Die Rebellion
in
Verbindung gestanden wie wir untereinander. Zur Hölle, es hat
nie jemanden wie uns gegeben!«
»Ja«, sagte Owen gedehnt. »Und das ist es, was mir Sorgen
macht. Man bekommt solche Kräfte nicht einfach geschenkt.
Man muß dafür bezahlen, wenn ich auch nicht weiß, wie oder
mit was.«
»Das ist eine typisch menschliche Denkweise«, warf der
Wolfling ein. »Und beschränkt dazu. Ihr seid nicht länger
menschlich, Owen. Warum solltet Ihr also menschliche Grenzen beachten?«
»Aber es muß Grenzen geben«, erwiderte Giles. »Irgendwann stößt man immer an Grenzen. Mag schon sein, daß wir
keine richtigen Menschen mehr sind, aber das heißt noch lange
nicht, daß wir jetzt Götter sind.«
»Oh, ich hätte nichts dagegen«, sagte Ruby. »Braungebrannte
junge Akolythen, die mir Gold und Juwelen als Tribut darbrächten. Ich könnte damit leben.«
»Es ist mehr als das«, widersprach Owen. »Die Verbindung
zwischen uns ist nicht nur ein verbesserter Komm-Kanal. Wir
verändern uns andauernd und kommen uns immer näher. Hat
einer von Euch bemerkt, daß wir begonnen haben, auf die gleiche Art und Weise zu reden?«
»Ja«, sagte Hazel. »Wir alle reden viel ähnlicher als zu Beginn. Wir benutzen die gleichen Phrasen, teilen die gleichen
Vorstellungen und entwickeln ähnliche Wege, wie wir die
Dinge sehen.«
»Wenn Euch das alles aufgefallen ist …«, sagte Jakob Ohnesorg, »… warum habt Ihr dann bisher kein Wort darüber verloren?«
»Ich hatte gehofft, daß ich es allein wäre. Verdammt, es ist
richtig unheimlich, wenn man sich die Sache überlegt. Und es
ist nicht allein die Sprache. Wir teilen die gleichen Fähigkeiten,
ohne sie lernen zu müssen. Selbst außergewöhnliche Talente
wie zum Beispiel Owens Zorn .«
»Und andauernd sagt einer von Euch genau das, was ich gerade dachte«, fügte Owen hinzu. »Und ich spüre, wo Ihr seid
und was Ihr gerade macht, ohne daß ich es irgendwoher wissen
könnte. Werden wir zu einem Kollektivbewußtsein oder was?«
»Ich denke nicht«, antwortete Giles. »Wir sind noch immer
fähig, Geheimnisse voreinander zu bewahren. Oder etwa nicht,
Hazel?«
Ihr Herz drohte für einen Augenblick auszusetzen, doch sie
ließ sich nichts anmerken. »Wovon redest du, Mann?«
»Vielleicht würdet Ihr uns freundlicherweise mitteilen, warum Ihr so viel Zeit in der Stadt der Hadenmänner verbringt?«
fragte Giles.
»Das ist allein meine Angelegenheit«, erwiderte Hazel tonlos.
»Wir alle haben ein Recht auf unser Privatleben«, wurde sie
von Owen unterstützt.
»Ich will es aber trotzdem wissen«, beharrte Giles.
»Sie hat Tobias Mond besucht. Reicht das?« erklärte Owen.
»Wenn sie es uns nicht sagen will, dann ist das ihr gutes Recht.
Nur weil wir uns so nahestehen, bedeutet das noch lange
nicht, daß wir uns gegenseitig das Herz ausschütten müssen.«
»Aber uns bleibt vielleicht keine andere Wahl«, sagte Giles.
»wenn die Verbindung weiterhin stärker und intensiver wird.«
»Das klingt in meinen Ohren nach einem verdammt guten
Grund, sich aufzuteilen und eine gewisse Entfernung voneinander einzuhalten«, bemerkte Ohnesorg. »Ich will niemandem
zu nahe treten, aber ich will auch niemand anderen als mich
selbst in meinem Kopf haben.«
»Richtig«, stimmte Hazel ihm zu. »Und außerdem denke ich
nicht, daß die Menschheit bereit ist, eine Göttin wie Ruby zu
ertragen.«
»Du hast eben keinen Ehrgeiz«, lamentierte Ruby.
»Die Tatsache bleibt, daß wir zusammen viel stärker sind als
getrennt«, sagte Owen. »Erinnert Ihr Euch an den Schild, den
wir gegen die Truppen von Kapitän Schwejksam errichtet haben? Sie konnten ihn mit nichts durchdringen, sosehr sie sich
auch bemühten. Ich glaube nicht, daß einer von uns allein dazu
imstande wäre. Gut möglich, daß es auch noch andere Dinge
gibt, die wir zusammen fertigbringen. Und haben wir nicht die
Verpflichtung gegenüber der Rebellion, daß wir so stark werden wie nur irgend möglich? Wir sind die geheimste Waffe der
Rebellion, ein As, das tief im Ärmel steckt, und vielleicht sind
wir das Zünglein an der Waage, das den Ausschlag über Sieg
oder Niederlage gibt. Ist es nicht egoistisch von uns, wenn wir
unsere Individualität über die Nöte und Bedürfnisse der Rebellion stellen?«
»Vielleicht ist es genau das, wofür wir kämpfen – jedermanns Recht auf Individualität«, hielt Ohnesorg dagegen. »Wir
können die Menschheit nicht retten, indem wir unmenschlich
werden. Die einzigen anderen Wesen,
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