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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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hatte.
    »Selbstverständlich steht dir unser schönstes Gästezimmer zur Verfügung«, hatte ihre Tante gesagt, aber Mando beharrte auf dem winzigen Zimmer und erklärte, es gefalle ihr, weil sie vom Fenster aus den Hafen überblicken könnte. In Wirklichkeit hatte ihr Marcus eingeschärft, unbedingt dieses Zimmer zu nehmen, und erst nachdem sie eingezogen war, verstand sie, weshalb.
    Als sie sich am ersten Abend auskleiden wollte, hörte sie plötzlich ein seltsames Geräusch, das aus ihrem Wandschrank zu kommen schien. Sie packte ihr Schwert, riss die Tür zum Schrank auf – und hätte Marcus sicherlich erstochen, wenn mehr als nur sein Oberkörper aus einer Luke herausgeragt hätte.
    »Halt, halt!«, rief er, schwang sich aus der Luke und schob sich an Mandos Kleidern vorbei in ihr Zimmer. »Dies ist kein Türkenüberfall, sondern ein Besuch aus dem Zimmer unter dir.«
    Mando ließ sich aufs Bett fallen und schlug die Hände vors Gesicht. »Wie hast du denn das geschafft?«, fragte sie verblüfft.
    »Diese Stelle war vor der Aufstockung des Hauses der Zugang zum Dach«, erklärte er. »Als ich in meinem Wandschrank die Luke entdeckte, wusste ich, dass meine geliebte Cousine eines Tages in das Zimmerchen über mir einziehen würde.«
    »Die verwegene Idee«, lachte Mando und senkte die Stimme.
    »Du brauchst nicht zu flüstern, niemand kommt jemals die Treppe hinauf«, beruhigte er sie, zog ihr Mieder herunter und küsste ihre Brüste. Mando wich ein wenig zurück. Er sah sie fragend an.
    »Es ist die Zeit des Monats«, flüsterte sie mit hochrotem Kopf.
    »Gott sei Dank«, seufzte er, »du bist also nicht schwanger! Ich stehe jeden Monat Todesängste aus.«
    »Du hast doch gesagt, du passt auf?«, fragte sie beunruhigt.
    »Das tue ich auch, aber es kann schief gehen«, sagte er, »so oft, wie wir uns lieben! Wenn du schwanger wirst, müssen wir dich ganz schnell verheiraten, und was wird dann aus uns?«
    »Kann ich als Frau nicht irgendwas dagegen tun?«, fragte sie.
    »Vassiliki wird die richtigen Kräuter wissen«, überlegte er, »aber wie bringst du sie dazu, sie dir zu verraten, ohne dass sie Verdacht schöpft?«
    »Ich sage einfach, dass mich einer meiner Soldaten um das Rezept gebeten hat, weil er nicht wünscht, dass seine Frau sich neben der Sorge um ihn auch noch um ein Kind Gedanken machen muss.«
    Vassiliki hatte sie aus ihren Vogelaugen zwar höchst misstrauisch angesehen, ihr aber doch ein Säckchen mit Kräutern und ein Fläschchen mit einem seltsam riechenden Öl ausgehändigt. »Und falls die Frau doch schwanger wird«, setzte sie hinzu, »dann kenne ich jemanden, der eine Schwangerschaft beenden kann.«
    »Ist das nicht Mord?«, fragte Mando entsetzt.
    Vassiliki hob die Schultern. »Bei manchen Menschen wäre es besser, sie wären nie geboren worden«, erwiderte sie und dachte an ihren Sohn, der sie verraten und den eigenen Vater in den Tod getrieben hatte.
    Trotz ihrer gewaltigen Niederlage im Juni gab sich die türkische Flotte noch nicht geschlagen. Wie ein verwundetes Raubtier war sie jetzt erst recht zum Angriff bereit und segelte im Oktober 1822 Richtung Mykonos.
    Die Wachen, die Mando an der Südküste der Insel hatte aufstellen lassen, ließen Rauchsäulen aufsteigen, das verabredete und gefürchtete Zeichen, dass sich Türken näherten.
    Am Morgen des 10. Oktober zählten die Mykoniaten 56 türkische Schiffe, die vor der Südküste kreuzten. Mit hunderten von Mykoniaten eilte Mando an den Nachbarstrand von Kalo Livadi, Elia, dem sich eine Berberfregatte bereits bedrohlich genähert hatte. Die Mannschaften eröffneten das Feuer auf die Menschen am Strand, irgendjemand zählte sechzig Kanonenschüsse, aber getroffen wurde niemand. Mit ihren Männern zog sich Mando hinter einen Hügel zurück, wo sie beratschlagten, wie sie den Angriff abwehren könnten.
    »Wir können sie nicht daran hindern, auf der Insel zu landen. Seid ihr bereit euch mit den Türken am Strand zu schlagen?«, fragte sie und war dankbar über ein vielstimmiges Ja.
    An jenem Tag aber begnügten sich die Türken und ihre algerischen Verbündeten damit, ihre Macht nur vom Wasser aus zu demonstrieren. Abends waren die feindlichen Schiffe bereits so nah gekommen, dass man die Gespräche an Bord verstehen konnte. Mando lagerte in jener Nacht mit ihren Mannen hinter einem Hügel am Strand.
    Am Morgen des 12. Oktober kam der Angriff. 200 feindliche Soldaten landeten auf dem Strand von Elia.
    »Du voran, Mando, wir folgen!«,

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