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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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von uns gibt es eine Aufgabe. Ich will meinem Land nach besten Kräften helfen. Ich bin bereit all mein Wissen, meinen gesamten Besitz, meine ganze Zeit, Energie und Kraft dafür hinzugeben, dass Griechenland sich von dem Joch befreit, das uns zum Spott der Geschichte gemacht hat.« Sie blieb vor einem alten Mann stehen und sah ihm ins Gesicht. »Wie viel Enkel hast du?«
    Verwirrt hob der Mann die Hand und begann an seinen Fingern abzuzählen.
    »Danke«, sagte Mando, »also sehr viele. Sollen sie in Freiheit oder Sklaverei aufwachsen?«
    Innerhalb von einer Stunde hatte Mando 150 Soldaten rekrutiert, zum größten Teil Diener der reichen Mykoniaten, die wohlwollend den Worten der jungen Frau gelauscht hatten. Geldgeschenke wurden versprochen und viele Geldscheine und Münzen in den großen Kasten auf dem Tisch hinter Mando geworfen. Ein Mann namens Marcos Niorthos bot sich als Kapitän der Mannschaft an und versprach Mando am nächsten Tag seine Referenzen zu bringen.
    »Dein Wort genügt«, sagte sie, da sie wusste, dass er bereits der Blakaris-Familie treu gedient hatte.
    »Ich würde lügen, wenn ich behauptete zu wissen, wie unsere Revolution ausgehen wird«, sagte Mando, »aber sie kann nicht fehlschlagen, wenn wir alle zusammenhalten. Wir müssen uns als eine große griechische Familie sehen, in der wir unsere internen Streitigkeiten zugunsten der großen Sache zurückstellen. Jeder von euch kann so berühmt werden wie Achill oder Odysseus, einem jeden von euch ist ein Platz in der Geschichte gewiss.«
    Sie war selber überrascht, wie leicht es ihr fiel, vor einer so großen Menge zu reden, wie sie durch das andächtige Zuhören der Männer beflügelt wurde und wie ihr auch auf Zurufe immer gleich die richtigen Worte einfielen.
    Sie hatte nicht bemerkt, dass sich Pappas Mavros in einer Ecke des Saals hinter eine Säule gesetzt hatte und mit großer Befriedigung die Früchte seiner Arbeit erntete. Immer wieder hatte er sie in den vergangenen Jahren dazu angehalten, ihm freie Vorträge über die unterschiedlichsten Themen zu halten, er hatte seine Haushälterin, seinen Kutscher und Diener dazugeholt und sie aufgefordert Mando mit unsinnigen Bemerkungen zu unterbrechen, ihren Rhythmus zu stören und hatte Mando bestraft, wenn sie sich aus der Fassung hatte bringen lassen. Er hatte sie in der Rhetorik so geschult, dass ihr unmerklich inventio, loci, disposito, elocutio und memoria in Fleisch und Blut übergegangen waren.
    Natürlich hätte er dasselbe wie sie vortragen können, aber erstens hätte er als Mann und Pope nie so viele Menschen in einen Saal locken können und zweitens sorgten ihre Schönheit, Eleganz und Unnahbarkeit dafür, dass selbst jene Menschen von ihr gefesselt wurden, die, satt und bequem, nicht den geringsten Wunsch verspürten irgendetwas an ihrer eigenen Situation oder der ihres Landes zu verändern.
    »Gibt es noch Fragen?«, erkundigte sich Mando jetzt, als sie den Schal um ihre Schultern legte.
    »Ja, ich habe eine Frage.«
    Überrascht blickte Mando zu Jakinthos, der sich erhoben hatte und sie fest anblickte.
    »Ich bitte um Ihre Hand, Mando Mavrojenous. Heiraten Sie mich und ich verspreche Ihnen, nicht nur der beste und liebevollste Ehemann zu sein, den Sie finden können, sondern Ihnen auch bei unserer Sache mit allem, was mir zur Verfügung steht, zu dienen. Du voran, Mando, ich folge.«
    Der Ruf wurde sofort aufgegriffen. »Du voran, Mando, wir folgen!«, klang es durch den Saal.
    Es wurde wieder still, als Jakinthos sich vor Mando stellte. »Mando Mavrojenous, Sie wissen, dass mein Leben Ihnen gehört«, sagte er. »Werden auch Sie mir gehören?«
    Marcus, der neben Mando stand und ihr ab und zu ein Glas Wasser gereicht hatte, kniff die Lippen zusammen. Warum gab er es nicht auf? Wollte er jetzt in aller Öffentlichkeit zurückgewiesen werden? Er hatte Jakinthos mehr Feingefühl zugetraut.
    Pappas Mavros war beeindruckt. Vielleicht hatte er den jungen Mann unterschätzt. Es gehörte sehr viel Mut zu einem so öffentlichen Antrag. »Mando voran, wir folgen dir«, murmelte er zufrieden.
    Mando hob eine Hand und berührte Jakinthos' Schulter, als wollte sie ihn adeln.
    »Jakinthos Blakaris«, sagte sie laut und vernehmlich, »ich fühle mich geehrt. Und ich lehne Ihren Antrag nicht ab …« Sie hörte wie Marcus das Glas Wasser mit einem lauten Knall auf den Tisch stellte. Jakinthos' Augen leuchteten, er griff nach Mandos Hand und küsste sie, aber Mando sprach schon weiter:

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