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Die Rebellion

Die Rebellion

Titel: Die Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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blonde Haar über die Schultern nach
hinten, so daß jeder deutlich ihr Gesicht sehen konnte. Dann
legte sie eine Hand auf die Stirn und schnitt eine Grimasse, als
würde sie angestrengt lauschen oder sich konzentrieren. Plötzlich beulte sich ihre linke Schläfe aus, und sie riß die Haut auseinander. Blut rann über Johanas Gesicht, doch sie ignorierte
es. Ein scharfes, knackendes Geräusch, und der Schädelknochen an der linken Schläfe brach. Etwas Kleines, Graues, Blutbesudeltes kroch aus dem Riß und fiel in Johanas wartende
Hand. Es pulsierte und zuckte krampfhaft, ein genetisch manipuliertes Horrorprodukt, dessen einziger Sinn darin bestand,
gefangene Bewußtseine zu quälen und zu kontrollieren. Johana
schloß die Hand um den Wurm und zerquetschte ihn. Blut und
grauer Schleim quollen durch ihre Finger. Johana öffnete die
Hand wieder und ließ die Überreste zu Boden fallen.
Die Menge tobte. Alles jubelte und schrie und stampfte mit
den Füßen. Johana begann von neuem zu sprechen, doch diesmal hörte Finlay nicht mehr zu. Er hatte das Schauspiel zwar
genossen, doch er mißtraute der Botschaft, die Johana Wahn
verkündete. Der Aufruf zum Handeln war zwar gut und schön
und populär, und er selbst hatte schon viele Male das gleiche
gesagt, aber Johana besaß keinerlei Strategie oder Plan. Der
Untergrund sollte ihr einfach nur vertrauen, ihr und der Weltenmutter , und alles würde gut werden. Und die Menge glaubte
ihr, weil sie es glauben wollte. Johana versprach Stärke und
Rache und Ruhm und alles, was die Geschlagenen, die Besiegten und Gequälten sich ersehnten. Finlay blickte über die jubelnde Menge hinweg, und er war in keiner Weise davon angetan.
Ertrinkende klammern sich an jeden Strohhalm.
K APITEL IV
E
RHOBENE
S
TIMMEN UND
A
BWECHSLUNG
    Löwenstein XIV, die hochverehrte und vielgefürchtete Imperatorin von tausend und mehr Welten, hielt wieder einmal hof,
und jeder von Bedeutung, ob real oder eingebildet, hastete herbei, um sie zu sehen.
    Der Hof selbst war diesmal eine arktische Einöde, so wirklichkeitsgetreu, wie es holographische Projektoren, strategisch
plazierte Requisiten und eine Klimaanlage nur zustande brachten. Die Imperatorin staffierte ihren Hof ständig um, als Anspielung auf ihre sich ändernden Stimmungen und Launen oder
einfach nur, um den Höflingen den Tag zu verderben. Alte,
erfahrene Höflinge behaupteten, Löwensteins Laune allein am
Erscheinungsbild des Hofes erkennen zu können, doch selbst
wenn die Nachrichten nicht gut waren, kamen die Leute herbei.
Man mußte kommen, wenn man wollte, daß man gehört wurde.
Außerdem mochte Löwenstein es durchaus als Beleidigung
auffassen, falls man zu häufig abwesend war. Und die Leute,
die die Imperatorin in einem solchen Fall aussandte, um die
Säumigen vor den Hof zu zerren, verstanden überhaupt keinen
Spaß.
    Der Raum war eine gewaltige Kammer, irgendwo tief im Imperialen Palast, innerhalb eines massiven Stahlbunkers weit
unter der Oberfläche von Golgatha. Niemand wußte genau, wie
groß die Kammer war, allein schon aus Sicherheitsgründen,
aber bisher hatte sie sich immer als groß genug erwiesen, um
die Umwelt aufzunehmen, für die Löwenstein sich entschieden
hatte. Unglücklicherweise spiegelten Löwensteins Umwelten
auch einen Imperialen Sinn für Humor wider, der unter gewissen Umständen durchaus derb, wenn nicht sogar boshaft sein
konnte. Die Höflinge wußten, daß es gefährlich war, sich auf
irgend etwas zu setzen – ganz gleich, wie bequem es aussehen
mochte. Und sie betrachteten die exklusiven, von Lakaien herumgereichten Speisen und Getränke als eine besonders exaltierte Form von russischem Roulette.
    Es war ein weiter Weg bis zum Hof hinab. Mancher machte
einen Witz daraus und verglich den Weg mit dem Abstieg in
die Hölle, doch niemand sagte es laut.
    Kapitän Schwejksam, Investigator Frost und Sicherheitsoffizier Stelmach standen dicht beisammen inmitten einer großen
Masse von Höflingen und starrten über die grelle Eiswüste, die
sich ausdehnte, so weit das Auge reichte. Der Schnee lag beinahe einen halben Meter hoch, und noch mehr fiel in schweren
nassen Flocken aus einem düsteren Himmel. Dünner Nebel
hing in der Luft. Hier und da verdichtete er sich zu undurchdringlichen Mauern. Es war bitterkalt, und das nackte Fleisch
schmerzte ebenso wie die Lungen, wenn man zu tief atmete.
Schwejksam drehte die Heizelemente seiner Uniform einen
weiteren Tick auf. Frost

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