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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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hörte wie von fern den Klang einer Musik, die sie nur einmal zuvor vernommen hatte.
    »Marcus!« Sie griff nach seiner Hand. »Schau, die Yaludes!«
    Mando kniff die Augen zusammen, konnte die Silhouetten der tanzenden Frauen am Ufer nur undeutlich erkennen, hatte das Gefühl, durch sie hindurch das glitzernde Meer zu sehen. Sie wollte sich losreißen, aber Marcus hielt ihre Hand in einem Eisengriff fest.
    »Vergiss die Yaludes«, sagte er, »ich bin doch hier!«
    Er drehte ihren Kopf zu sich und küsste sie hart auf die Lippen. Als sie wieder zum Wasser blickte, war die Erscheinung verschwunden.
    »Schade«, murmelte sie, »ich hätte so gern einmal wieder getanzt.«
    Zwei Tage und zwei Nächte verbrachten sie in der Hütte. Dann war es Zeit für Marcus, die Segel zu setzen.
    »Ich muss nach Nauplia«, teilte er ihr mit, »es gibt Ärger …«
    »Nauplia!«, unterbrach sie ihn. »Da muss ich auch hin!«
    »Nein, Mando«, sagte er leise, »so einfach geht das nicht …«
    Schnell setzte sie ihn ins Bild, versprach ihm nicht lästig zu fallen, aber er möge sie bitte mitnehmen, sie wisse sonst nicht, wie sie an ihr Geld kommen könnte.
    »Du und das Geld«, stöhnte er, versprach aber, sie und Vassiliki in zwei Tagen am Hafen von Mykonos abzuholen.
    Mando war überglücklich. Sie hatte nicht nur eine Möglichkeit gefunden nach Nauplia zu reisen, sondern würde dabei auch noch von dem wichtigsten Menschen in ihrem Leben begleitet werden!
    »Was für einen Ärger gibt es denn?«, wollte sie von Marcus wissen, nachdem sie ihn abgeküsst hatte.
    »Miaulis. Der englandfreundliche Admiral hat sich zusammen mit den Rebellen von Hydra gegen Kapodistrias erhoben, versucht das Arsenal der Marine zu erobern und wird demnächst wahrscheinlich unsere Flotte versenken.«
    »Was!«
    »Du hast dich in letzter Zeit wohl nicht viel mit dem Geschehen in unserem Land beschäftigt?«
    Entgeistert schüttelte Mando den Kopf.
    »Dann kann ich dir nur sagen, dass sich dein Freund Kapodistrias überall Feinde gemacht hat. Der gute Diplomat kümmert sich zu sehr um die Auslandskontakte und hat sich trotzdem bei England und Frankreich unbeliebt gemacht. Er herrscht zu autokratisch und unterdrückt die letzten Spuren von Selbstverwaltung. Ist dir klar, Mando, dass die Gemeinden unter den Türken fast mehr Selbstständigkeit hatten?«
    »Paros ist also unzufrieden mit unserem Ministerpräsidenten«, bemerkte Mando spitz.
    »Nicht nur Paros. Und nicht nur die Inselaristokraten. Beinahe alle ersten Familien des Landes. Auch die liberalen Intellektuellen. Die landlosen Bauern. Er ist der falsche Mann für unser Land.«
    »Er hat mit dem Piratenwesen ganz gut aufgeräumt«, verteidigte Mando ihren alten Freund, »er richtet Schulen ein und hat die Verwaltung in Ordnung gebracht …«
    »Ihm fehlt die Übersicht«, unterbrach Marcus, »er ist etwas zu selbstherrlich.«
    »Und was ist mit Kolokotronis?«, erinnerte sie an den markanten Krieger mit dem langen weißen Haar.
    »Er ist Kapodistrias Freund und treu wie Gold, natürlich. Jannis Kolettis tut alles, um ihn in Misskredit zu bringen. Auch der Herr, dessen Namen ich deinen Ohren nicht zumuten will, unterstützt Kapodistrias und tut viel Gutes für unser Land. Aber es schwelt ein Bürgerkrieg und darum muss ich nach Nauplia.«
    »Nur um dein Ohr an den Puls der Zeit zu legen?«
    »Du traust mir wohl gar nichts zu?«
    »Doch«, sagte sie leise. »Alles. Wenn wir nur zusammen sind.«
    Marcus hatte Recht gehabt. Admiral Miaulis war es tatsächlich gelungen, am 13. August bei Poros die Regierungsflotte in die Luft zu jagen. Wie viel Wut muss in diesem Mann gesteckt haben, fragte sich Mando, die sich jetzt darüber ärgerte, dass sie so viele wichtige Entwicklungen verpasst hatte. Wie konnte es sein, dass zwei so großartige und befähigte Männer nicht an einem Strang zogen, um Griechenland zu neuer Blüte zu bringen? Wie sollte das Land jemals wirklich unabhängig sein können, wenn sich seine bedeutendsten Führer freiwillig den Großmächten auslieferten und deren Zwistigkeiten auf dem Rücken des griechischen Volkes austrugen? Gut, als Ibrahim Pascha durch das Land tobte, hatte auch sie die Hilfe des Auslands ersehnt und gefordert, aber jetzt war der türkisch-ägyptische Alptraum vorbei, und Hellas sollte eigentlich kein Kindermädchen mehr brauchen.
    Als Erstes suchte sie in Nauplia ihr altes Haus auf. Zu ihrer Überraschung öffnete Poppy die Tür. Hinter ihr sah sie Aristoteles Vlachos im

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