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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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versorgt zu sein. Geschah ihr ganz recht, dass auch sie jetzt allein war.
    Bevor sie Nauplia endgültig verlassen hatte, war Mando noch ein Gedanke gekommen, wie sie ihre Fähigkeiten nutzbringend einsetzen könnte. Nach dem Vorbild der französischen Salons hatte sie in ihrem Haus eine Art Begegnungsstätte einrichten wollen. Schließlich lebten sie in hochinteressanten Zeiten!
    Nach dem russisch-türkischen Krieg war der Friede von Adrianopol unterzeichnet worden, in dem die Hohe Pforte das Erste Londoner Protokoll anerkannte. Dieses hatte die Errichtung eines autonomen Griechenlands innerhalb der Grenzen des Osmanischen Reiches gefordert. Den Engländern aber gefiel es überhaupt nicht, dass sich Russland als Befreier Griechenlands aufspielte. Sie verfassten ein Zweites Londoner Protokoll, das Griechenland die volle Souveränität zusagte. Aus lauter Angst vor den Russen ließen sich die Türken das Diktat der Westmächte gefallen. Die Grenze des neuen griechischen Staates wurde gezogen, die im Norden vom Golf von Volos bis nach Arta verlief. Bis auf Kreta, Samos, Chios, viele andere Inseln, Makedonien, Epirus und den größten Teil Thessaliens war Griechenland jetzt also frei. Aber was sollte das Land mit seiner Freiheit anfangen? Ein Problem bestand auch darin, dass den Griechen keines ihrer wichtigen Handelszentren zugesprochen worden war, sondern diese immer noch zum Osmanischen Reich gehörten. Nicht nur auf der Landkarte, auch in den Köpfen herrschte ein gehöriges Durcheinander und kaum jemand konnte dabei noch die Übersicht bewahren. Grund genug, fand Mando, einen Salon einzurichten, in dem sich die gebildete Oberschicht über die Zukunft von Hellas den Kopf zerbrach und wo Ideen zur Gestaltung des neuen Staates geboren werden konnten.
    Die Schutzmächte hatten darauf bestanden, Griechenland in eine Erbmonarchie zu verwandeln. Gesucht wurde ein König, am besten einer aus einem neutralen Reich, damit sich die Alliierten nicht in die Haare gerieten.
    Ein Prinz aus deutschen Landen schien die beste Lösung zu sein und alle Beteiligten hatten sich auf Prinz Leopold von Sachsen-Coburg geeinigt. Der sagte zunächst zu, lehnte dann aber ohne Angabe von Gründen dankend ab. Es wurde gemunkelt, dass Kapodistrias dabei seine Hände im Spiel gehabt haben soll. Aus Angst vor eigenem Machtverlust sollte er Prinz Leopold zugeraunt haben, die Lebensfähigkeit des neuen Griechenreiches sei höchst fragwürdig. Prinz Leopold ließ sich dann doch lieber die belgische Königskrone aufsetzen. Also sah man sich zurzeit unter den deutschen Prinzen nach einem neuen Kandidaten für das Königsamt um.
    Mando hatte viel Geld für die Umgestaltung ihres Empfangsraums, für elegante Häppchen und Getränke und das Verschicken der Einladungskarten zur ersten Zusammenkunft in ihrem Salon ausgegeben. Dafür hatte sie wieder einmal von dem wenigen Schmuck, der ihr geblieben war, verkaufen müssen. Als der Tag kam, stand Jorgo parat, um den Besuchern die Tür zu öffnen, und Poppy, um die Tabletts herumzureichen. Mando saß in ihrem neu geschneiderten Kleid auf dem Sofa und wartete aufgeregt auf ihre Gäste. Niemand hatte abgesagt.
    Gegen Mitternacht musste sie sich eingestehen, was die Uhr geschlagen hatte: Niemand war gekommen. Mando Mavrojenous war nicht einmal eine Absage wert. Sie flüchtete am nächsten Tag nach Mykonos.
    Und jetzt war sie aus dem Haus ihrer Mutter geflüchtet. Kalo Livadi, dachte Mando, ich muss irgendwohin gehen, wo ich glücklich gewesen bin. Vielleicht finde ich da am Strand etwas, das mich an gute Zeiten erinnert. Vielleicht sehe ich die Yaludes und kann endlich wieder tanzen.
    Da ihr Pferd längst verkauft war, lieh sie sich einen Esel und ritt in Richtung Ano Mera. Alle Knochen taten ihr weh, als sie nach über einer Stunde von dem schaukelnden störrischen Tier stieg und es an einem Baum nahe jener Hütte band, in der sie so unvergessliche Stunden erlebt hatte. Sie blickte aufs Meer und lächelte versonnen, als sie die Felsengruppe im Wasser sah, die einst in ein mit Dampf betriebenes Kriegsschiff verwandelt worden war, um die Türken zu vertreiben.
    Damals war sie noch jemand gewesen! Hunderte von Menschen hatten ihre Anordnungen befolgt, sie war bejubelt und geachtet worden. Jung war sie gewesen, schön und von allen Männern begehrt. Auf Händen hatte man sie getragen und an ihren Lippen hatte man gehangen. Sie war die Heldin von Mykonos gewesen! Ein Generalleutnant der griechischen Armee! Wo war das

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