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Die Rebellion

Die Rebellion

Titel: Die Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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machte die Kälte nichts aus. Es
brauchte eine ganze Menge mehr als gewöhnliche Kälte, damit
ein Investigator sich unbehaglich fühlte. Sie war ausgebildet,
weit Schlimmeres zu überstehen. Stelmachs Heizelemente liefen bereits auf höchster Stufe, doch der Sicherheitsoffizier zitterte trotzdem. Er sah der Begegnung mit der Herrscherin nicht
gerade fröhlich entgegen.
    Die Kälte war – im Gegensatz zum größten Teil der restlichen Umgebung – höchst real; es war kalt genug, um jemanden
ohne entsprechende Kleidung nach einer Weile erfrieren zu
lassen. Doch es gab mit Sicherheit noch andere, subtilere Gefahren, die willkürlich im gesamten Hof verteilt lauerten. Die
Imperatorin fand einen Scherz immer erst dann amüsant, wenn
jemand dabei verletzt werden konnte. Auch der Schnee war
echt. Er sammelte sich feucht auf Köpfen und Kleidern und
schien von Minute zu Minute dichter zu fallen. Irgend jemand
hatte sich eine Menge Mühe gemacht, diese Umgebung zu erschaffen. Was den Gedanken nahelegte, daß auch die entsprechenden Lebensformen irgendwo dort draußen waren. Ziemlich wahrscheinlich Raubtiere. Löwenstein hatte eine besondere Vorliebe für handfeste Späße.
    Die versammelten Höflinge murmelten eine Weile übereinander, bevor sich irgendeine brave Seele in Bewegung setzte
und alle anderen hinter ihr her trotteten. Nur wenige hatten sich
auf eine derartige Kälte vorbereitet, und die helleuchtenden
Seidenstoffe der gegenwärtigen Mode schützten ihre Träger
kaum vor den arktischen Temperaturen. Einige Besucher fluchten leise vor sich hin, doch die meisten bissen die Zähne zusammen und schwiegen. Man konnte nie wissen, wer gerade
lauschte. Schwejksam wanderte mit der Menge nach vorn,
noch immer überrascht, daß man ihn nicht in schwere Ketten
gelegt hatte wie anläßlich seines letzten Besuchs bei Hofe.
Nach seinem jämmerlichen Versagen auf der Wolflingswelt hatte er fest damit gerechnet, von einem Erschießungskommando in Empfang genommen zu werden, sobald er von Bord
seines Schiffes ging. Anscheinend hatte Schwejksam sein Sieg
über das fremde Schiff eine Gnadenfrist verschafft, wenn
schon sonst nichts anderes.
    Frost schlenderte neben ihm her, als existierte der Schnee
überhaupt nicht. Sie schien sich keinerlei Gedanken zu machen. Allerdings gab es auch nicht viel, weswegen Investigatoren sich den Kopf zerbrachen. Und wenn der einzige Grund
dafür darin lag, daß Investigatoren dazu neigten, alles zu töten,
was ihnen Kopfzerbrechen bereiten konnte.
    K. Stelmach trottete hinter dem Investigator her und nutzte
Frosts große Gestalt als Windbrecher. Er hatte die Arme fest
um den Leib geschlungen und zog einen Schmollmund. Stelmach war unglücklich. Aber das war eigentlich nicht ungewöhnlich. Stelmach war nur selten glücklich. Es kam daher,
daß er Sicherheitsoffizier war. Und sein Vorname erledigte den
Rest. Kühnhold.
    Die Menge arbeitete sich mühsam durch den hohen Schnee
voran. Viele rutschten aus oder hatten zumindest Mühe, das
Gleichgewicht zu halten. Der Nebel wurde dichter und verschleierte das, was weiter vorn wartete. Schwejksam beobachtete, wie sein Atem in der kalten Luft kondensierte, und fragte
sich nicht zum ersten Mal, was ihn erwarten mochte. Jeder vernünftige Mensch wäre um sein Leben gerannt, statt seinen
Kopf persönlich zu präsentieren, damit die Eiserne Hexe ihn
abschneiden konnte. Doch Schwejksam kannte seine Pflicht.
Die Flotte war sein Leben, und wenn es zum größten Teil auch
ein verdammt hartes Leben gewesen war, er hätte trotzdem mit
niemandem tauschen mögen. Johann Schwejksam war Kapitän
der Imperialen Flotte und damit Teil eines größeren Ganzen.
Im Dienst der gesamten Menschheit. Er würde sein Leben dafür geben, wenn es sein mußte. Die Löwenstein mochte eine
rachsüchtige Psychopathin mit einem ganz besonders unangenehmen Sinn für Humor sein, aber sie war noch immer seine
Imperatorin, und er hatte auf Leben und Ehre geschworen, ihr
für den Rest seiner Tage zu dienen. Er blickte sich um und musterte die arktische Welt, und dann grinste er schwach. Typisch
Löwenstein. Hier war er, marschierte wie ein guter Soldat zu
seiner eigenen Exekution, und sie machte ihm selbst das noch
schwer.
    Schwejksams Kopf ruckte herum. Er spürte mehr, als er hörte, wie etwas Großes sich versteckt im Nebel vor ihm bewegte.
Gemurmel wurde laut, als auch andere ringsum es sahen oder
hörten. Schwejksams Augen verengten sich, und

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