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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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Sache damit erledigt?«, erkundigte sich der gemütliche Herr.
    »Sie werden noch von mir hören!«, drohte Mando und folgte dem kleinen Mann ins Vorzimmer.
    »Ich freue mich, dass Sie meinem Rat gefolgt sind«, lächelte der junge Mann sie an, »mit Prinz Ypsilanti als Ehemann wird es Ihnen sicher bald an nichts mehr fehlen.«
    Er zog sich eine Jacke über und bedeutete ihr, ihm zu folgen.
    »Das Haus liegt in der Innenstadt und ist bei den Kämpfen verschont geblieben«, erklärte er. »Es ist kein Palast, wird Ihnen aber bis zu Ihrer Eheschließung sicherlich gute Dienste leisten.«
    Er teilte ihr noch mit, dass dieses Gebäude ein bescheidenes Geschenk der Regierung an eine verdiente Kämpferin sei und bat sie, bei ihrem künftigen Ehegemahl ein gutes Wort für ihn einzulegen, da er sich beruflich zu verändern wünschte. Sie habe ja selber erlebt, dass sein Vorgesetzter weniger zugänglich sei, als seine Statur vermuten ließe.
    »Ich spreche Griechisch, Türkisch und etwas Französisch und bin auf der Suche nach einer Stelle als Schreiber«, erklärte er, »und natürlich kenne ich mich auch mit den Gesetzen aus.«
    Mando blieb stehen und fragte nach seinem Namen.
    »Aristoteles Vlachos«, stellte er sich vor und sah sie erwartungsvoll an.
    »Wenn Sie sich mit den Gesetzen auskennen, werden Sie sicher auch noch Wege wissen, wie ich zu meinem Geld kommen kann?«, fragte sie.
    »Kein Problem«, versprach er, »wir haben ja jetzt den Areopag.«
    Mando bedachte sich nicht lange.
    »Sie können in meinen Dienst treten«, sagte sie langsam, »aber Sie werden verstehen, dass ich Sie erst bezahlen kann, wenn mir das Meine zurückgegeben worden ist. Es wird also in Ihrem eigenen Interesse sein, mich vor dem Areopag gut zu vertreten.«
    »Und wovon soll ich in der Zwischenzeit leben?«, fragte er.
    »Darum kann ich mich nicht kümmern.«
    Bedauernd zuckte er mit den Achseln. »Dann bin ich leider nicht imstande Ihr Angebot anzunehmen«, sagte Aristoteles Vlachos, »ich habe Frau und Kinder.«
    Mittlerweile waren sie vor dem Haus angekommen, das nach seinen Worten die provisorische griechische Regierung der Heldin des Freiheitskampfes geschenkt hatte. Es war zwar nur wenig größer als ihre alte Bleibe, aber es machte von außen einen wesentlich repräsentativeren Eindruck. Aristoteles Vlachos öffnete die Haustür und ließ sie vorangehen. Mando atmete erfreut eine schimmelfreie Luft ein.
    Die Räume waren spärlich, aber geschmackvoll möbliert, die Tapeten hatten zwar bessere Tage gesehen, würden bei Kerzenlicht aber immer noch als edel durchgehen können und die Küche war geräumig, gut gelüftet und verfügte nicht nur über einen großen Herd, sondern auch über fließendes Wasser.
    »Mögen Sie in diesem Haus glücklich sein«, wünschte ihr Aristoteles Vlachos und verabschiedete sich.
    Glücklich, dachte Mando und setzte sich auf einen der Sessel neben dem Kamin im Wohnzimmer, glücklich bin ich nur, wenn Marcus wiederkommt. Ob er wirklich nach Mykonos zurückgekehrt ist? Wo hat er die letzte Nacht verbracht? Vielleicht hat er aus Verzweiflung auf einem der Schiffe angeheuert, die das Piratenunwesen bekämpfen. Vielleicht stürzt er sich in eine Seeschlacht, um mich zu vergessen. Ich wäre auch lieber tot als ohne ihn. Werde ich ihn jemals wieder sehen? Wieder begannen ihre Tränen zu fließen.
    Ihre Sorgen waren unbegründet. Marcus war nach Verlassen des Hauses in eine der Hafentavernen gegangen, hatte sich fürchterlich betrunken und war am Morgen nicht nur mit einem schweren Kopf, sondern auch neben einer Frau aufgewacht, die er am Abend zuvor erheblich schöner gefunden hatte.
    Stolz, einen so attraktiven Fang gemacht zu haben, wollte sie ihn wieder an ihren Busen ziehen, aber er sprang nur wortlos aus dem Bett, warf ihr ein paar Münzen hin, fuhr in seine Kleider und rannte zum Strand. Dort stürzte er sich ins eiskalte Wasser und schwamm weit hinaus bis zu dem vorgelagerten Inselchen der Heiligen Theodora. Er setzte sich auf den Kai der kleinen Festung Burtsi, von den Venezianern Castel da Mar genannt, betrachtete den hohen achteckigen Turm und gestand sich ein, wie ein Esel gehandelt zu haben.
    Wer war er denn, dass er Mando eine so vorteilhafte Ehe nicht gönnte! Er wusste, dass sie nur ihn liebte, und Dimitri Ypsilanti war schließlich kein Adonis wie Jakinthos, dessen Reize ihm hätten gefährlich werden können. Er dachte an Vassilikis Worte, überlegte, ob ihm die Rolle des heimlichen Liebhabers

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