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Die Rebellion

Die Rebellion

Titel: Die Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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würde es nicht mehr
lange dauern.
    Die Schlitten, Imperiale Standardmodelle, hatten eine beunruhigende Ähnlichkeit mit einem Sargdeckel. Eine flache Schale mit integriertem Antigravmotor, einer Steuereinheit, zwei
eingebauten Disruptorkanonen und einem Schutzschild, um die
Insassen vor dem Fahrtwind zu schützen. Ziemlich einfach,
aber das war alles, was sie brauchten – wenn nichts schiefging.
    Owen wog die Lektronenkodes in der Hand. So ein kleines
Päckchen, und es war imstande, so viel Schaden anzurichten.
Ganz wie Hazel, wenn man es genau bedachte. Der Vergleich
ließ Owen grinsen, und er blickte zu Hazel hinüber. Sie hatte
das Schwert gezückt und polierte die Klinge mit einem
schmutzigen Lappen. Owen war sich nie ganz sicher in bezug
auf seine Gefühle gegenüber Hazel. Sicher, er respektierte sie,
er bewunderte ihre Geschicklichkeit im Umgang mit Waffen
… Sie war eine der besten Kämpferinnen, die je an seiner Seite
gestanden hatten. Und er achtete ganz bestimmt das leidenschaftliche Feuer in ihrer Stimme, wenn sie von Freiheit und
Gerechtigkeit sprach, auch wenn er nicht unbedingt mit ihren
Ideen einverstanden war. Sie war in sein Leben geplatzt wie
ein durchgehendes Pferd, hatte ihn vor dem sicheren Tod bewahrt und sich anschließend darangemacht, alles in Frage zu
stellen, an das er jemals geglaubt hatte. Und irgendwann während dieser Zeit, ganz gegen seinen Willen, hatte er sich in Hazel verliebt.
    Owen hatte ihr natürlich nichts davon gesagt, und er fragte
sich allmählich, ob er es je tun würde. Schließlich war er all
das, was sie zu verachten behauptete: ein naiver Aristo mit
mehr Vorfahren als Verstand. Er glaubte zwar, daß sie ihn wenigstens als Kämpfer achtete, aber darüber hinaus hatte er nicht
die leiseste Ahnung, was sie von ihm hielt. Außerdem war er
ein Todtsteltzer. Er hatte die Pflicht, jemanden aus seinen eigenen gesellschaftlichen Kreisen zu heiraten. Aber … er war
nicht mehr länger Aristokrat. Löwenstein hatte Owen öffentlich
für vogelfrei erklärt und ihm seinen Rang und seine Privilegien
aberkannt. Was bedeutete, daß er tun und lassen konnte, was er
wollte. Und Hazel war tapfer und treu, mit einem breiten Lächeln und Augen, für die er gestorben wäre. Eine Schande, die
roten Haare … Sie war schlau und geschickt, und sie war entschlossen, sich von niemandem etwas vormachen zu lassen, am
allerwenigsten von ihm, Owen.
    Er liebte Hazel auf eine Art, die ihm klarmachte, daß er noch
nie jemand anderen wirklich geliebt hatte. Katie war mehrere
Jahre lang seine Geliebte gewesen, aber auch seine Mätresse
und somit in Wirklichkeit nur eine weitere Dienerin. Sie war
eine Spionin des Imperiums gewesen, und sie hatte versucht,
ihn zu töten, als die Nachricht von seiner Ächtung gekommen
war. Er hatte Katie, ohne zu zögern, getötet. In Owens Familie
hatte es nie viel Liebe gegeben, ganz besonders nicht von seinem Vater, der ständig unterwegs gewesen war. So hatte Owen
gelernt, ohne Liebe zu leben. Doch dann war Hazel in sein Leben geplatzt, und alles hatte sich schlagartig geändert. Manchmal konnte er sie nicht ansehen, ohne daß ihm der Atem zu
stocken drohte, und wenn sie zu ihm sprach, schlug sein Herz
schneller. Ihr seltenes Lächeln brachte ihn in eine gute Laune,
die stundenlang anhielt.
    Um ehrlich zu sein – Owen hätte gut ohne Liebe leben können. Sie verkomplizierte die Beziehung zwischen ihnen und
lenkte ihn von wichtigeren Dingen ab. Aber es schien, als hätte
er in dieser Sache keine große Wahl. Owen liebte Hazel, trotz
all ihrer zahlreichen Fehler, oder vielleicht sogar gerade deswegen. Auch wenn er es ihr niemals beichten könnte. Sie würde ihn bestenfalls auslachen oder ihm sagen, daß er sich zur
Hölle scheren sollte. Und schlimmstenfalls wäre sie nett,
freundlich und verständnisvoll, während sie ihm einen Korb
gab, und er wußte nicht, ob er das ertragen könnte. Owen wußte nichts über Liebe oder Liebende, aber selbst er wußte, daß
Hoffnung besser war als Desillusion.
    In seinem Komm-Implantat klingelte ein lautloses Signal.
Owen sah, wie Hazels Kopf herumruckte, als der Alarm auch
in ihrem Implantat ertönte. Sie steckte das Schwert ein und
kletterte auf ihren Gravschlitten, einsatzbereit wie immer.
Owen schob die Lektronenkodes in eine Innentasche, zog den
Reißverschluß zu und startete seinen eigenen Schlitten. Das
Implantat zeigte ihm einen Sensorausblick auf das Hauptlandefeld, das

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