zugleich die Schrecken der Verbotenen Gesetze ins Gedächtnis. Eline hatte ein ungutes Gefühl. Sie wusste, was jedem drohte, der ihr Gesicht sah. Aber sie musste es versuchen, in der Hoffnung, eines Tages keine Schleier mehr tragen zu müssen. Sie wollte nur nicht, dass es den Stallburschen traf. Und, wenn sie es recht bedachte, auch nicht, dass irgendein anderer sterben musste. Sie hatte wirklich nicht den Mut, sich ein Gemetzel mitanzusehen.
    »Loic, ich flehe dich an! Ich werde niemandem je sagen, dass du mein Gesicht gesehen hast. Gib mir nur zwei Pferde. Schnell!«
    Es fiel ihm sehr schwer, sich zu beeilen, aber der Tonfall der Prinzessin deutete auf Schwierigkeiten hin– wahrscheinlich mit ihrer Anstandsdame. Noch wusste niemand, dass Mistra tot war. Also führte Loic rasch zwei weiße Pferde herbei, die er sattelte, ohne den Blick von Elines Gesicht zu wenden. Eline trat an ihre Schwester heran und half ihr auf.
    »Das hier ist die letzte Anstrengung, Elisa.«
    »Elisa?«
    Der Stallbursche fiel angesichts dessen schon wieder auf die Knie. Da er sich auf Prinzessin Elines porzellanhelle Haut konzentriert hatte, hatte er die zarten Gesichtszüge des zweiten jungen Mädchens darüber ganz vergessen. Einen Moment lang kniete er mit aufgerissenem Mund da. Seine Augen begannen vor Tränen zu glänzen.
    »Ich habe so sehr geweint und gebetet, dass Ihr erwachen möget!«
    »Wirklich? Aber ich habe doch nicht gleich eingegriffen, als Meister Corentin dich gezüchtigt hat. Ich habe dir einen Peitschenhieb eingetragen«, sagte Elisa, die gerührt die Vergangenheit wieder durchlebte.
    »Eine Prinzessin darf ihre Dienstboten hänseln, nicht umgekehrt. Und wenn Ihr wüsstet, wie viele Peitschenhiebe ich seitdem schon bekommen habe. Das war der einzige, den ich zu Recht empfangen habe.«
    Eine Träne rollte ihm über die Wange; seine Augen brannten, als er Elisas Gesicht betrachtete.
    »Darf ich, da ich nun schon das Verbotene gesehen habe, so kühn sein, Euch zu bitten, Eure Haube abzunehmen? Ich habe nie mehr von Euch gesehen als Euer Haar, das Euch über die Schultern fiel, und ich muss sagen, dass es mir die letzten Jahre über schrecklich gefehlt hat.«
    »Entschuldigt, ihr beiden«, sagte Eline, »aber wir müssen los!«
    Doch die junge Prinzessin, die erst vor so kurzer Zeit ins Leben zurückgekehrt war, hatte schon das Band gelöst und ihre Haube abgenommen.
    »Ich habe keine Angst mehr zu sterben«, sagte Loic bewundernd, als er die dunkelblonden Locken herabfallen sah.
    »Wir sind in Gefahr! Der Herzog kann von einem Augenblick auf den anderen auftauchen!«, rief Eline ungeduldig über ihr Säumen aus.
    »Der Herzog von Alekant?«, reagierte der Stallbursche sofort.
    »Ja! Wir müssen ihm um jeden Preis entkommen!«
    »Was?«, schrie er aufgeregt. »Das hättet Ihr doch gleich sagen müssen!«
    Aber schon ertönte Lärm vom Hof her. Es waren Zornesschreie über das Glockengeläut hinweg zu vernehmen.
    »Gottheiten!«, rief Loic laut.
    Er half den beiden Prinzessinnen auf die Pferde und drückte Elisa die Lippen auf die Hand.
    »Galoppiert so schnell ihr könnt über die Brücke, werdet bloß nicht langsamer! Ich kümmere mich um die Sarikeln. Viel Glück, ihr schönen Prinzessinnen!«
    »Lebewohl, Loic«, antwortete Elisa, bevor sie ihr Pferd auf Elines Weisung hin antrieb.
    Die Hufe trommelten widerhallend auf die Pflastersteine; der Ritt begann. Überrumpelt von Korta– und einer Rücksichtslosigkeit, die vorher noch niemand so erlebt hatte– wurden die Diener, die dabei gewesen waren, ihrem König die letzte Ehre zu erweisen, sofort auf die Flucht der beiden jungen Mädchen aufmerksam. Mehrere Personen warfen sich zu Boden, um den Pferden auszuweichen. Sogar die Wachsoldaten, die vor der Brücke postiert waren, hatten nicht mehr die Zeit, ihre Hellebarden zu kreuzen. Sie stürzten beinahe in die Gräben, ebenso wie die Leute, die aus Etel auf die Burg strömten.
    Korta überquerte den Hof bis zum Brunnen und wollte, als er sah, dass die Prinzessinnen ihm zu entkommen drohten, die Sarikeln mit seinem Ring beeinflussen. Da drang ein Holzmeißel mitten in den Balken, neben dem er stand. Loic konnte einfach nicht zielen. Es war ihm nicht gelungen, Korta zu treffen. Aber der Stallbursche hatte schon damit gerechnet, dass er danebenwerfen würde, und hatte sich mit

Weitere Kostenlose Bücher