Die Rebellion der Maddie Freeman - Kacvinsky, K: Rebellion der Maddie Freeman - Awaken
nur geschafft, auszureißen?« Clare ließ mir keine Zeit zu antworten, sondern plapperte aufgeregt weiter. »Na ja, jedenfalls wussten wir, dass du entkommen bist, aber dann haben wir ganze zwei Tage nichts von Justin gehört. Was sollte das denn bitte?« Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu, aber Justin hob nur die Augenbrauen.
»Bisher wusste ich nicht, dass ich dir einen täglichen Maddie-Bericht senden muss«, sagte er.
Ich fragte Pat und Noah, wie lange sie bleiben würden, und sofort verdüsterte sich Clares Miene. Noah verdrehte über ihre Reaktion nur die Augen.
»Komm schon, nimm die Trennung nicht so schwer. Ich kann ja nicht für immer zu Hause wohnen bleiben.«
Clare schüttelte den Kopf. »Das ist doch Blödsinn, schließlich hast du noch nicht einmal DS4 hinter dich gebracht.« Ich schaute zwischen den beiden hin und her und wartete auf eine Erklärung.
»Noah ist ganz wild auf neue Groupies«, kommentierte Pat.
»Darum geht es doch gar nicht … oder vielleicht doch«, sagte Noah grinsend. »Jedenfalls werde ich mit meiner Band nach Los Angeles ziehen. Pat kommt auch mit.«
»Los Angeles?«, wiederholte ich verblüfft.
Clare zog eine Schnute. »Genau. Mein Bruder will sich nicht nur davonstehlen, sondern er nimmt gleich noch die Band und einen meiner besten Freunde mit«, jammerte sie. »Du bist auch nicht mehr in Corvallis, was bedeutet, dass Justin sich kaum blicken lassen wird. Dieses Jahr wird die Hölle.« Clare sackte tragisch auf ihrem Küchenstuhl zusammen.
Ich legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Dir bleiben immer noch Molly und Scott.«
»Na toll«, sagte sie. »Die beiden wissen wirklich, wie man eine Party schmeißt.«
»Wenigstens bist du nicht auf der Flucht, weil du deine Bewährungsauflagen verletzt hast und deine Familie nichts mehr mit dir zu tun haben will«, stellte ich fest.
Pat und Noah nickten zustimmend.
»Siehst du, Clare«, sagte Pat. »Wenn du dich in Zukunft schlecht fühlst, denk einfach an die arme Maddie hier. Dein Leben ist nicht halb so deprimierend wie ihres.«
Ich warf ihm einen strafenden Blick zu. »Vielen Dank für deine zartfühlende Unterstützung. Du solltest Trauerbegleiter werden.«
»Ich tue mein Bestes«, sagte er und lächelte. Ich bemerkte, dass Justin ihn nachdenklich ansah. Dann flackerte etwas in seinen Augen auf, als sei ihm gerade eine Idee gekommen. Doch genauso schnell wurde seine Miene wieder unleserlich. Justin konnte seine Gefühle genauso gut verbergen wie mein Vater.
Er entschuldigte sich und verschwand in Richtung Keller.
Noah und Pat standen auf, um ihr Gepäck zu holen, und als wir allein waren, griff Clare nach meiner Hand und sagte: »Wir müssen reden.« Sie zog mich durch die Hintertür auf die Veranda, wo uns eine kühle Meeresbrise empfing. Clare hakte sich bei mir unter, wir hüpften beschwingt die Außentreppe hinunter und spazierten auf den Strand zu.
Clare warf einen Blick über die Schulter, um sicherzugehen, dass wir allein waren.
»Okay«, sagte sie dann, »was ist in den letzten paar Tagen wirklich passiert?«
Mein breites Grinsen und meine leuchtenden Augen genügten als Antwort. Ihr blieb der Mund offen stehen.
»Das glaube ich einfach nicht. Dir ist es gelungen, den unberührbaren Justin Solvi aus seinem Panzer zu locken?«
Ich runzelte die Stirn. »Wie meinst du das?« Wir wichen ein paar struppigen Büschen aus, die auf dem Weg zum Strand standen.
»Ich meine, Justin Solvi ist für uns normale Sterbliche unerreichbar.« Sie sprach von ihm, als sei er ein Superstar, was in ihren Augen wahrscheinlich sogar stimmte. »Ich habe nie gesehen, dass er ein Mädchen auch nur interessiert angeschaut hat.« Ihre blauen Augen wurden vor Überraschung ganz groß. »Wow, er muss so richtig in dich verliebt sein.«
Sofort begannen Schmetterlinge in meinem Bauch zu tanzen, aber ich schlug mir die Idee schleunigst wieder aus dem Kopf.
»Clare«, sagte ich kopfschüttelnd, »das kann nicht dein Ernst sein.«
»Ist es aber«, widersprach sie. »Justin kennt nur seine Arbeit. Wenn er hierher nach Hause kommt, dann wegen der Arbeit. Wenn er Zeit mit seinen Freunden verbringt, dann wegen der Arbeit . Mehr gibt es in seinem Leben nicht.«
Ich runzelte die Stirn. »Das klingt nicht richtig.«
»Ist dir klar, dass er sich noch nie einen freien Tag genommen hat? In den ganzen zehn Jahren, die ich ihn kenne? Er gönnt sich keine Minute für sich selbst, sondern denkt immer nur an andere.«
»Ja, stimmt«, sagte
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