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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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damit etwas Sinnvolleres anfangen!«
    »Aber wie konntest du ihn stehlen?«
    »Nichts einfacher als das. Der Heilige Mann überwacht doch den Bau seiner Kirche. Er ist kaum noch in seinem eigenen Haus, treibt die armen Arbeiter an, sogar nachts zu arbeiten. Ich weiß wirklich nicht, ob das im Sinne der Panagia ist! Wir haben ihn auf dem Weg nach Nauplia aufgesucht und bei ihm übernachtet. Und vor unserer Abfahrt habe ich mich eben ein wenig umgesehen.«
    »Was hast du noch mitgehen lassen?«
    Empört richtete sich Vassiliki auf. »Ich bin doch keine Diebin!«
    Wortlos deutete Mando auf den grünen Kasten.
    »Der gehört doch dir!«
    »Woher willst du das so genau wissen?«
    »Ich weiß es eben«, sagte Vassiliki, sah Mando aus ihren harten dunklen Vogelaugen herausfordernd an und machte den Mund zum Strich. Sie konnte ihrem Püppchen die wahre Geschichte nicht erzählen, weil sie sonst mehr über ihre eigene würde preisgeben müssen. Und sie würde eher sterben, als zulassen, dass Mando sich dadurch auch noch die Lösung eines anderen Geheimnisses zusammenreimen könnte. Es war am besten, wenn Mando den Inhalt des Kastens schnell zu Geld machen würde, damit dieser unglückselige Gegenstand für immer aus ihrem Leben verschwand.
    Erst am Nachmittag fiel Mando ein, dass sich Dimitri für den Abend angekündigt hatte. Sie musste jetzt Marcus reinen Wein einschenken.
    »Du weißt, dass ich dich liebe?«, fragte sie ihn beim Abendessen, das Vassiliki mit Kopfschütteln über die magere Kost servierte.
    Er griff nach ihrer Hand.
    »Das brauchst du mir nicht zu sagen. Wir sind gesegnet, Mando, dass wir unsere Liebe leben können.«
    Unbehaglich rutschte sie auf ihrem Stuhl hin und her.
    »Können ja, aber nicht dürfen«, sagte sie, führte Marcus' Hand an ihre Lippen und sah ihn traurig an.
    »Es ist etwas geschehen«, flüsterte sie, und um es schnell hinter sich zu bringen, fügte sie schnell hinzu: »Ich habe mich verlobt.«
    Marcus riss seine Hand zurück und sprang so heftig auf, dass sein Stuhl gegen den grünen Kasten flog und umstürzte.
    »Das glaube ich nicht, das kannst du mir nicht antun! Wer ist es?!«
    »Dimitri Ypsilanti.«
    Marcus starrte Mando fassungslos an und hob die Hand, als ob er sie schlagen wollte. Mando wich nicht zurück.
    »Schlag mich nur, wenn es dir hilft«, flüsterte sie, »es war der einzige Ausweg. Ich bin vollkommen mittellos.«
    »Des Geldes wegen?« Er schüttelte den Kopf. »Oh nein, meine Liebe, das nehme ich dir nicht ab, dafür kenne ich dich zu gut. Ich glaube dir gern, dass du den hässlichen Zwerg nicht liebst, aber du willst mehr als Geld.«
    Die Tränen stürzten ihr übers Gesicht, als sie heftig den Kopf schüttelte.
    »Nur Geld, wirklich! Schau dich doch um, wie ich hier lebe.«
    »Du weißt genau, dass ich in Mykonos immer für dich sorgen werde. Du willst aber nicht mehr auf einer Insel fern der Macht leben! Ich sehe es schon vor mir.« Er ging zum Fenster und starrte auf die Gasse unter sich. »Nach dem Krieg wird Dimitri Ypsilanti zum König ausgerufen und das ganze Volk wird Mando Mavrojenous an seiner Seite huldigen.« Er hob die linke Hand und winkte aus dem Fenster einer imaginären Volksmasse zu.
    Es hatte nicht viel Sinn, Marcus darauf hinzuweisen, dass sowohl sie als auch Dimitri Republikaner waren. Darüber, wie sehr Dimitris Macht und Einfluss ihre Entscheidung bestimmt hatten, würde sie später nachdenken. Sie durfte Marcus nicht verlieren.
    »Ich werde immer für dich da sein«, begann sie, aber Marcus war bereits zur Tür gegangen.
    »Den Posten als dein Adjutant lege ich nieder. Ich nehme das nächste Schiff nach Mykonos.«
    Er riss die Tür auf und blieb stehen. Vassiliki versperrte ihm den Weg und ließ sich nicht zur Seite drücken.
    »Einen solchen Unsinn habe ich seit langem nicht mehr gehört«, krächzte sie empört. »Ihr beiden dummen Kinder hört mir jetzt mal zu.«
    »Lass mich vorbei!«
    Vassiliki hob das Messer, mit dem sie soeben den zähen Hahn zerteilt hatte. Marcus wich einen Schritt zurück und sah sie ungläubig an.
    »Zuhören!«, donnerte sie. »Natürlich muss mein Täubchen heiraten, das habt ihr ja immer gewusst. Aber das bedeutet doch nicht, dass ihr einander nicht mehr liebt und nicht mehr zusammen sein könnt! Der Herr wird oft auf Reisen sein und es wäre empörend, wenn er im selben Zimmer nächtigte wie seine Gemahlin. In jeden Wandschrank lässt sich eine Luke einbauen.«
    Aber Marcus war nicht so schnell zu besänftigen.

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