Die Rebellion der Maddie Freeman - Kacvinsky, K: Rebellion der Maddie Freeman - Awaken
verschwitzte Haut berührte mich von allen Seiten. Ich sah jeden einzelnen Atemzug der Sängerin und wie sich die Worte in ihrer Kehle formten. Unwillkürlich begannen sich meine Füße zu bewegen und meine Schultern schwangen hin und her. Es fühlte sich an, als würde ich die Kontrolle über mich selbst verlieren, oder vielleicht entdeckte ich auch zum ersten Mal einen unbekannten Teil von mir. Jemand tippte mir mit den Fingern auf den Arm, und als ich aufschaute, sah ich Clare.
»Hallo, Madeline«, rief sie und dann bemerkte sie mein Kleid. »Wow, schau sich das einer an!« Mir war klar, wie overdressed ich war, aber ihr Lächeln war so freundlich, dass es mir nichts ausmachte. Sie drückte meine Hand und zog mich noch tiefer in die Menge hinein, wo ihre Freunde tanzten. Wir bewegten uns zusammen in einem lockeren Kreis, und ich beobachtete Clare, die sich ganz mühelos zu der Musik drehte. Ihre Arme schwebten durch die Luft, als würden sie von unsichtbaren Fäden bewegt. Eine Weile sah ich den anderen genau zu und versuchte sie nachzuahmen, aber ich wollte keine bloße Kopie sein, also schloss ich die Augen und konzentrierte mich auf den Rhythmus. Kaum hatte ich meinen Verstand abgestellt, bewegte sich mein Körper ganz von selbst. Mein hochgestecktes Haar begann sich zu lösen, und ich schüttelte den Kopf, um es aus dem Knoten zu befreien. Es fiel mir in weichen Locken über die Schultern und den Rücken. Zum ersten Mal in meinem Leben gab ich mich dem Augenblick hin und die Musik übernahm meinen Körper. In mir schien sich etwas umzusortieren, als würde eine unsichtbare Hand in mich hineingreifen und mein Inneres in Bewegung versetzen, sodass wieder neue Puzzlestücke ihren Platz fanden.
Wie lange ich wohl so tanzte? Wie oft endete ein Song, nur damit ein neuer beginnen konnte? Meine Stirn und meine Wangenwaren von Schweiß überströmt und Tropfen perlten mir den Nacken hinunter.
Clare wedelte sich mit der Hand Luft zu und rief in mein Ohr: »Ich glaube, ich muss mal Pause machen und mich hinsetzen.«
Ich nickte, folgte ihr zur Bar und bestellte zwei Flaschen Wasser. Clare hielt eine davon gegen ihre überhitzte Stirn.
»So viel Schweiß ist echt nicht mehr sexy«, stellte sie mit einem Stirnrunzeln fest. Zusammen drängelten wir uns wieder durch die Menschenmenge. Wir hielten uns an der Hand, um nicht auseinandergerissen zu werden. Ihre Finger fühlten sich weich und warm an. Noch nie zuvor war mir aufgefallen, wie unglaublich samtweich Haut sein konnte. Wir gingen durch die Kellertür des Clubs und die Treppe hoch. Draußen strich die kühle, stille Nachtluft über unsere dampfende Haut. Ich ließ Clares Hand los, legte den Kopf in den Nacken und atmete tief ein.
»Du siehst aus, als würdest du überraschend gut klarkommen«, sagte Clare, nachdem sie einen großen Schluck Wasser getrunken hatte.
Ich öffnete die Augen und stellte fest, dass sie mich interessiert musterte. »Wie meinst du das?«
»Na ja, du bist in letzter Zeit mit so viel Neuem konfrontiert worden. Im Coffeshop bist du ziemlich cool damit umgegangen, aber man weiß nie, wie Leute reagieren, wenn man ihnen den Stecker zieht und sie länger offline sind.«
Ich betrachtete Clare abwägend. »Kannst du dich da hineinversetzen?
Sie lächelte mich an. »Nicht direkt, aber ohne Freunde wie Justin und Pat würde ich wahrscheinlich wie eine Einsiedlerin leben. Sie bringen mich dazu, öfter rauszugehen und Spaß zu haben. Ich benutze durchaus Computer, wenn auch nicht so häufig. Da ich DS-Schülerin bin, bleibt mir gar nichts anderes übrig. Justin lässt keine Gelegenheit aus, mich dafür runterzuputzen, wenn er in der Stadt ist.«
»Wie lange kennst du Justin schon?« Ich versuchte, die Frage beiläufig zu stellen, als würde nicht ein Großteil meiner Gedanken um ihn kreisen.
Clare nahm noch einen Schluck aus der Wasserflasche. »Seit ich acht oder neun war. Ich habe ihn durch Jake kennengelernt. Dieser ganze Freundeskreis ist wirklich etwas Besonderes. Sogar Scott und Molly, auch wenn sie manchmal etwas abweisend rüberkommen, aber sie haben das Herz am rechten Fleck.«
»Ich frage mich immer noch, was ich hier eigentlich tue«, sagte ich.
Clare schaute mich mit gerunzelter Stirn an. »Was meinst du? Hier in einem Underground-Club?«
Ich machte eine vage Handbewegung. »Im Club oder im Coffeeshop vor zwei Wochen … einfach alles. Wieso hat Justin aus allen Leuten im Netz gerade mich ausgesucht? Es kommt schließlich nicht
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