Die Rebellin
Eindruck, dass sich Admiral Tombasis bei einem solchen Einsatz erheblich wohler fühlt als bei einem formellen Abendessen!«
Das Dessert wurde aufgetragen, aber Mando konnte keinen Bissen zum Mund führen.
Wenig später erschien Admiral Tombasis. »Alles unter Kontrolle«, bemerkte er knapp, setzte sich nieder und schaufelte Tortenstücke in seinen Mund.
Mando sah ihn fragend an, aber er hatte ihr nichts weiter zu sagen. Flehentlich blickte sie zu Dimitri, der ihren stummen Ruf verstand und nickte.
»Sie entschuldigen, aber ich glaube, Mademoiselle Mavrojenous macht sich große Sorgen um ihr Haus. Dürfte ich Sie bitten sich zum Cognac ins Herrenzimmer zu begeben? Ich werde meine Verlobte zu ihrem Haus begleiten und so schnell wie möglich zurückkehren.«
Sie mussten nur wenige Minuten zu ihrem Domizil gehen. Brandgeruch lag in der Luft und trotz der warmen Witterung dieses Maiabends zitterte Mando am ganzen Körper. Als sie in die Straße einbogen, floss ihnen das Löschwasser schon entgegen und als Erstes sah Mando die dunklen Fenster, aus denen die Scheiben gesprungen waren. Sie hastete zum Eingang, wo ein alter Mann damit beschäftigt war, Schutt wegzuräumen. Von Admiral Tombasis Männern fehlte jede Spur.
Ohne Rücksicht auf ihr elegantes fliederfarbenes Kleid stürzte Mando in den Flur. Sie wäre auf dem schlammigen Boden ausgerutscht, wenn Dimitri sie nicht aufgefangen hätte. Er hielt sie einen Augenblick fest, froh den begehrenswerten Körper wenigstens Sekunden lang gegen den seinen zu spüren, und er sah sie voller Mitgefühl an. Die Wände waren rauchgeschwärzt, die Türen knarrten müde in den Angeln, die Tapeten im Salon waren verbrannt und in der Küche hing immer noch so viel Rauch, dass sie gar nicht erst eintrat.
»Hier ist das Feuer ausgebrochen«, bemerkte Dimitri, und Mando fragte sich, ob Vassiliki mit dem großen Herd mehr Mühe gehabt haben könnte, als sie zugeben wollte. Schließlich war sie eine ungeübte Köchin.
»Was ist hier los?«
Ein völlig erschütterter Marcus trat mit einer ebenso erschreckten Vassiliki in den Flur. Fassungslos sahen sich die beiden um und kamen erst zu sich, als Mando ein spitzer Schrei entfuhr. Sie war ins obere Stockwerk gegangen und stand jetzt stocksteif auf dem Treppenabsatz. In ihrer Hand hielt sie eine Schmuckschatulle.
»Leer!«, rief sie und schüttelte die Schatulle. Ihre Stimme überschlug sich. »Alles gestohlen! Mein Schmuck, mein letztes Geld, das Schwert meines Vaters …«
»… der grüne Kasten«, flüsterte Vassiliki, die sofort einen Blick in den Salon geworfen hatte.
»Bist du sicher?«, fragte Dimitri unsicher und Marcus musste sich zusammenreißen ihm keine Ohrfeige zu verpassen.
»Das Silber ist auch weg«, verkündete Vassiliki und deutete auf die herausgerissene Lade des Wohnzimmerschranks.
»Dann war es Brandstiftung«, stellte Dimitri fest, der versuchte, die Fassung zu bewahren. »Erst wurde das Haus ausgeraubt und dann Feuer gelegt.«
»Nein«, sagte Vassiliki, die hustend aus der Küche kam. »Keine Brandstiftung. Es war meine Schuld«, setzte sie leise hinzu, »in der Kirche habe ich noch überlegt, ob ich die Holzscheite vom Herd genommen habe …« Sie begann zu schluchzen. »Ich hätte zurückgehen sollen …« Mit ihrer rußschwarzen Hand zog sie an Mandos Ärmel. »Mein Püppchen, ich habe dir ja gesagt, dass dieser Herd ein Ungeheuer ist! Jetzt hat er dein schönes Haus gefressen!«
»Wenn es keine Brandstiftung war …«, begann Mando langsam und sah Ypsilanti an.
»Wohin geht ihr?«, rief ihnen Marcus nach, als alle beide aus dem Haus eilten. Er holte sie ein und erfuhr, dass die Männer von Admiral Tombasis den Brand gelöscht hatten. Als sie in Dimitris Haus zurückkehrten, wurden sie darüber informiert, dass der Admiral mit seinen Männern bereits aufgebrochen war, da sie die Nachricht einer bevorstehenden Seeschlacht erreicht hatte.
Fragend blickte Dimitri zu Admiral Miaulis. Der hob die Schultern. »Mir ist davon nichts bekannt, aber möglich ist es schon.«
»Ist es auch möglich, dass sich ein dekorierter Admiral auf dem Festland als Pirat betätigt?«, fragte Mando mit flammenden Augen.
Miaulis blickte zu Boden. »Ein Admiral wohl kaum«, sagte er leise, »aber man kann nicht immer seine Hand für die eigenen Männer ins Feuer legen.«
Jetzt war sicher nicht der geeignete Zeitpunkt, um die Anwesenden darüber aufzuklären, dass mancher griechischer Seemann, der auf einem Kriegsschiff
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