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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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keinen Augenblick zögern.
    Selim hatte Mando in den Salon gestoßen und packte sie jetzt grob bei den Schultern.
    »Die Tochter von Nikolaos Mavrojenous!«, zischte er. »Die Tochter! Auf die Idee bin ich nicht gekommen! Da haben wir den Sohn umsonst gequält.«
    »Wer sind Sie?«, fragte Mando kühl und versuchte das Zittern ihrer Knie unter Kontrolle zu behalten.
    »Der rechtmäßige Besitzer eines grünen Kastens mit wunderschönem Inhalt! Ich weiß jetzt, dass du ihn hattest. Wo ist er?«
    Mando zuckte mit den Schultern und erwiderte: »Wenn wir den gleichen Kasten meinen, kann ich es Ihnen leider nicht sagen. Er ist mit vor einigen Jahren aus meinem Haus gestohlen worden.« Ihr fiel etwas ein: »Sie sollten Admiral Tombasis dazu befragen.«
    »Seine Männer haben ihn mir ja zurückgebracht! Aber er ist mir wieder gestohlen worden.«
    »Dann hätten Sie besser darauf aufpassen sollen!«
    Er versetzte ihr eine Ohrfeige, dass sie rückwärts aufs Sofa fiel.
    »Durchsucht das ganze Haus!«, rief er seinen Männern zu, näherte sich dann Mando und sah sie mit gefährlich glimmenden Augen an. »Also, meine Schöne, raus mit der Sprache! Du entkommst mir nicht!« Mit einer Hand packte er sie an einer Schulter, mit der anderen riss er ihr das Kleid vorne auf. »Mit dir kann ich noch schönere Spielchen spielen als mit deinem Bruder.«
    Vassiliki, die das Zimmer kurz verlassen hatte, sah bei ihrer Rückkehr entsetzt, wie er Mando mit einem weiteren Ruck das Kleid gänzlich zerriss. Starr vor Angst ließ Mando sich alles gefallen, was mit ihr geschah, sie zermarterte sich den Kopf, wie sie den gewalttätigen Eindringling ablenken könnte. Er hatte sich gerade die Schärpe vom Leib gerissen, als Vassilikis Stimme von der Tür kam.
    »Kouklaki!«, rief sie.
    Er hielt inne und wandte sich um. Mando konnte nur denken, dass ihre Dienerin verrückt geworden sein musste. Wie konnte sie in einem solchen Augenblick auf die Idee kommen, sie Püppchen zu nennen?
    Vassiliki hielt die linke Hand auf.
    »Kommen Sie, Herr«, krächzte sie, »ich weiß, wo der grüne Kasten ist!«
    Selim ließ von Mando ab und näherte sich der Frau mit den seltsam vertrauten kleinen schwarzen Augen.
    »Ich kenne dich doch«, murmelte er, als er dicht vor ihr stand und auf sie hinabblickte.
    »Das stimmt!«, erwiderte sie, zog die rechte Hand hinter dem Rücken hervor und stieß ihm mit aller Macht das Fleischmesser in den Bauch.
    Er krümmte sich, griff mit der Hand automatisch nach dem Schaft, starrte die alte Frau aus harten schwarzen Vogelaugen noch einmal an und öffnete den Mund.
    »Kouklaki«, sagte sie wieder, »weißt du noch?«
    Ein Schimmer des Erkennens trat in seine Augen, bevor sie brachen.
    Mando hielt starr vor Entsetzen die Hand an den Mund. »Die anderen Männer!«, flüsterte sie. »Was jetzt?«
    »Tu, was ich sage«, befahl Vassiliki.
    Als wenige Augenblicke später sich die anderen Männer an der alten Frau auf dem Flur in den Salon vorbeischieben wollten, schüttelte sie den Kopf und deutete aufs Schlüsselloch.
    »Ich würde jetzt lieber nicht stören«, flüsterte sie. »Er hat gesagt, ihr sollt schon mal vorgehen und euch selber was zum Amüsieren suchen.«
    Trotzdem öffnete einer der Männer die Tür, schloss sie aber sogleich wieder.
    »Der Alte lässt sich auch nichts entgehen«, sagte er zu den anderen, die sich nacheinander zum Schlüsselloch beugten. Sie sahen die Rückseite ihres Herrn, der mit heruntergezogener Hose zwischen den Beinen der nackten Frau auf dem Teppich lag und sich ruckartig bewegte.
    Lachend verließen die Männer das Haus.
    Vassiliki riss die Tür auf.
    »Sie sind weg!«, rief sie Mando zu, die ihren Unterleib immer noch verzweifelt gegen den Körper des Toten stieß.
    Mando schob den Mann weg, blickte entgeistert auf ihre über und über mit Blut verschmierte Haut und begann zu schreien.
    »Hör auf!«, rief Vassiliki und gab ihr zum ersten Mal in ihrem Leben eine Ohrfeige.
    »Es ist niemand da. Komm in die Küche, da waschen wir alles ab.«
    Mando deutete auf den Mann am Boden. Sie versuchte etwas zu sagen, konnte aber nur einen Kehllaut hervorstoßen.
    »Später.«
    Bevor Vassiliki eine Decke über die Leiche warf, sah sie sich ihren Sohn noch ein letztes Mal an. Ich habe dir das Leben gegeben, dachte sie, und ich habe es dir wieder genommen, weil du nur Unglück in diese Welt gebracht hast. Es war richtig so und trotzdem zerreißt es mir das Herz.
    Sie machte den Mund zu einem schmalen Strich und

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