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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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Flur.
    »Wohnt ihr alle noch hier?«, fragte Mando.
    »Und noch eine Person mehr«, meinte Vlachos und hob ihr einen Säugling entgegen.
    Poppy führte sie in den Salon, setzte sich dann ebenfalls auf einen Sessel und berichtete. Nach Mandos Auszug hatte das Trio ausgerechnet, dass es die Miete für das Haus zusammen bezahlen könnte. Poppy, die von Jorgo schwanger war, brauchte einen Ehemann und als solcher hatte sich Aristoteles Vlachos angeboten.
    Mando blieb der Mund offen stehen.
    »Meine ehemalige Frau hat nämlich einen Weg entdeckt, wie sie nach den neuen Gesetzen doch Geld von mir verlangen kann«, erklärte Vlachos, »nur, wenn ich eine neue Familie zu ernähren habe, gibt es eine Möglichkeit, ihren Forderungen zu entkommen.«
    »Es hat sich also nichts geändert«, meinte Poppy fröhlich, »außer, dass ich verheiratet bin und ein Kind habe.«
    »Verheiratet nur auf dem Papier«, brummte Vlachos.
    Besorgt sah Poppy ihre frühere Herrin an.
    »Finden Sie das sehr unmoralisch?« Keineswegs, versicherte Mando, sie werde es ihr sogar beweisen, indem sie zwei Zimmer im Haus zu mieten wünsche.
    »Die haben wir noch«, meldete sich Vlachos.
    Habe ich wirklich einmal geglaubt, dass mich dieser Hanswurst vor Gericht vertreten könne, fragte sich Mando. Ich muss ziemlich verzweifelt gewesen sein. Das wäre sie wahrscheinlich immer noch, wenn sie Marcus nicht bei sich gehabt hätte.
    Dieser war nicht nur über das heruntergekommene Domizil entsetzt, sondern auch darüber, dass er sich mit Mando ein Zimmer teilen sollte. Vassiliki stimmte zu.
    »Mein Hühnchen, das geht wirklich nicht! Marcus ist verheiratet!«
    »Das weiß doch niemand in Nauplia. Hier kennt man ihn als meinen Adjutanten.«
    »Ein Grund mehr, dass er nicht in deinem Zimmer schlafen kann.«
    »Vassiliki, das wird doch niemand außer uns wissen!«
    Letztendlich einigten sie sich darauf, dass offiziell Mando und Vassiliki in einem und Marcus im anderen Zimmer schlafen würde. Da es sich um die Dachkämmerchen handelte und Vassiliki Poppy versprochen hatte alles selber in Ordnung zu halten, konnten Marcus und Mando jede Nacht ungestört zusammen verbringen. Das Schlüsselloch hatten sie zugestopft und an die Türränder Stoff geklebt.
    Auch Marcus schaffte es nicht, dass Mando beim Innenminister vorgelassen wurde. Aber er riet ihr, Ministerpräsident Kapodistrias beim Kirchgang aufzulauern.
    »Sobald er dich erkannt hat, wird er dir auch zuhören. Er hat damals dafür gesorgt, dass du Geld gekriegt hast, und er wird dir wieder helfen«, meinte er.
    Da sie sich noch gut daran erinnern konnte, dass der Graf eine elegante Erscheinung zu würdigen wusste, richtete sie sich am Morgen des 9. Oktober 1831 besonders sorgfältig her. Erst als jedes Löckchen saß und jede Falte richtig fiel, machte sie sich zusammen mit Marcus auf den Weg zur Kirche des Heiligen Spiridion.
    »Am besten du wartest am Eingang«, flüsterte ihr Marcus zu, der einen Bekannten entdeckt hatte, mit dem er sich rasch im Kafenion gegenüber verabredete.
    »Auch wieder in Nauplia?«, hörte sie eine etwas spöttische Stimme. Sie wandte sich um und blickte in die Augen eines der Mavromichalis-Brüder.
    »Guten Tag«, erwiderte sie steif und blickte wieder geradeaus.
    Eine Männergruppe näherte sich, aus der Kapodistrias herausragte.
    Mando ging auf ihn zu.
    »Graf!«, rief sie. Er trat aus der Gruppe heraus. In dem Moment wurde neben ihr ein Schuss abgefeuert. Mando schrak zusammen. Sie blickte von der rauchenden Pistole in Konstantin Mavromichalis Hand in die Augen von Kapodistrias, in denen sich Überraschung und Trauer widerspiegelten. Dann fiel noch ein Schuss. Diesmal aus der Pistole von Jorgo Mavromichalis, der auf der anderen Seite der Kirchentür gestanden hatte. Mando erkannte die Pistolen und schrie, bis sie das Bewusstsein verlor.
    »Es ist nicht deine Schuld«, flüsterte Marcus, als er ihr den Tee ans Bett brachte. »Er hatte so viele Feinde und es gibt so viele Pistolen.«
    »Ich habe es doch nur getan, um Dimitri zu ärgern«, schluchzte sie. »Und jetzt ist es beinahe so, als ob ich Kapodistrias mit dem Schwert meines Vaters selber durchbohrt …«
    Sie setzte sich auf.
    »Marcus, das Schwert! Jetzt, wo der Graf tot ist, muss ich es zurückhaben!«
    »Das geht leider nicht«, informierte sie Marcus, »er hat es weiter verschenkt.«
    »Was!«
    »An General Maison, als Dank für seine Hilfe beim Befreiungskampf. Dein Schwert befindet sich nun in Frankreich.«
    Sprachlos

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