Die Rebellion der Maddie Freeman - Kacvinsky, K: Rebellion der Maddie Freeman - Awaken
ich so verrückt nach dir«, murmelte er und lehnte sich dann ein Stück zurück, um mich anzusehen. »Ich mag es, wie dein Verstand funktioniert … Und ich mag es, wenn er mal einen Aussetzer hat.« Ich verdrehte die Augen zur Decke. Justin fuhr fort: »Aber am meisten gefällt mir zuzusehen, wie du aus deinem Dornröschenschlaf aufwachst. Du scheinst die Welt jeden Tag wieder mit neuen Augen zu sehen. Meistens habe ich keine Ahnung, wie du reagieren wirst.«
Ich konnte nur zustimmend nicken. Da hatten wir etwas gemeinsam. Justin zog mein Gesicht zu sich heran und küsste mich diesmal ohne jede Zurückhaltung. Ich öffnete ihm meine Lippen und mein Herz und ließ ihn ein.
Am nächsten Morgen wachte ich alleine auf und fühlte die Leere im Haus. Selbst die Wände schienen auszustrahlen, dass er fehlte. Justin war fort. Die elektrische Energie, die ich in seiner Nähe spürte, sogar wenn wir uns nicht im selben Zimmer befanden, war verschwunden. Ich starrte an die Decke und versuchte michzum Aufstehen zu bewegen. An der Tür ertönte ein vorsichtiges Klopfen und dann steckte Clare den Kopf herein. Ich sah sie aus dem Augenwinkel, löste meinen Blick aber nicht von der Decke.
»Alles okay mit dir?«, fragte sie. Ich hatte die Arme unter dem Kopf gefaltet und lag unbeweglich. Die Vorhänge waren zugezogen, dämmriges gelbes Licht füllte den Raum. Clare stellte sich mit verschränkten Armen vor mir auf und verkündete: »Es ist schon fast Mittag.«
Ich blinzelte apathisch an die Decke. »Muss ich irgendwohin?«, fragte ich tonlos, als hätte ich meine Stimme überanstrengt.
»Komm schon, steh auf.« Sie zog mir die Decke weg, aber ich war zu teilnahmslos, um mich zu bewegen. Clare setzte sich zu mir an den Bettrand und betrachtete mich. »Er wird nicht für alle Ewigkeiten wegbleiben«, sagte sie.
»Das ist ja nicht das größte Problem«, antwortete ich und richtete mich auf. »Ich weiß überhaupt nicht, was ich hier tue. Mit meiner Anwesenheit bringe ich Justins Familie in Gefahr, dabei habe ich mich nicht einmal entschieden, euch zu helfen. In Wirklichkeit bin ich kein Teil eurer Gruppe. Soll ich wirklich die ganze Zeit untätig am Lagerfeuer herumsitzen und so tun, als hätte ich Ferien?«
Clare lächelte verständnisvoll. »Ich verstehe, wie schwer das sein muss. Manchmal gibt es eben Zeiten im Leben, die sich anfühlen wie im Wartezimmer. Dagegen kann man nichts machen. Du steckst mitten in einer Umbruchphase, das ist alles. Eine Gefahr für die Solvis bist du aber bestimmt nicht. Also hör auf, dir darüber Gedanken zu machen. Du kannst einfach noch nicht in die Öffentlichkeit, wo schon bei jeder Bahnfahrt die Fingerabdrücke gescannt werden. Also steckst du hier fest, bis uns eine Lösung eingefallen ist. Hör auf zu grübeln und genieß es.«
Ich seufzte und kam mir selbstsüchtig vor. Eigentlich hätte ich für alles dankbar sein sollen. Warum war es einfacher, herumzuliegen und sich selbst zu bemitleiden, als aus dem Bett zukommen und die Situation positiv zu sehen? Warum verbiss ich mich immer in das, was mir noch zum Glück fehlte?
»Pat und ich bleiben auf jeden Fall ein paar Wochen, um dir Gesellschaft zu leisten.«
Ich nickte. »Was ist mit Noah?«
Ihre gute Laune verflog. »Der reist schon morgen ab. Er nimmt in L.A. ein Album auf, und wenn Pat nachgekommen ist, suchen sie zusammen eine Wohnung.«
Ich strich ihr tröstend über den Rücken. Wenigstens war ich hier nicht die einzige Person, die in Selbstmitleid badete.
Die nächsten Wochen krochen dahin. Ich versuchte mich nützlich zu machen, aber wann immer ich Elaine und Thomas helfen wollte, musste man mir erst alles Nötige beibringen. Pat zeigte mir zum Beispiel, wie man einen Rasen mähte. Für mich war diese Arbeit wohl die seltsamste meines Lebens. Schließlich hatte ich bis dahin nur Plastikgras gekannt.
Geduldig erklärte Pat, wie man den Rasenmäher in gleichmäßigen Bahnen hin- und herschob, und ich war ganz begeistert. Ich liebte den Geruch von frisch geschnittenem Gras und die Spuren, die ich hinterließ, als könnte ich der Erde meinen Stempel aufdrücken. Außerdem wurde man in der Sonne wunderbar braun.
Elaine zeigte mir, wie man eine Einkaufsliste schrieb und sich in einem Lebensmittelladen zurechtfand, wo es so seltsame Zutaten wie Nelkenpfeffer und Lauchstangen gab. Thomas vertraute mir genug, um die Kellertür auf meinen Fingerabdruck zu programmieren, sodass ich jederzeit an die Computer herankam. Wir verbrachten
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