Die Rebellion der Maddie Freeman - Kacvinsky, K: Rebellion der Maddie Freeman - Awaken
Stunden damit, zusammen durch Websites zu surfen, die in den letzten Jahren für mich gesperrt gewesen waren. Außerdem zeigte er mir, wie die Gruppe sich in Polizeiberichte einhackte, um herauszufinden, wen sie wo abfangen konnten.
Tagsüber unternahmen Clare und ich lange Strandspaziergänge und abends brachte Pat mir Kartenspiele bei oder wir schauten zusammenFilme. Manchmal gingen wir auch in den Ort, um Kaffee zu trinken oder uns Livemusik anzuhören. Doch trotz all dieser Ablenkungen fehlte meinem Leben die gewisse Energie, die für mich nur eine Person hatte.
Drei Wochen nach Justins Abreise saß ich mit Elaine am Lagerfeuer, während Clare, Pat und Thomas drinnen waren, um eines von Noahs Konzerten auf den Wandbildschirmen anzuschauen. Inzwischen hatte ich entschieden, dass ich den Keller nicht besonders mochte. Die ganzen Digitalwände und künstlichen Bilder deprimierten mich eher. Stattdessen hatte ich fast ständig das Verlangen, im Freien zu sein, wo ich von wachsendem, blühendem Leben umgeben war und mich nicht so abgeschnitten fühlte. Vielleicht erinnerte mich die Atmosphäre hier draußen auch an eine gewisse Person. Jedenfalls konnte ich gar nicht genug frische Luft bekommen und schlief sogar bei offenem Fenster, selbst wenn ich morgens von der eiskalten Meeresbrise geweckt wurde.
Jetzt starrte ich ins Feuer, dachte an Justin und betrachtete mit zusammengezogenen Brauen die golden, blau und orange flackernden Flammen. Er hatte kein einziges Mal versucht, mich zu erreichen, seit er abgefahren war. Nicht einmal, um sich zu erkundigen, wie es mir ging. Drei Wochen konnten sich anfühlen wie drei Jahre, wenn man sie damit verbrachte, jemanden zu vermissen.
»Worüber grübelst du, Maddie?«
Ich schaute zu Elaine hoch und sah auch in ihrem Gesicht vor allem Justin: die Augen, die goldbraune Haut, die nachdenkliche Miene. Schnell wandte ich mich wieder dem Feuer zu.
»Ich komme mir nur so unnütz vor. Justin ist da draußen, riskiert jeden Tag sein Leben und rettet Menschen, während ich lerne wie man Rasen mäht. Blumenkübel begießt. Nudeln kocht.«
Elaine sagte in leichtem Ton: »Veränderungen geschehen langsam, schrittweise, mit jeder einzelnen Person, die sich für unsereLebensweise entscheidet. Dafür muss man eben alles neu lernen, genau wie du es gerade tust. Du versuchst, Teil einer ganz fremden Kultur zu werden.«
Ich nickte und versuchte zu glauben, dass ich vorankam, auch wenn ich wenig davon merkte.
»Du musst mit kleinen Schritten zufrieden sein. So ist das nun einmal im Leben: Jeden Tag geht man ein kleines Stück, und wenn man zurückschaut, wird daraus insgesamt eine überraschend große Strecke. Ich habe selbst lange gebraucht, um mich mit dieser Erkenntnis abzufinden. Aber es stimmt, dass man Geduld braucht, um voranzukommen.«
Blicklos starrte ich in die Flammen. »Ich vermisse ihn ganz einfach.«
»Natürlich, ich doch auch«, sagte Elaine. »Manchmal ist der Abstand zu einem anderen Menschen wie ein Gewicht, das man fühlen kann.«
Ich rieb über meine Herzgegend, als hätte ich dort schon Muskelkater vor lauter Sehnsucht. »Das tut richtig weh«, gab ich zu, »wie eine offene Wunde.«
»Du musst lernen, diese Leere selbst zu schließen«, warnte sie mich, »statt von einer anderen Person zu erwarten, dass sie dein Leben vollständig macht. So eine Abhängigkeit ist gefährlich.«
Stirnrunzelnd sah ich sie an. »Du meinst, ich soll nichts für Justin fühlen?«
Sie schüttelte den Kopf und betrachtete mich mit warmem Blick. »Doch, natürlich. Aber du solltest ihn nicht brauchen . Zuerst musst du lernen, dich in deiner eigenen Haut wohlzufühlen. Lass dir Zeit herauszufinden, wer du selbst bist und was du willst, bevor du dir zu viel Gedanken über Justin machst.«
Ich starrte wieder ins Feuer. »Am meisten macht mir Sorgen, dass er entschlossen ist, allein zu leben. Mir kommt es unnatürlich vor, sich so abzukapseln. Sollte man nicht immer nach einem gesunden Gleichgewicht streben?«
Elaine betrachtete mich forschend und grinste dann plötzlich auf die jugendliche Art, die ich so an ihr mochte. »Interessant. Ich frage mich, ob du vor einem Jahr auch so gedacht hättest?« Sie wandte sich wieder dem Feuer zu. »Jedenfalls vertrittst du selbstbewusst deine Meinung. Ich glaube, das gefällt Justin am meisten an dir.«
Ich blinzelte verdutzt und schüttelte den Kopf. »Mein Vater hat immer behauptet, ich sei naiv.«
Elaine lächelte. »So etwas sagen Erwachsene
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