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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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angesehen, aber ich habe kein anderes Bedürfnis, als mit Mando in der Steinhütte zu leben, die ich mit meinen eigenen Händen gebaut habe.
    Noch nie hatte Mando vor so vielen Menschen geredet. Ihr Blick schweifte über hunderte, die sich am Hafen versammelt hatten und erwartungsvoll zu ihr hinaufblickten. Sie hatte Trauerkleidung angelegt und hielt in einer Hand einen Olivenzweig mit kleinen weißen Blüten. Sie hob ihn wie ein Dirigent seinen Taktstock und schaffte es, das Murmeln der aufgeregten Menge zu dämpfen.
    »Mykoniaten!«, rief sie. »Schaut euch um! Seht in die Gesichter eurer Brüder und Schwestern aus Chios! Hört euch an, was sie euch von den Gräueln zu berichten haben, die die Barbaren an ihnen und ihren Familien verübt haben! Aber hier seht ihr die Menschen, die noch Glück im Unglück hatten – sie konnten flüchten! Während ich hier zu euch rede, geht das Morden auf Chios weiter! Frauen und Kinder werden abgeschlachtet, Dörfer verbrannt und niemand kommt den Unglücklichen zu Hilfe.«
    »Wir haben kein Geld mehr!«, ertönte eine Stimme aus der Menge.
    »Kein Geld mehr? Habe ich das wirklich gehört?«, schäumte sie. Ihre dunklen Augen schienen glühende Pfeile auszusenden. Marcus, der sich unter die Zuhörer gemischt hatte, blickte bewundernd zu ihr hinauf. Heute ist sie nicht Aphrodite, dachte er, heute ist sie Pallas Athene, die Perseus, Herakles, Jason und Odysseus ihre Hilfe leiht, die dem sinnlos wütenden Kriegsgott Ares Intelligenz und Strategie entgegenstellt und das Gorgonenhaupt auf ihrem Schild trägt.
    »Ihr sprecht von Geld, während andere sterben? Wisst ihr, dass die armen Fischer von Spetsä allen überfallenen Inseln zu Hilfe gekommen sind? Wollt ihr, dass später ein befreites Griechenland mit dem Finger auf die Insel Mykonos weist und unsere Insel zum Symbol der Selbstsucht wird? Aber vielleicht wird es keine Insel mehr geben, auf die man mit dem Finger zeigen kann – mit euch satten, bequemen Bürgern werden die Türken ein leichtes Spiel haben! Denkt nicht, dass sie an Mykonos vorbeifahren werden!«
    Ein halbe Stunde sprach sie eindringlich auf die Mykoniaten ein, während Helfer umhergingen, um Geld von den Zuhörern einzusammeln. Ein kleines Häuflein Münzen wurde vor ihr ausgeschüttet.
    »Das ist alles?«, rief sie empört, nahm das Geld und warf es in die Menge. »Ich habe nicht von Almosen gesprochen, sondern von Opfern! Wollt ihr vor mir, einer Frau, zurückstehen? Ich gebe alles, was ich habe, um Griechenland zu retten!« Aus ihrem Ausschnitt zog sie das Blatt Papier, das ihr Pappas Mavros ausgehändigt hatte. »Seht her, ihr Mykoniaten, sieben Millionen Grossia, das ist meine Aussteuer! Ich schenke sie meinem Land! Anstatt mir davon einen Mann zu kaufen, werde ich dieses Geld für Schiffe, Mannschaften und Kanonen ausgeben. Aber vielleicht verstehe ich euch falsch, ihr tapferen Mykoniaten, vielleicht wollt ihr nicht mit Geld helfen, sondern euer Leben dafür einsetzen, Chios zu helfen.«
    Ein Murmeln ging durch die Menge, als Mando fortfuhr: »In wenigen Tagen wird ein Schiff nach Chios aufbrechen, wer mitfahren will, melde sich bitte bei Jakinthos Blakaris!« Sie machte Anstalten das Podest zu verlassen, bedachte sich dann und rief noch: »Nicht alle Männer sollen nach Osten fahren. Wir brauchen Wachen hier auf Mykonos! Tag und Nacht muss das Meer beobachtet werden, denn bei Chios werden es die Türken nicht belassen.«
    Später begleitete Marcus die völlig erschöpfte Mando nach Hause. »Meine wunderschöne, mutige Amazone«, murmelte er, als er ihren Arm nahm, »aber das war noch nicht das letzte Gefecht des Tages.«
    Fragend blickte ihn Mando aus übermüdeten, rot geränderten Augen an.
    »Deine Mutter stand auch in der Menge«, fuhr Marcus fort, »ich habe sie beobachtet, als du deine gesamte Aussteuer Griechenland geschenkt hast. Vassiliki konnte sie nur mit Mühe davon abhalten, aufs Podium zu stürmen und dir eine Ohrfeige zu versetzen.«
    Mando blieb stehen. »Ich will nicht nach Hause«, sagte sie müde. »Lass uns zur Hütte reiten.«
    Er schüttelte den Kopf. »Es gibt zu viel zu tun. Für dich und für mich.«
    »Aber wie soll ich arbeiten, oder mich einfach nur ausruhen, wenn mir meine Mutter dauernd in den Ohren liegt! Es vergeht kein Tag, an dem wir uns nicht streiten! Sie entzieht mir Kraft, die ich für meine Aufgabe brauche. Zum Glück habe ich Vassiliki«, ein kleines Lächeln zeigte sich in ihren Mundwinkeln. »Wenn sie mir

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