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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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Unterrichtswesen zu reformieren. Sie sprach mit ihm über Pappas Mavros, und was für ein Glück sie gehabt hätte bei ihm in die Schule gehen zu dürfen.
    »Überall im Land haben Popen heimlich Schüler ausgebildet«, berichtete sie, »aber die meisten Priester sind selber nur mäßig gebildet. Es müssen gute Lehrer ins Land kommen!«
    Sie war dankbar, dass sie in Nauplia Menschen wie Kapodistrias und Kolokotronis kennen gelernt hatte. Die Gespräche mit ihnen versöhnten sie mit den Gräueln der Nacht. Wobei keine Nacht der anderen glich, und es sogar Augenblicke gab, in denen ihr Körper die Liebkosungen des Prinzen als durchaus angenehm empfand. Es ist also ein Gerücht, dass man einen Mann lieben muss, um an seiner Umarmung Gefallen zu finden, dachte sie, und das ließ für die Zukunft hoffen.
    Trotz gegenteiliger Beteuerung würde Dimitri sie natürlich heiraten, sobald sie ihm ihre Schwangerschaft gestand. Wenn er nach der jetzt bevorstehenden Schlacht zurückkehrte, würde sie ihn mit Bedauern in der Stimme darüber informieren, dass alle seine Vorsichtsmaßnahmen nichts gefruchtet hätten. Zeus würde Hera ehelichen müssen.
    Als sie an einem der nächsten Tage Kapodistrias aufsuchte, fand sie ihn totenbleich an seinem Schreibtisch sitzen. Das Haar, das sich über der edlen Stirn wellte, schien weißer geworden zu sein, schwarze Ringe lagen unter seinen schönen Augen und der sonst so sinnlich wirkende Mund war wie verknittert. Jetzt sieht er wirklich alt aus, dachte Mando betroffen und wartete auf die schlechten Nachrichten, die er ihr übermitteln würde.
    »Die Akropolis ist gefallen«, sagte er tonlos. »Mehr als ein Jahr konnten wir sie verteidigen, jetzt ist sie wieder in türkischer Hand! Ganz Athen …«
    Er konnte kaum weitersprechen. Nach und nach erfuhr Mando, was geschehen war, und sie vergoss bittere Tränen, als sie hörte, dass das griechische Ersatzheer unter dem Engländer Cochrane bei Phaleron vernichtend geschlagen worden war.
    »Wo bleibt das Ausland!«, rief sie empört. »Wer vertreibt Ibrahim?«
    Kapodistrias sah sie traurig an.
    »Wenn wir nicht schnellstens Hilfe von außen erhalten, besteht Gefahr, dass unser freies Griechenland ein Traum bleibt«, sagte er leise. »Ich habe alle diplomatischen Hebel in Bewegung gesetzt und jetzt können wir nur noch hoffen. Schickt das Ausland keine Armeen – dann gnade uns Gott!«
    »Was kann ich tun?«, fragte Mando atemlos. »Bei der nächsten Schlacht ziehe ich mit!«, fügte sie dann hinzu.
    »Ich würde mir auch wieder ein Schwert umgürten«, sagte der fast Sechzigjährige, »wenn ich noch ein brauchbares hätte!«
    Mando kam eine Idee.
    »Entschuldigen Sie mich für eine halbe Stunde?«, bat sie und verließ das Zimmer. Als sie zurückkehrte, hielt sie das mit Diamanten besetzte Schwert in den Händen. Feierlich überreichte sie es Kapodistrias.
    »Dieses Schwert hat Konstantin dem Großen gehört«, sagte sie, »ich habe es von meinem Vater geerbt und würde es als eine Ehre empfinden, wenn ich es Ihnen schenken dürfte!«
    Kapodistrias umarmte Mando. In seinen Augen standen Tränen.
    Mando hatte keine Ahnung, dass jeder ihrer Schritte von Dimitris politischen Gegnern beobachtet wurde. Mit Misstrauen und großem Argwohn sahen die Anhänger von Jannis Kolettis, Mavrokordatos und den Mavromichali-Brüdern, dass sie im Hause des Ministerpräsidenten ein und aus ging. Mando Mavrojenous hatte sich militärisch in den letzten Jahren zurückgehalten und daraus schlossen sie, dass die junge Frau jetzt politische Ambitionen hegte. Es war leicht zu erraten, was für welche. Diese Männer, die sich nichts anderes vorstellen konnten, als dass Griechenland nach der Befreiung ein unabhängiges Königreich werden würde, war der Gedanken ein Gräuel, dass so reformerische Geister wie Ypsilanti und seine künftige Frau die Geschicke des Landes lenken könnten.
    »Königin Mando«, spottete Kolettis. »Sie würde über Griechenland herrschen wie Hera über den Olymp. Das muss auf jeden Fall verhindert werden!«
    Als den Männern zu Ohren kam, dass die Mykoniatin das berühmte Schwert ihres Vaters Kapodistrias geschenkt hatte, war das Maß voll. Es wurde ein Plan geschmiedet, um den Einfluss der jungen Frau auf die wichtigen Männer ein für alle Mal zu unterbinden.
    Schwer angeschlagen kehrte Dimitri von der Schlacht um Athen zurück. Nicht einmal der Anblick von Mando in ihrem aufregendsten Kleid konnte ihn aufmuntern. Schweigend saß er ihr am

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