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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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frühen Nachmittag im Salon gegenüber, als Jaja ins Zimmer trat und den Besuch des Malers Adam Friedel ankündigte.
    Überrascht blickte Dimitri auf.
    »Hast du ihn bestellt?«, fragte er, aber sie schüttelte den Kopf.
    Es stellte sich heraus, dass Graf Kapodistrias dem Maler den Auftrag gegeben hatte Mando ein zweites Mal abzubilden. Er hatte dem Künstler genau aufgetragen, wie er sie darstellen sollte und zu diesem Zweck Friedel auch gleich die richtige Garderobe als Geschenk für Mando mitgegeben.
    »Sie brauchen mir nicht wieder zu sitzen«, sagte der Maler. »Ich werde jetzt eine schnelle Skizze anfertigen und den Rest zu Hause fertig stellen. Ihr Gesicht ist mir immer unvergesslich gewesen, vor allem Ihr Lächeln«, fügte er noch hinzu.
    »Ein Viertel europäisch, drei Viertel griechisch«, meinte Dimitri mit Kennerblick, nachdem Mando über die Pluderhose die beiden Kleider gezogen hatte. Eine lange Kette aus Blutkorallen vervollständigte den Aufzug.
    »Ich werde Sie vor dem Hintergrund einer griechischen Landschaft malen«, erklärte Friedel. »Der Graf besteht darauf, dass Sie neben einer Säule stehen. Dies soll symbolisieren, dass auch Sie eine der Säulen dieses Landes sind.«
    Als Mando viele Jahre später das Gemälde erstmals sah, fiel ihr daran etwas anderes auf. Während ihr Ebenbild zuversichtlich nach vorn zu blicken schien, wurde im Hintergrund eine steile Treppe angedeutet, die in eine unbekannte Tiefe führte.
    »Das ist der Dank für dein Schwert«, meinte Dimitri, nachdem sich der Maler verabschiedet hatte. Wie seine Gegner hatte auch Ypsilanti überall seine Informanten und daher war er bestens über Mandos Bewegungen während seiner Abwesenheit informiert. Er sah sie neugierig an.
    »Warum hast du es ihm geschenkt? Wenn du das Schwert verkauft hättest, wärest du deiner finanziellen Sorgen enthoben gewesen. Ich dachte immer, dass dir Geld das Wichtigste ist!«
    »Es gibt Dinge, die sind unverkäuflich«, sagte sie steif.
    »Wie der grüne Kasten?«
    »Zum Beispiel.«
    »Wem würdest du den schenken?«
    »Dir«, sagte sie, ohne zu überlegen.
    »Und was wünschst du als Gegenleistung?«
    Jetzt war der Augenblick gekommen. Jetzt musste sie die richtigen Worte finden, um ihre Zukunft und die ihres Kindes sicherzustellen.
    »Dimitri«, begann sie, »hast du mir eigentlich verziehen?«
    »Schon längst«, erwiderte er großzügig und schenkte ihr noch ein Glas Wein ein.
    Sie stellte das Glas auf den Kaminsims.
    »Es ist besser, wenn ich nicht so viel trinke«, meinte sie hintergründig. »Vor allem jetzt nicht.«
    »Fühlst du dich nicht wohl?«, fragte er und eine Spur von Besorgnis schwang in seiner Stimme mit.
    »Ich kriege ein Kind«, platzte sie heraus.
    Er sprang auf und packte sie an den Schultern. Innerlich bereitete sie sich auf ein Schütteln vor, aber er ließ sie wieder los.
    »Von wem?«, fragte er mit eiskalter Stimme.
    Erschüttert blickte sie ihn an.
    »Unmöglich«, sagte er, »ich habe immer aufgepasst, Mando, es ist unmöglich, dass du von mir ein Kind erwartest!«
    »Dann war es eine unbefleckte Empfängnis!«, funkelte sie ihn an. »Sag selber, von wem anders als von dir könnte ich ein Kind erwarten?«
    Er strich sich über den kahlen Schädel. Vielleicht von jemandem aus Mykonos? Vielleicht war sie schon schwanger gewesen, als sie in Nauplia auftauchte. Das würde eine Menge erklären, vor allem ihr seltsames Bedürfnis, dass er ihr ›alles‹ gäbe. Er erinnerte sich daran, wie er sie in der Nacht nach ihrer Rückkehr behandelt hatte. Keine andere Frau hätte sich danach mit solch einer Begeisterung auf seine edlen Teile gestürzt, schon gar nicht eine Frau, die für ihren unbeugsamen Stolz weltbekannt war. So etwas hätte nur eine sehr verzweifelte Frau getan. Eine Frau, die ihren Bastard jemandem unterschieben wollte. Seine Augen verengten sich. »Du willst mir ein Kuckucksei ins Nest legen!«
    »Dimitri«, sagte sie leise, »warum freust du dich nicht darüber, dass ich dir einen Erben schenke? Warum glaubst du meinem Wort nicht? Warum sollte ich dich anlügen?«
    »Damit ich dich heirate!«
    »Und was wäre daran so schlimm? Du hättest eine Frau, die dir in der bevorstehenden schweren Zeit zur Seite steht.«
    »Eine Frau, die sich überall einmischt!«
    »Die deiner Karriere nur förderlich sein könnte.« Sie hasste die Rolle der Bettlerin, wusste auch, dass sie ihr nicht stand, aber die Zeit, in der sie Forderungen stellen konnte, war vorbei. Trotzdem

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