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Die Rebellion

Die Rebellion

Titel: Die Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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bevor das Jahr zu Ende geht. Meine Position als Botschafterin ist nur vorübergehend, bis der Rat entschieden hat, wer
von ihnen mich ersetzen wird.«
»Warum haben sie dich ausgewählt?«
»Weil ich sie darum gebeten habe. Ich wollte gehen. Ich muß
für eine Weile von hier weg. Ich habe zuviel getan, war in zuviel Dinge zugleich verwickelt. Ich habe zu viele Verpflichtungen gegenüber zu vielen Leuten, und mir wächst langsam alles
über den Kopf. Wenn ich Golgatha verlasse, gewinne ich Zeit
zum Nachdenken. Es ist so lange her, daß ich nur ich selbst
sein konnte, ohne jede Verantwortung außer gegenüber mir
selbst.«
»Du darfst nicht fortgehen! Wir können den Untergrund verlassen, einfach Zusammensein, nur wir beide! Ich bin nur wegen dir hier unten!«
»Das mag früher einmal gestimmt haben, aber heute nicht
mehr. Du hast selbst gesagt, daß du den Nervenkitzel brauchst,
das Blut und das Gemetzel bei den Missionen, die sie dir geben.«
»Nichts davon bedeutet mir so viel wie du! Du bist das Herz,
das in meiner Brust schlägt, die Luft, die ich zum Atmen brauche. Ich kann nicht ohne dich leben.«
»Doch, das kannst du. Für eine Weile zumindest. Ich brauche
diese Zeit, Finlay. Ich brauche … Ich weiß nicht, was ich brauche, aber es ist nicht hier. Adrienne hat mir geholfen, das zu
erkennen.«
Finlay nickte grimmig. »Ich hätte mir denken können, daß sie
dahintersteckt. Sie ist einfach nicht glücklich, wenn sie mich
nicht unglücklich machen kann.«
»Nein, Finlay. Das war meine eigene Entscheidung. Ich muß
für eine Weile von hier weg. Mein Vater …«
»Und ich?«
»Auch du. Nichts ändert sich wirklich. Wir sehen uns so oder
so nur selten. Ich habe meine Verpflichtungen, und du bist
ständig in der einen oder anderen wichtigen Mission unterwegs
…«
»Das kann sich ändern. Ich kann mich ändern. Was willst du
von mir?«
»Dein Verständnis. Ich liebe dich noch immer, Finlay. Ich
werde dich mein ganzes Leben lang lieben, ganz egal, wo du
bist oder wo ich bin. Aber ich kann nicht weitermachen wie
bisher. Es zerreißt mich innerlich, und ich halte es nicht mehr
länger aus. Ich muß mein Leben wieder in den Griff bekommen. Versuch nicht, mich davon abzubringen, Finlay. Es ist
sehr wichtig für mich.«
Finlay atmete tief ein und nickte abrupt. »Also gut. Dann ist
es auch für mich wichtig. Geh. Ich werde schon zurechtkommen.« Er breitete die Arme aus, und Evangeline sank ihm entgegen. Lange standen sie so beieinander, blind für das, was um
sie herum geschah. Finlay hielt Evangeline fest an sich gedrückt wie ein Ertrinkender, und wenn seine Kraft ihr auch
weh tat, so sagte sie nichts. Er spürte, wie seine Augen brannten, doch er hielt die Tränen zurück. »Was mache ich nur ohne
dich, Evie?« fragte er schließlich.
»Du wirst etwas finden, womit du dich beschäftigen kannst.
Du hast einen Eid auf deinen Namen und deine Ehre geschworen, vergiß das nicht. Du wolltest Rache nehmen für Johana
Wahn und das, was man ihr angetan hat, und du wolltest Silo
Neun und dem System, das dafür verantwortlich ist, ein Ende
machen. Jetzt hat der Rat gesehen, wozu du imstande bist, und
man wird dir wichtigere Aufgaben im Untergrund zuweisen …,
wenn du danach fragst.«
»Vielleicht.« Finlay schob Evangeline sanft von sich und
blickte prüfend in ihre Augen. »Tu, was du tun mußt, Evie. Das
ist alles, was zählt. Trotzdem, ich wünschte, sie hätten jemand
anderen ausgewählt.«
»Alle anderen waren zu wichtig. Zu wichtige Beziehungen
oder zu viele drängende Aufgaben. Ich war nur von Bedeutung
wegen meines Einflusses auf meinen Vater, und um dich bei
der Stange zu halten. Mein Vater und ich … Wir haben uns
entfremdet. Und ich versprach dem Rat, daß du keine Schwierigkeiten machen würdest. Stell mich nicht als Lügnerin bloß.
Ich wurde ausgewählt, weil ich diplomatisches Geschick bewiesen habe und weil ich entbehrlich bin. Ich war die perfekte
Kandidatin.«
»Das Schicksal scheint nicht zu wollen, daß wir zusammen
sind«, sagte Finlay. »Vielleicht eines Tages, wenn all das vorbei ist … vielleicht können wir dann ein ganz gewöhnliches
Leben miteinander verbringen wie Millionen anderer Paare
auch. Ich wünsche mir nichts sehnlicher.«
»Ja«, stimmte Evangeline zu. »Ich auch.«
Plötzlich bewegte sich hinter den beiden Liebenden etwas,
und jedermann wandte sich nach einem Neuankömmling um,
der soeben eingetreten war. Erregte Gespräche setzten ein, als

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