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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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Freund.
    Unten schlug eine Tür zu. Sie hörte laute Stimmen im Flur und setzte sich auf. In diesem Augenblick flog ihre Schlafzimmertür auf und eine Gruppe vermummter Männer stürzte herein. Bevor sie um Hilfe schreien konnte, wurde sie gepackt und aus dem Bett gerissen. Ihr wurden Arme und Beine gefesselt und dann wurde sie in einen großen schwarzen Sack gesteckt, durch den sie nur undeutlich Vassilikis aufgeregte Stimme hörte. Ein Schuss fiel. Dann wurde der Sack über eine Schulter geworfen, die Treppe hinunter und aus dem Haus getragen. Man warf ihn in einen Wagen, der über eine holprige Straße rumpelte und nach kurzer Zeit zum Stehen kam. Wieder wurde sie von groben Händen gepackt, über eine Schulter geworfen, eine kurze Zeit getragen und dann auf einen Strohhaufen geworfen. Ihr war schwindlig und sie war vor Angst halb tot.
    Erst nach einiger Zeit merkte sie, dass sie sich auf einem Boot befand, das bereits in See gestochen war. In ihrem Kopf drehte sich alles, sie versuchte zu schreien und fiel in eine gnädige Ohnmacht.
    Sie wusste nicht, wie viele Stunden später sie wachgerüttelt wurde. Wieder hing sie über einer Schulter und wieder wurde sie geworfen. Diesmal auf Sand. Irgendjemand zog sie aus dem Sack und schnitt ihre Fesseln durch.
    »Wenn du noch einmal das Festland betrittst, bringen wir dich um«, flüsterte ihr einer der Männer ins Ohr. Dann verschwanden ihre Entführer.
    Als sich ihre Augen wieder ans Sehen gewöhnt hatten, blickte sie sich um. Sie erkannte den halbrunden Hafen, hinter dem die Sonne gerade aufging und den kleinen Strand, auf den man sie geworfen hatte. Sie war nicht einmal hundert Meter von ihrem Haus entfernt.
    Sie war auf Mykonos.

D ER A REOPAG
    Einen Monat nachdem die Türken die Akropolis eingenommen hatten, einigten sich England, Frankreich und Russland darauf, ein autonomes Griechenland unter ihren Schutz zu stellen. Sie versuchten einen Waffenstillstand zwischen den Krieg führenden Parteien zu vermitteln und forderten Ibrahim Pascha auf, das Wüten auf dem Peloponnes einzustellen und nach Ägypten zurückzukehren.
    Die Hohe Pforte lehnte jeden Vermittlungsversuch ab und Ibrahim Pascha sah sich veranlasst seine Anwesenheit in Griechenland mit weiteren Massakern zu unterstreichen. Daraufhin sandten die Schutzmächte ihre Flotten ins Mittelmeer. Diese sollten den Nachschub aus Ägypten unterbinden. Auch zu Lande gab es mehrere Schlachten, bei denen sich Dimitri Ypsilanti auszeichnete.
    Mando bekam von diesen Entwicklungen nur wenig mit. Sie hatte sich in ihr Haus auf Mykonos zurückgezogen und empfing keine Gäste. Nicht einmal Marcus durfte bei ihr vorsprechen und Menschen, die ihr zu den Erfolgen ihres Verlobten gratulieren wollten, wurden an der Tür abgewiesen.
    Nachdem sie sich am Strand ihrer Heimatinsel wieder gefunden hatte, war Mando zu ihrem Haus mehr gekrochen als gegangen. Sie hatte nur einen Mann auf der anderen Seite des Hafens gesehen, der Kleidung nach zu urteilen war es der Pirat Marmellakis. Aber er hatte die Frau im Nachthemd ebenso wenig beachtet wie sie ihn und so gelangte sie, von den Mykoniaten ungesehen, in das Haus, das sie in die Ehe hätte mitbringen sollen. Dort hatte sie die Fensterläden geschlossen gelassen, sich auf ihr Bett gelegt und sich zwei Tage lang nicht von der Stelle gerührt. Dann zwang sie der Hunger zum Aufstehen. In der Küche fand sie ein Glas mit eingemachten Aprikosen, die sie noch im Stehen mit den Fingern herausfischte. Sie entdeckte ein paar Stücke Paximadi, zwiebackähnliches Brot, das sie in Wein tunkte. Wasser war ein Problem. Sie wollte nicht zum Brunnen gehen, beschloss also das Waschen zu vergessen und ihren Durst mit Säften und Wein zu stillen.
    Das Denken fiel ihr schwer, aber sie zweifelte keinen Augenblick daran, dass Dimitri diese Entführung veranlasst hatte. Sie war erschüttert, dass ihm kein anderer Weg eingefallen war, um sie loszuwerden, und dass er offensichtlich auch ihren Tod in Kauf genommen hatte. Sie erinnerte sich, dass sie erst Vassilikis Stimme und dann einen Schuss gehört hatte und zitterte bei dem Gedanken, dass die Männer der geliebten Dienerin etwas angetan haben könnten. Sie schwor sich zu rächen. Aber nicht jetzt. Jetzt war sie viel zu schwach. Später.
    Dimitri Ypsilanti aber war ahnungslos. Als er ein paar Tage später zu seinem Haus zurückkehrte, teilte ihm einer seiner Adjutanten mit, dass Mando nach Mykonos zurückgekehrt wäre. Einem von Kolettis Leuten habe sie gesagt,

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