Die Rebellin
sollte erst in einem Monat losgehen!«
»Alexander Ypsilanti hat Verrat gewittert und mit Freiwilligen der heiligen Kompanie die russische Grenze am Pruth überschritten! Aber alles ist schief gegangen«, brach es aus Jakinthos heraus. Marcus reichte Mando ein Papier. Sie las laut vor:
»Erinnern wir uns, tapfere und edelmütige Griechen, der Freiheit des klassischen Griechenlands, der Schlachten bei Marathon und den Thermopylen; lasst uns über den Gräbern unserer Ahnen kämpfen, die für unsere Freiheit fochten und gestorben sind. Vergießen wir das Blut unserer Tyrannen für die Schatten des Thebaners Epamiondas und des Atheners Thrasybulus, vor allem aber für jene des Miltiades, Themistokles, Leonidas und der dreihundert, die aus der unzählbaren Masse des barbarischen Perserheeres ein Vielfaches ihrer eigenen Zahl mit in den Tod nahmen – die Stunde ist gekommen, in der wir deren Nachfahren vernichten werden, die uns so viel barbarischer und verachtenswerter noch sind als jene es waren!«
Sie blickte fragend auf. »Schöne Worte, aber was ist geschehen?«
Die beiden Männer sahen sich an und schüttelten die Köpfe. Marcus stand auf und blickte aus dem Fenster auf eine in Lumpen gehüllte Frau, die eine Gänseherde vor sich hertrieb.
»Sie würde uns auch nicht verstehen«, sagte er kaum hörbar, hob dann seine Stimme: »Die einfachen Bürger fühlen sich offensichtlich nicht von den Türken unterdrückt – höchstens von uns, den einflussreichen Griechen, die für den Sultan in den Balkanländern die Macht ausgeübt haben.«
»Nun sag schon, was ist passiert?«, fragte Mando ungeduldig. Sie erfuhr, dass Alexander Ypsilanti die Moldau und die Walachei zum Widerstand aufgerufen, aber kein Echo bei der Bevölkerung gefunden hatte.
»Hilft Russland denn nicht?«, wollte Mando wissen.
Marcus lachte bitter. »Der Zar, dieser träumende Mystiker, hat sich von dem Unternehmen distanziert. Ich sage euch, da steckt wieder dieser grässliche Metternich dahinter …«
»… aber es bleibt eine Tatsache, dass die einfachen Bürger, wie du sie nennst, Ypsilanti nicht gefolgt sind«, gab Jakinthos mit leiser Stimme zu bedenken. »Sicher, die Rumänen lieben die Türken nicht, aber die griechischen Aristokraten, die im Auftrag des osmanischen Reichs in Bukarest regieren, haben sich auch keine Freunde gemacht. Ypsilanti träumt von einem griechischen Reich in den Grenzen von Byzanz, es wäre aber vernünftiger, den Aufstand nur aufs alte Hellas zu begrenzen. Dann hätten wir es zumindest nur mit unseren eigenen Leuten zu tun, und das wird schon schwer genug werden.«
»Was können wir unternehmen?«, fragte Mando.
»Darum wollten wir mit Ihnen sprechen«, antwortete Jakinthos. »Sie haben finanzielle Mittel …«
»Habe ich nicht«, unterbrach sie ihn.
»Schmuck«, sagte Marcus leise und sah sie an. Ein kleiner Schauer lief ihr über den Rücken, als sie an jenen Tag auf Tinos dachte, der ihr Leben und Denken verändert hatte, an den Tag, an dem Marcus zunächst nur ihren Schmuck berührt hatte. Die Spannung, die sie dieses Mal in Marcus' Gegenwart vermisst hatte, war plötzlich wieder da und verschlug ihr die Sprache.
Jakinthos legte ihr Schweigen falsch aus.
»Sie müssen Ihren Schmuck nicht verkaufen, nur gewissermaßen verpfänden. Nach dem Krieg können Sie von unserer freien Regierung alles zurückfordern …«
»Natürlich verkaufe ich den Schmuck«, sagte Mando scharf. Sie riss sich zusammen und vermied es, Marcus anzusehen. »Aber ob es für ein Schiff mit Waffen, Kanonen und Mannschaften reicht? Was ist mit Ihren Schiffen?«, fragte sie Jakinthos.
»Die habe ich bereits zur Verfügung gestellt. Sie warten auf Hydra auf das Kommando.«
»Was kann ich noch tun?«, fragte Mando.
»Zu den reichen, bequemen und unendlich eigennützigen Mykoniaten sprechen«, meinte Marcus. »Sobald Bischof Germanos das Kommando zum Aufstand erteilt, werden wir eine Versammlung einberufen. Würdest du unsere Hauptrednerin sein?«
Sprachlos starrte ihn Mando an.
»Wieso sollten die Männer auf mich, eine Frau, hören?«
»Weil Sie Mando Mavrojenous sind«, erwiderte Jakinthos, »von Pappas Mavros vorzüglich vorbereitet, schön, reich, unnahbar. Noch überzeugender als die Bobolina von Spetsä! Kein Mann wird Ihnen widerstehen können«, schloss er leise und sah Mando mit so sehnsüchtigen Augen an, dass sich Marcus zwingen musste auf seinem Stuhl sitzen zu bleiben.
»Du musst nicht deinen schönen Schmuck
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