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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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Mandos Wissen verbrachte Vassiliki wöchentlich eine Stunde bei Zakarati. Diese hatte die Dienerin einmal auf der Straße angesprochen und händeringend um einen Besuch gebeten. Vassiliki log ihrer ehemaligen Herrin vor, dass Mando an einem Buch arbeite und daher ungestört sein wolle. Sie empfange ja nicht einmal ihren Cousin, von dem sie früher unzertrennlich gewesen wäre. Ansonsten ginge es ihr ausgezeichnet und nach Fertigstellung ihres Buches würde sie bestimmt wieder mit ihren alten Freunden und natürlich auch mit ihrer Mutter Kontakt aufnehmen.
    Bei der Frage, wann Ypsilanti die Tochter zu heiraten gedenke, schließlich nähere sie sich schon bedenklich dem Ende des gebärfähigen Alters, wurde Vassiliki von einem so scheußlichen Hustenkrampf gepackt, dass Zakarati um das Leben der alten Dienerin fürchtete und ihr eiligst einen Becher Wasser brachte.
    Später teilte Vassiliki Mandos Mutter mit, dass Ypsilanti erst sichergehen wolle den Krieg zu überleben. Der große Mann dürfe sich jetzt nicht mit Sorgen um Weib und Kind belasten. Unter dem Siegel der Verschwiegenheit flüsterte sie Zakarati das große Geheimnis zu: »Mando und Dimitri Ypsilanti werden die ersten Monarchen eines freien Griechenlands sein!«
    Zufrieden lehnte sie sich zurück. Zakaratis Gesicht erstrahlte. Wie schwer war es gewesen, dieses Mädchen zu bändigen, aber ihre harte Arbeit hatte endlich Früchte abgeworfen! Wer hätte gedacht, dass dieses rebellische Kind sie zur Königinmutter machen würde!
    Vassiliki fügte noch hinzu, dass Mando natürlich nicht nur an ihrem Buch schreibe, sondern sich zurzeit auch in ihre künftige Rolle hineinarbeite.
    »Wer könnte ihr besser dabei behilflich sein als ihre Mutter!«, rief Zakarati, worauf Vassiliki zusammenbrach und schluchzend erklärte, dass sie dann ihre Stellung los wäre. Sie habe Mando das Versprechen geben müssen, dieses Geheimnis niemanden zu verraten, schon gar nicht der Mutter, für die sie ein besonderes Überraschungsfest geplant habe, auf dem es zur großen Versöhnung kommen sollte.
    Vassiliki versprach ihre ehemalige Herrin auf dem Laufenden zu halten. Sobald die Mode-Kataloge aus Paris eingetroffen seien, werde sie ihr genau beschreiben, wie Mando sich für Hochzeit und Krönung zu kleiden gedenke.
    Zakarati war dankbar, dass sich ihre Tochter endlich mit den wirklich wichtigen Dingen im Leben beschäftigte und vor allem nicht mehr in Männerkleidung oder der scheußlichen Inseltracht herumlaufen würde.
    »Und jetzt?«, fragte Vassiliki, als das kleine Mädchen in Mandos Armen eingeschlafen war. »Willst du dein Kind jetzt sein ganzes Leben lang in diesem Haus eingesperrt halten? Jetzt, im Herbst können wir ja die Fenster geschlossen halten, aber was soll ich denn im Sommer den Nachbarn sagen, wenn sie mich fragen, was für ein Kind in unserem Haus schreie?«
    »Sie sieht überhaupt nicht aus wie der kleine Jorgo in Lakka«, sagte Mando, die immer wieder alle Finger und Zehen gezählt sowie Augen- und Mundform genauestens untersucht hatte. »Sie ist wunderhübsch! Ich bin nicht dafür bestraft worden, dass ich meinen Cousin liebe!«
    »Liebst du ihn denn immer noch?«, fragte Vassiliki.
    »Darum werde ich ihm dieses Kind geben. Er ist verheiratet und kann ja sagen, dass er es von einer armen Frau zur Adoption gekriegt hat. Das wäre sogar die Wahrheit! Vassiliki, geh zum Hafen und schau, ob da irgendein fremdes Boot liegt, das uns nach Paros bringen kann.«
    Vassiliki rührte sich nicht. »Wie hast du dir das vorgestellt?«, fragte sie. »Willst du das Kind einfach vor seine Tür legen, so wie das die armen Leute mit ihrem Nachwuchs tun?«
    Mandos Mund lächelte, aber ihre Augen blickten hart. Sie würde nicht heimlich nach Paros reisen, im Schutz der Nacht das Kind aussetzen und wieder verschwinden. Sie hatte vor, mit dem Säugling auf dem Arm in Marcus' Haus aufzutauchen, mit ihm und seiner Frau Tee zu trinken und ihnen das Kind anzuvertrauen, das vor ihre Tür gelegt worden sei. Marcus würde wissen, dass es seine Tochter war und verstehen, warum sich Mando monatelang eingeschlossen hatte. Er würde sich schuldig fühlen und es bitter bereuen, dass er ihre Liebe verraten hatte.
    Aber sie würde ihre Tochter nicht wie armer Leute Kind nur mit einer Windel ausstatten. Sie würde ihr das Kostbarste mitgeben, das sie besaß: den grünen Kasten. Sie war überrascht, dass Vassiliki von dieser Idee begeistert war.
    Allerdings fand die Dienerin, dass die Abreise

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