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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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Sie stellte sich vor, wie Marcus' langes glattes schwarzes Haar ihre Brüste streichelte, seine Zunge erst ihren Mund erforschte und ihr dann wieder sein Zeichen einbrannte. Sie vermeinte die Schwere seines Körpers zu fühlen und spürte die Hitze dort, wo lange kein Feuer mehr gebrannt hatte.
    »Marcus!«, schrie sie wieder dorthin, wo der Zipfel von Paros im Dunst verborgen lag. Ein Zittern führ durch ihren Körper. Sie setzte sich rasch auf, blickte sich erschrocken um und atmete erleichtert aus. Es war kein Mensch im Tal. Leider.
    Die neue Mando forderte nicht mehr. Sie bettelte.
    Voller Misstrauen musterte Zakarati die Tochter, die ihr immer fremd geblieben war, deren renitente Arroganz sie hingegen nur zu gut kannte. Aber Mandos Überheblichkeit hatte einer milden Demut Platz gemacht, die Zakarati beunruhigte. Bescheiden hatte Mando ihre Mutter um einen Zuschuss für die Reise nach Nauplia gebeten.
    »Ich muss jede Münze umdrehen«, wies Zakarati sie ab.
    »Bitte, Mutter, ich brauche ja nicht viel …«
    »Du hast deine ganze Aussteuer verschleudert. Jetzt musst du die Konsequenzen tragen.«
    »Dann gib mir bitte wenigstens das Geld, das du für meine Diamanten gekriegt hast. Oder die Diamanten, falls du sie nicht verkauft hast.«
    Ein böses Glitzern erschien in Zakaratis Augen, als sie nur sagte: »Verklag mich doch!«
    Mando stand auf, packte den Stuhl bei der Lehne und stellte ihn mit einem lauten Knall auf den Holzboden.
    »Genau das werde ich tun! Und dann wirst du auch noch Strafe obendrauf bezahlen!«
    Ohne sich zu verabschieden, verließ sie das Haus ihrer Mutter.
    Zakarati blickte ihr zufrieden nach. So kannte sie ihre Tochter.
    Kalo Livadi, dachte Mando, ich werde Philemon und Baucis besuchen und an nichts denken. Für die meisten Probleme findet sich eine Lösung, wenn man nicht zu intensiv über sie nachdenkt.
    Aber als sie auf der Steinbank saß, konnte sie sich das Denken nicht verbieten. Sie blickte übers Meer, sah am Horizont ein kleines Boot und dachte an Zeiten, in denen sie genug Geld gehabt hatte ganze Kriegsschiffe auszurüsten. Genau darum bin ich jetzt arm, überlegte sie.
    Vielleicht half es, wenn sie sich auf das Bett legte und ein bisschen schlief. In den vorangegangenen Nächten war sie kaum zur Ruhe gekommen, weil sie immer wieder über ihre Geldsorgen nachgedacht hatte.
    Hoffentlich kommt der Bauer nicht, dachte sie noch, bevor sie einschlief. Der Mann musste in der vergangenen Woche in der Hütte gewesen sein, denn die fadenscheinige Decke war durch eine dicker gewebte in bunten Farben ausgetauscht worden. Außerdem war der Garten versorgt und das Öl in der Lampe nachgefüllt worden.
    Der Mann, der sein Boot auf den Strand zog, sah schon von weitem, dass die Hüttentür offen stand. Endlich, dachte er, endlich. Trotzdem blieb er noch einen Augenblick am Strand stehen und sah hinüber zu der Insel, von der er am Morgen weggesegelt war. Noch konnte er umkehren. Sein Leben war friedlich und beschaulich geworden, ein kleines Glück, wie er es nannte. Wenn er ehrlich mit sich selber war, was ihm in diesen Zeiten schwer fiel, gab er ihm auch einen anderen Namen: Einsamkeit.
    Aber er glaubte, dass es ihm gelungen sei, das ganz große Gefühl, das einst sein Herz und sein Leben beherrscht hatte, tief in seinem Innern zu begraben. Wenn es gelegentlich nach oben zu kriechen drohte, nahm er sein Boot und fuhr nach Kalo Livadi. Er redete sich ein, dass er dort nach seinem Gärtchen und dem Haus sehen müsste, aber er kam sich dabei vor wie ein Katholik, der ein Grab pflegte.
    Das erste Anzeichen von anderem Leben war ihm wenige Monate zuvor aufgefallen. Byrons Buch hatte nicht an seinem gewohnten Platz in der Nische gelegen und jemand hatte Sand und Käfer aus der Hütte gefegt. Er stellte sich vor, einfach in der Hütte wohnen zu bleiben, bis sie wiederkäme. Nie wäre es ihm eingefallen, sie in Mykonos-Stadt zu besuchen, aber die Hütte war etwas anderes. Sie war eine Welt für sich. Dort war er ein junger Mann, in Liebe zu seiner Cousine entbrannt.
    Seine Frau wusste, dass er um die Zeit des Vollmondes regelmäßig seinen Besitz in Mykonos inspizierte und manchmal ein paar Tage dort blieb. Sie konnte nicht wissen, dass er nachts in Kalo Livadi auf einer Steinbank saß, auf den Strand blickte und jeden Augenblick damit rechnete, dass dort ein Mädchen einen wilden Tanz aufführen würde.
    Irgendwann würde sie sich wieder bei den Yaludes einreihen wollen und dann müsste er ihr

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