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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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hätte sich wahrscheinlich aus starkem Trockengras einen neuen Besen gebastelt, alles aus der Hütte geräumt, eimerweise Wasser verteilt und dabei auch noch fröhlich gesungen.
    Mando setzte sich stattdessen auf die Steinbank, von der große Stücke abgebröckelt waren. Ihr fiel wieder ein, weshalb sie gekommen war. Philemon und Baucis. Die beiden Bäume waren nur wenig gewachsen, hatten vielleicht etwas dickere Stämme. Winterstürme, Saharawind, Ungeziefer und mangelnde Versorgung waren ihnen nicht anzusehen. Die silbrig grauen Blätter raschelten leise. Mando blickte zu ihrem Esel. Sie hatte eine Spitzhacke mitgebracht, um den Wurzeln von Philemon und Baucis zu Leibe zu rücken. Aber sie rührte sich nicht. Durfte sie denn das Einzige zerstören, das sich allen Elementen widersetzt hatte, vom Chaos unberührt, schön und stark geblieben war?
    Die Bergschluchten von Naxos zeichneten sich deutlich ab, daneben der kleine Zipfel von Paros.
    Mando stand auf und streckte die Arme aus.
    »Marcus!«, schrie sie. »Marcus!«
    Vassiliki erwartete sie bereits an der Tür. »Du musst sofort zu deiner Mutter!«, drängte sie.
    »Wieso? Stirbt sie?«, fragte Mando, die sich vorgenommen hatte, nie wieder ihre Mutter zu besuchen.
    »Nein.« Vassiliki zog Mando ins Zimmer, schob ihr einen Stuhl hin und drückte ihr ein Glas starken unverdünnten mykoniatischen Weins in die Hand. Misstrauisch blickte Mando erst auf das Getränk, dann auf Vassiliki.
    »Raus damit!«, befahl sie. »Was ist los?«
    Vassiliki zögerte. »Stefano«, sagte sie schließlich.
    »Er ist hier?«
    »Bei deiner Mutter.«
    »Immer noch verrückt?«
    »Schlimmer denn je.«
    Mando verengte die Augen. »Wie ist er dann hierher gekommen?«, fragte sie.
    »Geh zu deiner Mutter!«
    Vassilikis Mund war ein schmaler Strich.
    Auf alles war Mando vorbereitet, nur nicht darauf, Marcus im Salon ihrer Mutter wieder zu begegnen. Er begrüßte sie mit einer steifen Verbeugung.
    »Kind«, sagte ihre Mutter, »du musst mir helfen!«
    Das ist ja ganz was Neues, dachte Mando grimmig und schwieg.
    »Es handelt sich um deinen Bruder Stefano«, erklärte Marcus, ohne sie anzusehen. Seine Stimme klang belegt und er sah bleich und gealtert aus.
    »Was immer es ist, ich kann ihm nicht helfen«, sagte Mando und wandte sich wieder zur Tür. Sie wollte nur noch fliehen.
    »Marcus hat ihn aus Paros hierher gebracht. Er liegt im Sterben«, sagte Zakarati mit flacher Stimme, »und er hat nur noch einen Wunsch. Er will mit dir sprechen.«
    »Wo ist er?«
    Beide richteten die Augen nach oben. Mando verließ das Zimmer und kletterte die steile Treppe ins Obergeschoss hinauf.
    »Stefano?«, fragte sie flüsternd, als sie das abgedunkelte Zimmerchen betrat.
    »Mando?«
    Seine Stimme kam wie von weit her.
    »Komm zu mir.«
    Sie schob einen Hocker an das Bett und fasste ihren Bruder an die brennend heiße Stirn.
    »Du bist sehr krank«, flüsterte sie. »Streng dich nicht so an.«
    »Ich muss mit dir reden.«
    Die Stimme klang kräftiger, aber sie erschrak, als sich ihre Augen an das Halbdunkel gewöhnt hatten. Stefano sah ausgezehrt aus und wie ein Mann von mindestens sechzig.
    »Ich weiß, wer unseren Vater getötet hat. Und warum.«
    »Still, Stefano, schone deine Kräfte.«
    »Du bist in Gefahr, Mando, das muss ich dir sagen.«
    »Er war bereits da, der Räuberhauptmann. Vassiliki hat ihn umgebracht. Du musst dich um nichts mehr sorgen. Es ist vorbei.«
    »Selim?«, fragte Stefano.
    »Selim?«, echote Mando.
    »Ali Paschas Sohn …«
    »Du hast Fieber, Stefano, schlaf ein bisschen, morgen geht es dir besser.«
    »Ich sterbe, Mando, ich habe keine Zeit. Wenn du weißt, wo der grüne Kasten ist, schick ihn zurück nach Jannina, zu Ali Paschas Sohn Selim.«
    »Ein großer grober Mann mit gelben Zähnen und kleinen schwarzen Vogelaugen?«
    Stefano machte ein zustimmendes Geräusch. »Du hast ihn gesehen?«, fragte er mühsam.
    »Ja. Er ist tot.«
    »Gut.«
    Sie griff nach einer schlaffen Hand und drückte sie leicht.
    »Es ist vorbei«, sagte sie, und das war es dann auch.
    Totenbleich erschien sie im Salon ihrer Mutter.
    »Er ist heimgegangen«, verfiel sie in die Sprache ihrer gesellschaftlichen Kreise, setzte sich auf einen Stuhl und blickte zu Boden. Zakarati schrie und rannte aus dem Zimmer.
    Marcus und Mando waren allein.
    »Mein Beileid«, flüsterte er.
    Ein leerer Blick aus dunkelbraunen Augen traf ihn. Er trat einen Schritt zurück.
    Mando stand auf.
    »Kümmere dich um meine Mutter«,

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