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Die Rebellin

Die Rebellin

Titel: Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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Wenn sie beide erst der Regierung vorstünden, würde Mando zu ihrem Recht kommen. Aber mit der Bemerkung, Mando strebe mit ihm einer finanziell sorglosen Zukunft entgegen, hatte Mavrokordatos einen Stachel in Dimitris Brust gedrückt. Immer öfter fragte er sich, ob sie sich nur deswegen mit ihm verlobt hätte, und die Erinnerung an ihr Drängen auf einen vorehelichen Vertrag hinterließ einen bitteren Geschmack.
    Ihre Hand habe ich, dachte er, als er sich zu ihrem neuen Haus aufmachte, um ihr Herz muss ich noch kämpfen.
    Schweigend hatten sich Mando und Marcus eilig angekleidet und immer wieder besorgte Blicke zur Tür geworfen.
    »Es wird nicht einfach werden«, sagte Marcus, als er sich mit einem hastigen Kuss von ihr verabschiedete, und Mando versuchte erst gar nicht darüber nachzudenken, welche Folgen es hätte haben können, wenn Dimitri sie auf frischer Tat ertappt hätte.
    Am nächsten Abend war sie strahlender Mittelpunkt einer illustren Gesellschaft. Admiral Miaulis hatte darauf bestanden, neben der Heldin zu sitzen, der auf Mykonos zu begegnen er bereits die Ehre gehabt hatte. Ihr fiel auf, dass sich Admiral Tombasis von seinem Kollegen fern hielt, und sie vermutete, dass der politische Riss, der sich durch die einstige Hetärie der Freunde zog, auch die beiden Seebären voneinander getrennt hielt.
    Wer auf welcher Seite stand, und welche Ziele von wem verfolgt wurden, war nicht genau zu erkennen, weil die Grenzen fließend waren und sich oft verschoben. Deutlich abgegrenzt waren nur die beiden alten Konflikte, der zwischen Politikern und Militärs und der zwischen dem Peloponnes und den Inseln.
    Mando begriff, dass jeder erst dann seine wahre politische Flagge zeigen würde, wenn sich die Großmächte endlich in den Befreiungskampf einmischten, und daran, dass sie dies tun würden, zweifelte sie nicht im Geringsten. In ihrem Schreibtisch stapelten sich Briefe von angesehenen Bürgern aus Frankreich, England, Deutschland, Russland und sogar Österreich, die beteuerten, auf ihre jeweilige Regierung in Sachen griechische Befreiung Einfluss nehmen zu wollen.
    Als Gastgeber war Dimitri äußerst charmant. Auf die Kunst, witzige Anekdoten zu erzählen, verstand er sich ebenso wie auf die scharfsinnige politische Analyse. Mando ertappte sich dabei, dass sie stolz auf ihren Verlobten war, an dessen Lippen alle Anwesenden hingen. So hässlich ist er eigentlich auch nicht, gestand sie sich ein, als sie seine vom Kerzenlicht weich gezeichneten Züge betrachtete. Der Widerschein fing sich in seinen Augen und er lächelte ihr liebevoll zu. Wie wunderschön sie war! An diesem Abend wirkte sie weniger spröde, weniger geziert, und dies verlieh Dimitri Ypsilanti Schwingen. Ein Mann, der ganze Städte und Landstriche erobert hatte, würde doch auch noch das Herz einer einzigen Frau erstürmen können!
    Der Nachtisch war noch nicht serviert, als die Flügeltüren aufflogen und ein aufgeregter Adjutant ins Zimmer stürzte, der Dimitri hastig etwas zuflüsterte. Der Prinz wurde kreidebleich, stand so schnell auf, dass sein Stuhl hintenüberfiel und rief: »Mademoiselle Madons Haus steht in Flammen! Wir müssen sofort etwas unternehmen!«
    »Überlassen Sie das mir.« Admiral Tombasis, der den ganzen Abend kaum ein Wort gesprochen hatte, stand auf und lief zu seinen Männern ins Vorzimmer.
    Dimitri trat auf Mando zu, die ebenfalls aufgesprungen war, nahm ihre Hand und küsste sie. »Mach dir keine Sorgen«, flüsterte er ihr zu und sagte laut: »Niemand kann so gut Feuer löschen wie ein Seemann, der sein brennendes Kriegsschiff vor dem Untergang retten muss.«
    »Trotzdem würde ich gern nach Hause gehen«, bat Mando, »vielleicht kann ich ja helfen! Außerdem … wenn Vassiliki was passiert ist …« Oder Marcus, dachte sie und dann fiel ihr mit unendlicher Erleichterung ein, dass alle beide an diesem Abend zu einer Messe in die Kirche des Heiligen Spyridon gegangen waren.
    Sie ließ sich wieder auf ihren Stuhl fallen und drückte die Hand aufs Herz. Der grüne Kasten! Er war aus Metall, aber wenn nun durch die Hitze das Gold von der Zeusstatue schmolz? Sie hatte keine Ahnung, wie Elfenbein auf Feuer und Hitze reagierte, wusste nur, dass Edelsteine auch den Flammen der Hölle trotzen könnten.
    »Der Prinz hat Recht, gnädiges Fräulein«, sagte Admiral Miaulis mitfühlend, »Sie können gar nichts ausrichten und würden die Männer höchstens von ihrer Arbeit ablenken.«
    »Außerdem«, meinte Dimitri, »habe ich den

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