Die Rebellion der Maddie Freeman - Kacvinsky, K: Rebellion der Maddie Freeman - Awaken
auffallen, dass in meinem Haus noch ein paar davon herumliegen.«
»Du warst an der Programmierung der Cerberix-Software beteiligt?«, fragte ich schockiert.
»Genauer gesagt hat Dad sie erfunden«, sagte Justin.
Thomas nickte. »Der größte Fehler meines Lebens«, seufzte er. Er nahm sich einen Stuhl und wir alle setzten uns um einen der Computertische. Ich starrte Thomas mit einer Mischung aus Bewunderung und Schrecken an, denn es gab kaum eine Technologie, die mehr Kontroversen ausgelöst hatte. Mit dem Cerberix konnte die Regierung jeden nach Wunsch ausspionieren.
»Als ich in Justins Alter war, habe ich für eine Software-Firma in Phoenix gearbeitet. Sie war spezialisiert auf militärische Kommunikation. Man hatte mir gesagt, das Programm solle zur Landesverteidigung benutzt werden, um zum Beispiel in feindliche Computer einzudringen, die Kommunikation zu unterbrechen oder Angriffspläne abzufangen. Damals hatte China gerade mit atomaren Attacken gedroht. Das war noch vor dem Big Freeze im Jahr 2040.«
Ich wusste natürlich, wovon er sprach. Damals waren sämtliche Atommächte zusammengekommen und hatten sich geeinigt, ihre Nuklearwaffen zu verschrotten. Einen größeren Sieg für den Frieden hatte es in der menschlichen Geschichte wohl nicht gegeben. Der Abrüstungsvertrag war seitdem alle zehn Jahre erneuert worden und galt bis zum heutigen Tag.
»Ich war zu absolut allem bereit, um einen Atomkrieg zu verhindern«, fuhr Thomas fort. »Deshalb habe ich zugestimmt, den Cerberix zu entwickeln. Aber wie sich herausstellte, ging es dabei keineswegs um Verteidigung. Die Regierung benutzte meine Erfindung, um ein gigantisches Spionagesystem zu errichten, mit dem alles überwacht wird, was die amerikanischen Bürger tun. Die Regierung weiß, was wir essen, mit wem wir reden, wie wir unsere Freizeit verbringen. Alle unsere Nachrichten und Gesprächekönnen mitgelesen werden. Es gibt keine Privatsphäre mehr. Und ich bin verantwortlich dafür.«
»Aber wenn du die Spionagesoftware entwickelt hast, kannst du denn keine Methode erfinden, um sie außer Kraft zu setzen?«
Er schüttelte den Kopf. »Als mir klar wurde, wozu das Gerät benutzt werden sollte, war es schon zu spät. Sie hatten die Eigentumsrechte an sämtlichen Dateien, die ich entwickelt hatte, und ich war noch so jung und naiv, dass ich mir keinen Schlupfwinkel programmiert hatte, um heimlich Zugriff zu bekommen. Man lässt sich leicht von den Möglichkeiten der Technologie verführen und bildet sich ein, dass neue Entdeckungen immer ein Schritt nach vorne sind. Ich habe mich von meiner Begeisterung mitreißen lassen und vergessen, über die Konsequenzen nachzudenken. Wie heißt es doch so richtig: Hochmut kommt vor dem Fall.«
»Also versuchst du jetzt, deinen Fehler wiedergutzumachen?«, fragte ich.
»Nun ja, auf jeden Fall habe ich einen Weg gefunden, das Gerät für einen besseren, friedlichen Zweck einzusetzen, so wie ich es immer beabsichtigt hatte.«
»Du benutzt den Cerberix gegen das DS-System«, folgerte ich und konnte kaum glauben, den Mann vor mir zu haben, dessen Erfindung mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt hatte. »Aber wenn ihr die ganze Zeit diese Technologie zur Verfügung hattet, wieso konntet ihr vor fünf Jahren nicht selbst in die Dateien meines Vater einbrechen?«
Thomas grinste. »Gute Frage. Der Cerberix hat gewisse eingebaute Schwachstellen, die dafür sorgen, dass die Geräte sich nicht gegenseitig ausspionieren können. Zwar besitzen nur ein Dutzend Leute in den USA diese Technologie, aber dein Vater ist einer davon, also wurden wir von seinem Sicherheitssystem abgeblockt. Wenn zwei Cerberix-Geräte gegeneinanderarbeiten, entsteht eine Patt-Situation.
Als uns klar wurde, dass die Dateien deines Vaters von seinemeigenen Computer aus verschickt worden waren, ergab plötzlich alles einen Sinn. Nur auf diese Weise war Spionage überhaupt möglich. Von außen hätte niemand eindringen und das Sicherheitssystem abschalten können. So ist es doch gewesen, oder?«
Ich schüttelte den Kopf, denn ich hatte gar nichts abgeschaltet. Überrascht hob Thomas die Augenbrauen.
»Wie ist es dir denn sonst gelungen?«, fragte er mit verschwörerischem Grinsen. Er wirkte stolz auf mich und das fühlte sich sehr seltsam an. Bisher hatte ich meine Vorgehensweise erst ein einziges Mal erklärt, nämlich Damon und meinem Dad, die entschieden weniger begeistert gewesen waren.
»Als ich klein war, habe ich oft bei meinem Vater im Büro
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