Die Rebellin
durch, hob den Unterkörper so weit sie konnte und wackelte einladend mit ihrem entzückend gerundeten Hinterteil. Der Tropfen Honig, der aus der weit geöffneten schimmernden Muschel auf den zerschlissenen Teppich fiel, zeitigte Folgen, die die inzwischen zurückgekehrte Vassiliki voller Missbilligung durchs Schlüsselloch beobachtete.
Genau so etwas hatte sie schon befürchtet. Wendete Marcus Mavrojenous etwa die Methode an, die Ali Paschas Frauen ihren Liebhabern zugestanden hatten, damit sie nicht von ihnen geschwängert wurden? Das Verfahren, das liebeshungrigen jungen Mädchen in den Dörfern die Erhaltung der Jungfräulichkeit garantierte? Aber wozu? Sie hatte Mando doch Kräuter und Öl gegeben! Erst, als alle beide vor Erschöpfung auf die Seite fielen, erkannte sie, dass ihre Befürchtungen unbegründet gewesen waren, und sie atmete erleichtert auf. Wie verletzlich ihr Püppchen aussah! Wie schön sie war mit ihrem geröteten feuchten Gesicht, und was für ein Glück Marcus hatte ihre weiche Haut berühren zu dürfen!
Vassiliki lief ein Schauer über den Rücken, als sie daran dachte, wie weich die Haut von Frauen war. Das hatte sie in einer Nacht vor vielen Jahrzehnten erfahren, als sie weinend in ihrem Bett lag, weil Ali Pascha aufgehört hatte nach ihr rufen zu lassen. Sie hatte nie zu seinen offiziellen Frauen gehört, die erst dann nicht mehr voller Verachtung auf sie herabgesehen hatten, als sie dem Herrn einen Sohn geschenkt hatte. Zwei italienische Sklavinnen waren zu ihr ins Bett gekrochen, um sie zu trösten, was ihnen vorzüglich gelungen war. Wenn Vassiliki an diese Nacht zurückdachte, schien sie unter ihren Fingern immer noch die samtige Haut der Trösterinnen zu spüren. Obwohl sie damals wusste, dass sie etwas Verbotenes taten, wurde sie nie die Erinnerung daran los, wie vertraut und weich ihr die weiblichen Körper erschienen waren.
Es hatte sich für Vassiliki nie eine Gelegenheit ergeben diese Erfahrung zu wiederholen. Im Harem des Sultans herrschten strenge Regeln, die zwar von den Ehefrauen, nicht aber von den einfachen Dienerinnen gebrochen werden konnten. Als Vassiliki nach ihrer Flucht den Dienst im Hause Mavrojenous angetreten hatte, war sie schon längst nicht mehr an jenen leiblichen Freuden interessiert, die ein Mensch einem anderen bereiten konnte.
Wenige Jahre später war Mando geboren worden und von da an konzentrierte sich ihre ganze Liebe auf das kleine, hilflose und so liebebedürftige Geschöpf, das ihr von der Mutter anvertraut worden war. Zakarati hatte sich die Haare gerauft, als sich herausgestellt hatte, dass sie schon wieder schwanger war. Nach Mandos Geburt wollte sich bei ihr einfach nicht das Gefühl der Zärtlichkeit einstellen, das sie bei ihren vier anderen Kindern verspürt hatte. Schon der Säugling war ihr fremd vorgekommen, wie ein Wechselbalg, den ihr ein ungnädiges Schicksal untergeschoben hatte.
Für Vassiliki war Mando ein Geschenk des Himmels. Ihr eigener Sohn war ihr gleich nach der Geburt weggenommen und von den regulären Frauen Ali Paschas zusammen mit deren Söhnen erzogen worden. Als er älter wurde, schämte er sich, dass seine Mutter nur eine einfache Dienerin war, und das ließ er sie schon als Sechsjähriger spüren. Nie hatte Vassiliki ihr eigenes Kind ans Herz drücken oder liebkosen dürfen und als Selim – der nach einem berühmten Sultan benannt worden war – fünfzehn war, verbot er der Mutter ihn zu grüßen und nahm sie von da an nicht mehr zur Kenntnis. Erst als erwachsener Mann erinnerte er sich wieder ihrer, und dann auch nur, um seinen Vater dazu zu überreden, sie für einen gefährlichen Auftrag einzusetzen.
Auf Selims Rat schenkte Ali Pascha dem Sultan die Dienerin Vassiliki mit dem Hinweis, dass diese Frau sich vorzüglich auf den Umgang mit und das Säubern von kostbaren Gegenständen verstand. Wie erwartet, erhielt Vassiliki Zugang zu den Gemächern der Sultana, wo der grüne Kasten stand. Diesen hatte Ali Pascha einst von räubernden französischen Ausgräbern in der Nähe des alten Olympia erbeutet und ihn dem Sultan als Geschenk geschickt. Davor hatte er eine kurze Beschreibung des Inhalts anfertigen lassen, die er später einem deutschen Altertumsforscher zeigte. Diesem verschlug es fast die Sprache und er flüsterte Ali Pascha zu, dass er möglicherweise eines der bedeutendsten Kunstwerke aus der Antike weggegeben habe. Natürlich könne er aus der Beschreibung nicht mit Sicherheit sagen, ob die Kopie der
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