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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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»… aber gerade Sie, Jakinthos Blakaris, sollten Verständnis dafür haben, dass ich keinen Mann heiraten kann, der nicht in Freiheit lebt!«
    Sie hob beide Hände, sah so hinein in den Saal, dass jeder der Anwesenden glaubte, sie würde nur ihn allein ansehen – auch ein Kunststück, das sie von dem Popen gelernt hatte – und schloss: »Wenn Griechenland frei ist, bin auch ich frei, zu heiraten. Vielleicht werden dann Sie der Mann sein, dem ich mein Leben anvertraue.«
    Der Schal rutschte von ihren Schultern, sie selber bückte sich, um ihn aufzuheben und gönnte den Anwesenden einen Blick auf Ihren Brustansatz.
    Pappas Mavros erhob sich und ging durch die Hintertür still aus dem Saal. Am Hafen wartete das Boot, das ihn nach Tinos zurückbringen würde. Er warf einen Blick auf den sternenübersäten Himmel und sandte ein Dankgebet zu dem Gott, mit dem er so oft gehadert hatte.
    »Du hast sie im rechten Moment geschickt, Herr, ich danke dir, dass ich dein Werkzeug sein durfte.« Er bedauerte es zutiefst, dass die Nonne Pelagia, seine engste Vertraute, immer noch an ihr Schweigegelübde gebunden war. Zu gern hätte er diesen Augenblick des Triumphs mit einem anderen Menschen ausgekostet.

M YKONOS
    Nach der Proklamation des Bischofs Germanos vom 25. März 1821 überschlugen sich die Ereignisse. Fast überall erhoben sich die Griechen gegen ihre Besatzer, vor allem in den alten Widerstandszentren, bei Patras, im südlichen Taygetos, am oberen Alpheios, in der Argolis und auf zahlreichen Inseln. Die Türken reagierten irritiert. Die Wut der Muslime richtete sich vor allem gegen die orthodoxe Kirche. Ostern 1821 kam es in Konstantinopel zu Straßenschlachten, in deren Verlauf der 74-jährige Patriarch Georgios IV. und sechs seiner Priester am Tor der griechischen Kathedrale aufgehängt wurden. Alexander Ypsilanti, der Führer der Hetärie der Freunde, blieb vom Pech verfolgt, verlor am 7. Juni auch noch die Schlacht bei Dragatsani und flüchtete nach Österreich. Dort wurde er auf Betreiben des russischen Zaren, der sich sehr ungehalten über die Eskapaden seines ehemaligen Offiziers äußerte, ins Gefängnis geworfen.
    Andere Freiheitskämpfer waren erfolgreicher, und das war wohl in erster Linie der Politik der Hohen Pforte zu danken, die ihre Streitkräfte vor allem auf den abtrünnigen Ali Pascha von Jannina konzentrierte. Der ehemalige Räuberhauptmann bereitete den Türken mehr Kopfzerbrechen, als die rebellierenden Griechen, die sie noch nicht ganz ernst nehmen konnten.
    Mando sah sich auf Mykonos in der seltsamen Lage, 150 Männer, die ihr als Soldaten zur Verfügung gestellt wurden, für die zu erwartenden Gefechte ausbilden zu müssen.
    »Natürlich können die meisten mit Schwert, Pistole und Kanonen umgehen, aber ich habe meine Zweifel, ob sie den türkischen Gegnern beim Kampf Mann gegen Mann gewachsen sind«, sagte sie eines Juninachmittags zu Marcus.
    Sie saßen auf der Steinbank vor der winzigen Hütte, die Marcus nach jener schicksalhaften Begegnung am Strand von Kalo Livadi am Berghang eigenhändig errichtet hatte. Sie hatte dicke Steinwände, in die ein Fenster eingelassen worden war, und bestand aus einem einzigen Zimmer, gerade groß genug für das Bett, das Marcus dort aus Stein gemeißelt hatte. Es gab einen Kamin und eine Wandnische, in der ein paar persönliche Gegenstände aufbewahrt wurden.
    »Der Bauer war ziemlich überrascht, dass ich ihm nur ein Sevgari Land abkaufen wollte«, hatte er Mando erzählt, »er fragte, was ich mit so wenig Land so weit außerhalb der Stadt anfangen wollte.«
    »Und was hast du ihm gesagt?«
    »Dass ich aus religiösen Gründen zeitweilig als Eremit zu leben wünsche. Damit sind wir dann auch vor unerwarteten Besuchen seinerseits geschützt.«
    »Man könnte auch ein kleines Gemüsegärtchen anlegen«, überlegte Mando, »ein paar Weinstöcke, vielleicht. Du hast gesagt, dass es in der Nähe einen Brunnen gibt?«
    Marcus nickte.
    »Es scheint in diesem Tal ungewöhnlich viel Wasser zu geben. Daher haben wir im Frühjahr so viele Blumen hier gesehen. Kalo Livadi – schöne Wiese – ein treffender Name für unser Paradies, findest du nicht?«
    Mando, die ihr Leben lang in großen komfortablen Häusern gelebt hatte und immer von Dienstboten umgeben gewesen war, hatte sich noch nirgends so wohl gefühlt wie in dieser ärmlichen einsamen Hütte. Mindestens zweimal wöchentlich schaffte sie es, sich dort mit Marcus zu treffen, und oft verbrachten sie den

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