Die Rebellion
Lektronen für den neuen Antrieb.«
»Es sei denn, Valentin kennt unseren Plan und holt zu einem
wirklich vernichtenden Gegenschlag aus.«
SB blickte Razor streng an. »Auf welcher Seite steht Ihr eigentlich, Investigator?«
»Stellt mir keine Fragen wie diese. Die Antwort würde Euch
nur wütend machen. Was zählt, ist doch nur, daß ich geschworen habe, die Interessen Eures Clans mit meinem Leben zu
verteidigen. So lange jedenfalls, wie ich bei Eurem Clan bleibe.«
»Sehr tröstlich, wirklich.« SB schniefte und wandte sich mit
einer bedächtigen Bewegung um. Sie blickte zu Valentin hinüber. Der Wolf sprach angeregt mit einigen Leuten, die ganz
den Eindruck erweckten, als wären sie lieber woanders. Sie
beobachtete ihn für eine Weile, die Augen kalt wie Eis.
»Manchmal denke ich, wir sollten lieber einen vorbeugenden
Schlag gegen den Wolf-Clan führen und mit Valentin anfangen. Eine wirklich feindliche Übernahme.«
»Das würde ich nicht empfehlen«, widersprach Razor. »Wir
wissen zu wenig über die Wolfs im allgemeinen und über Valentin im besonderen. Nur ein Dummkopf springt kopfüber in
ein Gewässer, dessen Tiefe er nicht kennt. Hinter Valentin
steckt mehr, als wir wissen. Es muß so sein. Ich empfehle eine
gelassenere Vorgehensweise. Die Schwachstellen der Wolfs
sind Daniel und Stephanie. In ihrer verschlungenen Beziehung
gibt es mit Sicherheit einiges, aus dem sich Profit schlagen läßt
…«
»Und genau aus diesem Grund seid Ihr verantwortlich für die
Durchführung unserer Sicherheitsmaßnahmen und nicht für
deren Planung«, unterbrach ihn SB scharfzüngig. »Wir könnten
mit den beiden anstellen, was wir wollen, einschließlich, sie
langsam und qualvoll umzubringen, und Valentin würde einen
Dreck darauf geben.«
»Aber wenn wir sie in den Griff bekämen, sie umdrehen
könnten, vielleicht indem wir sie wegen ihrer Beziehung unter
Druck setzen … oder indem wir ihnen Informationen über Lily
und Michael zukommen lassen …«
»Nein«, entschied SB. »Daniel und Stephanie sind viel zu
sprunghaft, um auf sie bauen zu können. Sie mögen schwach
sein, aber sie sind immer noch Wolfs. Ich habe eine bessere
Idee.«
Konstanze Wolf, die Witwe Jakobs, stand allein in der Menge. Sie war jetzt oft allein, egal, wohin sie ging. Achtzehn Jahre alt und noch immer in Schwarz gekleidet. Sie trauerte um
ihren ermordeten Mann. Konstanze war groß und schlank. Eine
atemberaubende Erscheinung, selbst auf einer Welt, wo
Schönheit inzwischen alltäglich war. Doch das Feuer in ihr war
erloschen, und sie wirkte wie eine welkende Blume. Wahrscheinlich war sie die einzige in der gesamten Wolf-Familie
gewesen, die Jakob wirklich geliebt hatte. Die anderen hatten
eine Weile getrauert, selbst Valentin, doch jeder hatte sein eigenes Leben zu leben, und das taten sie auch, sobald es sich
nur irgendwie wieder einrichten ließ. Bis auf Konstanze. Sie
hatte niemanden gehabt außer Jakob. Er war ihr Leben gewesen. Jetzt war er nicht mehr da, und die junge Witwe wußte
nicht, was sie mit sich anfangen sollte. Sie hatte kein Interesse
an Politik und Intrigen, und man erlaubte ihr nicht, bei Familienangelegenheiten mitzusprechen. Jakobs Kinder hatten seine
letzte Heirat mit einer Frau, die jünger war als sie selbst, niemals gutgeheißen. Sie hatten die Möglichkeit gefürchtet, Jakob
könne seine älteren Kinder enterben, entweder zu Konstanzes
oder zugunsten ihrer gemeinsamen Kinder. Jetzt war er nicht
mehr, und die drei jungen Wolfs konnten Konstanze endlich
ignorieren. Und das taten sie auch, und ihre Erleichterung darüber war kaum verborgen.
Konstanze sah sich unter den versammelten Höflingen um,
doch niemand erwiderte ihren Blick. Sie war niemand mehr,
und keiner hatte Zeit, sich mit ihr abzugeben. Bis ihre Blicke
die Augen einer Frau trafen, die sie anlächelte. SB Chojiro.
Konstanze runzelte nachdenklich die Stirn. SB setzte sich ohne
sonderliche Eile in Bewegung und kam graziös trotz des tiefen
Schnees, durch den sie stapfte, auf Konstanze zu. Konstanze
wußte, daß sie die andere Frau als Feindin betrachten sollte,
aber sie fand nicht die notwendige Energie dazu. SB blieb vor
der jungen Witwe stehen und lächelte erneut.
»Wir hätten uns schon viel früher einmal unterhalten sollen,
liebste Konstanze. Wir besitzen beide eine Menge Gemeinsamkeiten. Es ist hart für eine Frau, allein zu sein. Ich weiß.
Aber nur weil Eure Familie Euch verlassen hat, bedeutet das
noch lange
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