Die Rebellin
Männer mit juwelenbesetzten Schwertern, edles chinesisches Porzellan, Möbel, die von italienischen Meistern angefertigt worden waren, und Gemälde, um die sich jedes französische Museum gerissen hätte.
Aber die beiden Männer, die erwartet hatten, an diesem Abend reiche Geldgeschenke für die Revolution einzusammeln, sahen sich enttäuscht. Es wurden ihnen viele Versprechungen gemacht, aber kaum jemand öffnete eine Geldbörse oder trennte sich von einem Schmuckstück. Oberst Rimbaud sah, wie die Abgesandten vor Wut und Enttäuschung fast an ihrer Vassilopita, dem griechischen Neujahrskuchen, erstickten und er wandte sich Mando zu.
»Mademoiselle«, flüsterte er. »Geben Sie den Herren dieses Geld.« Und er drückte ihr tausend Grossia in die Hand.
Dankbar blickte Mando zu ihm auf.
»Ich schäme mich so«, flüsterte sie zurück. »Hier sitzen wir, tafeln wie die Könige, stellen unseren Besitz zur Schau, während draußen im Land andere ihr Leben aufs Spiel setzen, um uns zu befreien! Wo sollen die Kämpfer den Mut hernehmen, wenn sie sehen, dass die Menschen, die sie befreien wollen, nur an ihr eigenes Vergnügen denken?« Sie weinte fast.
Jakinthos verbeugte sich vor ihr.
»Darf ich mit Ihnen tanzen?«, fragte er und reichte ihr den Arm.
Mando schüttelte den Kopf.
»Ich tanze nicht mehr«, sagte sie verloren und setzte hastig hinzu: »Solange Griechenland nicht befreit ist.«
Fragend blickte der junge Reederssohn den Franzosen an.
»Mademoiselle ist tief betrübt, weil all diese reichen Menschen auf ihrem Geld sitzen«, bemerkte Rimbaud.
»Das lässt sich ändern!«, rief Jakinthos. »Sehen Sie doch, da werden die Tische fürs Kartenspiel zusammengestellt – Silvester ist bei uns der Tag des Kartenspiels«, erklärte er dem Franzosen. »Wartet!«
Jakinthos schwang sich auf einen Tisch, zog sein Schwert und schlug damit gegen den Kronleuchter. Das kristallene Klingeln ließ jeden verstummen, sogar die Musiker hielten inne und alle Blicke waren auf Jakinthos gerichtet.
»Freunde!«, rief er. »Lasst uns das neue Jahr mit einem Hoch auf die neue griechische Regierung beginnen! Hurra!«, rief er. »Hurra!«, fielen andere zunächst zögernd, dann mit wachsender Begeisterung ein.
»Möge uns diese Regierung erfolgreich dienen«, setzte er fort, als wieder Ruhe eingetreten war, »und zum Zeichen, dass wir sie unterstützen, werden wir heute alle Gewinne aus unserem Kartenspiel Mando Mavrojenous aushändigen, die sie an die edlen Herren unseres griechischen Parlaments weiterleiten wird. Diese Herren werden dann dafür sorgen …«, er machte eine kunstvolle Pause und lächelte fein, »… dass unsere Steuerabgaben uns in Zukunft keine Kopfschmerzen mehr bereiten werden!«
Alles jubelte und stürzte sich an die Tische.
Jakinthos sprang herunter und wischte sich die schweißnasse Stirn mit der Hand ab.
Erwartungsvoll sah er Mando in die glänzenden Augen. Sie beugte sich vor und küsste ihn ganz schnell auf den Mund.
»Sie sind mein Held, Jakinthos Blakaris«, flüsterte sie ihm zu und ließ es sich gefallen, dass er ihre Hand mit Küssen bedeckte.
Am Ende des Abends konnte sie Dimitri Ypsilantis Abgesandten mehr als 3.000 Grossia überreichen.
Anfang März tauchte Pappas Mavros auf und versuchte Mando allein zu sprechen. Zakarati sah, dass er etwas im Gepäck mit sich führte und war nicht zu bewegen das Zimmer zu verlassen. Den Cousin, den sie früher so geschätzt hatte, sah sie jetzt als Feind, der ihr die Tochter noch weiter entfremdete. Wenn sie genau darüber nachdachte, hatte er ihr früher auch den Ehemann entfremdet, etwas, was ihr jetzt erst auffiel. Nach Pappas Mavros' Besuchen hatte sich Nikolaos immer zurückgezogen, angeblich, um Briefe zu schreiben. Nie hatte er ihr erzählt, worüber sie in der Abgeschiedenheit des Herrenzimmers diskutiert hatten. »Männersachen«, war sein Kommentar gewesen, wenn sie in ihn drang. Nikolaos Mavrojenous, der nur an hohen Festtagen die Kirche besuchte, hatte Pappas Mavros sicher nicht um Rat in religiösen Dingen gefragt, davon war sie überzeugt. Also ging es wohl eher um Politik, eine Angelegenheit, von der sich ihrer Meinung nach nicht nur Frauen, sondern auch Männer der Kirche fern halten sollten.
Pappas Mavros wusste, wie er seine Cousine loswerden konnte: Er war sich sicher, dass der auf Mykonos hergestellte bäuerliche Kopanasti nicht auf dem Speiseplan der Mavrojenous-Familie stand und bat Zakarati ihm ein Kilo dieses vorzüglichen
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