Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rebellion

Die Rebellion

Titel: Die Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
Vom Netzwerk:

die Menge erkannte, wer der Neuankömmling war. Hochrufe
und Applaus erklangen, und ein Name machte die Runde, wurde lauter und lauter, wuchs von einem Sprechgesang zu einem
Kampfruf. Johana Wahn! Johana Wahn! Johana Wahn! Johana Wahn!
»Verdammter Mist!« beschwerte sich Finlay. »Genau das,
was uns noch gefehlt hat. Noch mehr Komplikationen.«
Johana Wahn war eine gedrungene blonde Frau mit einem
bleichen Gesicht, das von scharfen blauen Augen beherrscht
wurde. Sie besaß einen breiten Mund und trug ein Lächeln zur
Schau, das mehr an Zähnefletschen als an Humor erinnerte.
Einst hatte sie nur schwaches ESP besessen, wie viele andere
auch, aber dann hatte der Untergrund sie als Agentin ins berüchtigte Esper-Gefängnis Silo Neun eingeschleust, und der
Überesper Mater Mundi hatte sich in Johana manifestiert, um
das Gefängnis zu zerstören. Johana war mit etwas Großartigem
in Berührung gekommen, war durch Mater Mundis schwebende Gegenwart verwandelt worden, und seit ihrer Flucht aus der
Hölle des Wurmwächters war sie zu einer neuen, bedeutenden
Macht im Untergrund herangewachsen. Sie hatte den Namen Mater Mundis für sich selbst in Anspruch genommen und eine
Politik der Vergeltung begonnen. Wo auch immer Johana
Wahn hinging, sie wurde von einer kleinen Gruppe fanatischer
Anhänger begleitet, die jeden finster anblickten, der Mater
Mundi zu nahe zu kommen wagte. Manchmal fragte sich Finlay, ob Mater Mundi eine politische Kraft oder eine Art religiöse Ikone war. Wahrscheinlich wußte sie es selbst nicht. Sicher
war nur, daß ihre Popularität in der letzten Zeit über alle Grenzen gewachsen zu sein schien. Sonst hätte jemand mit so wenig
Interesse an politischen Ereignissen wie Finlay es wohl kaum
bemerkt.
Nachdem sie ihren üblichen, unerwarteten und hochdramatischen Auftritt hinter sich hatte, trat Johana zur Mitte der Kammer. Die Menge teilte sich vor ihr, als würde sie von der bloßen Kraft ihrer Persönlichkeit auseinandergetrieben. Johana
war zu einem der mächtigsten Esper geworden, die der Untergrund je gekannt hatte. Man konnte das ESP in ihrer Gegenwart deutlich spüren. Es war, als würde die Luft um sie herum
knistern, eine spürbare Kraft, die teilweise Charisma und teilweise Enigma zu sein schien. Aufwieglerin und kühne Politikerin zugleich, unermüdliche Kämpferin für die Rechte der
Esper, wurde sie von allen respektiert, von vielen angebetet
und bewundert – und von den Anführern der Esper mit großem
Mißtrauen beobachtet. Johana Wahn war ein wenig verrückt,
aber die Menschen sahen das Mater Mundi nach. Niemand
erwartete von Heiligen, daß sie normal waren. Johana war von der Mutter Aller Seelen selbst berührt worden, und da die Mutter Aller Seelen selbst gegenwärtig unauffindbar schien, waren
die Leute bereit, sich mit dem naheliegendsten Ersatz abzufinden. Johana blieb vor den Anführern stehen und lächelte böse,
als könne sie durch die Illusionen hindurchblicken und die
wirklichen Leute dahinter sehen. Wer weiß? Vielleicht konnte
sie das wirklich.
Evangeline drückte sich enger an Finlay. »Wenn ich gewußt
hätte, daß sie sich zu einer derartigen Landplage entwickelt, ich
hätte mir sicher zweimal überlegt, ob wir sie aus Silo Neun
befreien.«
Finlay zuckte die Schultern. »Sie predigt sofortige Aktion,
und das kommt heutzutage an. Und sie war ein Fokus für die
echte Mater Mundi .«
»Genau wie du und ich. Aber wir sind nicht verrückter als
vorher. Obwohl das in deinem Fall zugegebenermaßen schwer
festzustellen ist.«
Finlay mußte grinsen. Dann begann Johana Wahn zu sprechen, und er konzentrierte sich auf ihre Worte. Sie besaß eine
rauhe, unangenehme Stimme. Ihre Stimmbänder waren beschädigt, als Folge der gequälten Schmerzensschreie in der
Hölle des Wurmwächters. Es spielte keine Rolle. Wenn sie
sprach, hörte man zu. Man mußte einfach.
»Ich bin wieder da, Leute. Macht das Beste daraus. Das Imperium hat mich nach Silo Neun verschleppt und mir einen
Wurm in den Kopf gesetzt, um meine Gedanken zu kontrollieren, aber dank Mater Mundis Hilfe brach ich aus. Auch ihr
könnt ausbrechen. Arbeitet mit mir zusammen, und wir können
mehr erreichen als alles, was wir bis jetzt erreicht haben. Nun
kann mich niemand mehr bezwingen, nicht einmal der Wurm,
der immer noch in meinem Kopf lauert. Der Rat hat gesagt, ich
würde sterben, wenn sie ihn entfernen, aber ich glaube nicht
daran. Paßt auf – und lernt.«
Johana Wahn warf das

Weitere Kostenlose Bücher