Die Rebellion der Maddie Freeman - Kacvinsky, K: Rebellion der Maddie Freeman - Awaken
Ich klammerte mich an meinen Sicherheitsgurt, während die Autoschnauze langsam abhob und wir in die Luft stiegen. Mit zugekniffenen Augensaß ich da und redete mir ein, dass dieses Gefährt nicht wirklich fliegen konnte. Bestimmt würde es nur ein kurzes Stück über den Boden trudeln. Justins Lachen ließ mich die Augen gerade rechtzeitig öffnen, um den Strand unter uns verschwinden zu sehen. Das Zischen des Motors wurde leiser und wir schwirrten über den Ozean dahin. Mit offenem Mund sah ich die ruhigen Wellen dreißig Meter unter uns. Aus der Vogelperspektive überblickte man die ganze Küstenlinie mit ihren felsigen Vorsprüngen bis hin zu den rotbraunen Bergen in der Ferne. Ein schneebedeckter Gipfel war bestimmt hundert Kilometer entfernt, und vom Boden aus hätte man ihn nie gesehen.
»Das Fahrzeug ist nicht dafür gebaut, lange Strecken zu fliegen«, rief Justin über den Wind hinweg, der uns durch die Haare strich. »Nachdem es abgehoben ist, kann es nur noch segeln und landet nach einer Weile von selbst wieder.«
Ich hörte seine Worte kaum, weil ich zu fasziniert von der Aussicht war. Wir ließen uns vom Wind tragen, und Justin erklärte mir, dass der schneebedeckte Gipfel zum Mount Shasta, dem zweithöchsten Vulkan der USA, gehörte. Außerdem zeigte er mir die Skyline von San Francisco, die kaum erkennbar am Horizont zu sehen war. Das Meer unter uns wirkte so glatt wie eine Scheibe aus blauem Tiffanyglas. Ich entdeckte Schiffe in der Ferne, Dünen und Felshöhlen entlang der Küste. Die Strandlinie schien sich im Rhythmus der Wellen schlängelnd und tanzend zu bewegen.
Wir waren beide so von der Landschaft abgelenkt, dass wir zuerst gar nicht bemerkten, wie schnell wir wieder in Richtung Erdboden sanken.
Mein Blick fiel aufs Wasser unter mir und ich geriet in Panik. Wir segelten mit hoher Geschwindigkeit auf die Meeresoberfläche zu, dabei waren wir noch fast einen Kilometer von der Küste entfernt.
»Keine Sorge, wir machen schon keine Bruchlandung«, sagte Justin.
»Schon klar«, entgegnete ich und schluckte. »Weil wir nämlich mit dem heilen Flieger untergehen werden.«
Justin wirkte allerdings weniger besorgt, vielmehr hatte er eine nachdenkliche Miene aufgesetzt. Inzwischen glitten wir dicht über dem dunklen Wasser dahin, das bedrohlich immer näher kam.
»Mal schauen, wozu der hier gut ist«, überlegte er und drückte einen Hebel unter seinem Sitz. Wir duckten uns beide zusammen, als vom Fahrzeugboden ein neues, lautes Zischen ertönte.
»Was ist passiert?«, fragte ich und bekam meine Antwort, als sich die beiden Flügel von den Seiten des Autos lösten. Ich warf Justin einen entsetzten Blick zu.
»Vielleicht hätte ich das lieber lassen sollen«, murmelte er hastig. Ich griff nach dem einen Flügel, als könnte ich ihn mit Gewalt festhalten. Doch schon stürzten wir senkrecht ins Meer. Wir fielen drei Meter, und bei unserem Aufprall entstand eine Welle, die über uns zusammenschlug und uns vollständig durchnässte.
»Wir ertrinken, wir ertrinken«, jammerte ich in meine Hände hinein. Ich wartete darauf, in die eiskalte Tiefe zu sinken, aber nichts passierte. Justin stupste mich am Arm und zeigte auf die Seiten des Vehikels. Dort hatte sich der Gummiüberzug mit Luft gefüllt und ausgedehnt wie ein Ballon. Wir trudelten inmitten eines überdimensionalen Rettungsrings.
Sprachlos schauten wir uns an, während uns das Wasser in die Augen tropfte und unser Floß sanft hin- und herschaukelte.
»Wahnsinn«, sagte Justin. Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare, um das Meerwasser auszuwringen. »Noch mal?«
Ich schüttelte den Kopf und presste mir die Hand auf die Brust, um meinen Herzschlag unter Kontrolle zu bringen. Justin grinste mich an. Gemeinsam drehten wir uns um und schauten in Richtung der Küste, die ein sehr weites Stück entfernt lag.
»Jetzt kommt der entscheidende Test«, sagte er. »Entweder müssen wir mit den Händen zurückpaddeln, oder der Motor funktioniert immer noch.«
Er drückte auf den Startschalter und der Motor erwachte schnurrend zum Leben.
»Mein Dad ist unschlagbar«, bemerkte Justin. Mit zunehmendem Tempo sausten wir auf die Küste zu.
»Warte mal«, sagte ich und packte ihn am Arm. Er nahm den Fuß von Gaspedal und sah mich alarmiert an.
»Stimmt was nicht?«
»Können wir nicht einfach eine Weile hierbleiben? Ich meine, man hat ja nicht alle Tage die Chance, so auf dem Meer herumzutreiben.«
Er nickte zustimmend, stellte den Motor ab, und
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