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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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dass sie nie wieder ihren Fuß aufs Festland setzen würde. Jaja, die an jenem Abend in der Kirche gewesen war, fand es sehr enttäuschend, dass Mando sich nicht von ihr verabschiedet hatte.
    Also hat sie aufgegeben, dachte Dimitri und wartete auf den Brief, in dem sie ihm offiziell die Lösung des Verlöbnisses mitteilen würde, da sie in Windeseile einen ihrer Inselbauern zu heiraten beabsichtigte. Nachts fand er es bedauerlich, dass der warme Körper neben ihm fehlte, aber er versuchte sich einzureden, dass jeder warme Körper zu ersetzen war. Ihm fiel Maria Jannaki ein, die Dienerin aus Argos, deren Körper dem von Mando so geähnelt hatte. Er probierte die ganze Angelegenheit nicht als missglückte Liebesbeziehung, sondern als eine von vielen verlorenen Schlachten anzusehen. Er hatte sich so sehr Mandos vollständige Kapitulation gewünscht, aber man erhielt nicht immer das, wovon man geträumt hat. Nach jener letzten Auseinandersetzung hatte er keinen Anlass anzunehmen, dass Mando Nauplia nicht freiwillig verlassen hatte. Ärgerlich war allerdings, dass sie das Versteck des grünen Kastens ausfindig gemacht und ihn mitgenommen hatte. Aber wenn sie die Zeusstatue verkaufen wollte, würde ihm das zu Ohren kommen, und dann konnte er immer noch handeln.
    Vassiliki begann schon zu glauben, der Sinn ihres Lebens bestünde darin, den grünen Kasten zu stehlen. Es hatte sie sehr gewurmt, dass Dimitri sich dieser Kostbarkeit bemächtigt hatte. Sie brauchte Wochen, ehe sie dahinter kam, dass er ihn in einem Hohlraum hinter der Holztäfelung im Wohnzimmer verborgen hielt.
    Als die vermummten Männer ins Haus eingefallen waren, hatte sie zwar versucht ihrem Püppchen zu helfen, aber ein Warnschuss, der direkt vor ihren Füßen einschlug, hatte sie in ihr Kämmerchen zurückgetrieben.
    Auch sie vermutete, dass Dimitri seine unbequeme Verlobte auf diese Weise hatte loswerden wollen. Sie hatte keine Ahnung, was mit Mando weiter geschehen war, sagte sich nur, dass sie noch leben müsste. Wäre ihr Tod das Ziel gewesen, hätte man sie sicher gleich im Haus ermordet. Der einzige Mensch, der jetzt noch helfen konnte, war Marcus Mavrojenous. Also griff sich Vassiliki den Kasten und traf eine Woche nach Mando auf Mykonos ein.
    Erleichterung und Freude, dass sich Mando in ihrem eigenen Haus befand, wichen schnell Erschütterung und Entsetzen über den völlig verwahrlosten Zustand ihres Schützlings.
    Nachdem sie die übel riechende Mando abgeküsst hatte, riss sie die Fensterläden auf, ging zum Brunnen und holte Wasser. Während dieses in einem riesigen Topf auf dem Herd warm wurde, erledigte sie die notwendigsten Einkäufe. Dies erwies sich als ein Spießrutenlaufen, da sie von jedem gefragt wurde, ob, warum und für wie lange Mando Mavrojenous jetzt wieder Mykonos beehrte. Zu Marcus ging sie nicht.
    Die Nachricht würde sich schnell genug verbreiten und es war auch nicht ratsam, dass Marcus seine Geliebte in ihrem augenblicklichen Zustand sah.
    »Ich will ihn überhaupt nicht sehen«, trug Mando ihr auf, als Vassiliki sie in der Zinkwanne abschrubbte.
    »Was sagst du da?«
    »Dass ich ihn nicht sehen will. Ihn nicht und auch sonst niemanden. Sag allen Besuchern, dass ich ein Schweigegelübde abgelegt habe. Ich bete für Griechenland und darf in meiner Andacht nicht gestört werden.«
    Vassiliki nickte nachdenklich.
    »Du glaubst also, dass du auf diese Weise deine Schwangerschaft vor aller Welt geheim halten kannst? Mando, das ist unmöglich! Das Kind wird frühestens Ende September geboren, jetzt haben wir erst Juli und du willst den ganzen heißen Sommer lang dein Haus nicht verlassen?«
    »Nirgends ist es kühler als zwischen diesen dicken Wänden, wo ich mit meinem dicken Bauch liegen werde«, meinte Mando.
    »Aber wenn deine Zeit gekommen ist …« Vassiliki war ratlos.
    »Dann bist du ja da.«
    »Ich! Ich bin doch keine Hebamme!«
    »Warst du nicht dabei, als ich geboren wurde?«
    »Da habe ich nur geholfen.«
    »Also weißt du, was man machen muss.«
    »Das ist schon so lange her.«
    »Dann freunde dich eben mit der Hebamme an und geh ein paarmal mit ihr mit. Du wirst schon alles richtig machen. Ich vertraue dir. Nur dir«, fügte sie noch hinzu und lächelte. Vassiliki lächelte nicht. Nur fünf Worte, dachte sie, wenn ich die sage, habe ich ihr Vertrauen für alle Zeiten verloren.
    »Marcus vertraust du nicht?«, fragte sie.
    Mando warf einen Schwamm nach ihr.
    »Du bist doch sonst nicht so dumm! Seinetwegen nehme ich

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