Die Rebellion
Jahreszeiten. Er geht einen um den anderen Tag weiter, ganz
gleich, wie das Wetter draußen gerade ist. Ihr seid zwischen
Herbst und Winter eingetroffen; das kommt einer ruhigen Zeit
am nächsten. Unsere Leute nehmen genauso wie die Söldner
der Wolfs die Gelegenheit wahr, um Atem zu schöpfen, Rache
zu planen und die Toten zu begraben. Aber glaubt nur nicht,
Ihr könntet Euch entspannen. Ihr habt vielleicht zwei Stunden,
bevor das Töten weitergeht. Also willkommen in der Hölle,
meine werten Herren und verehrte Kopfgeldjägerin. Vielleicht
können wir jetzt zu den wichtigen Fragen übergehen? Zum
Beispiel, wann kommt der Rest von Euch? Wie viele Männer
könnt Ihr uns schicken? Wie steht es mit Waffen?«
Sturm und Ruby Reise blickten Ohnesorg an. Jakob seufzte
und begegnete dem Blick des einheimischen Rebellen so gelassen, wie er nur konnte. »Ich fürchte, es gibt keine Armee. Noch
nicht jedenfalls. Der Untergrund versammelt auf Hunderten
von Welten Freiwillige für die bevorstehende Revolution, aber
das ist ein langwieriger Prozeß. Unsere ausgebildeten Männer
sind über das gesamte Imperium verteilt, wo sie das meiste
ausrichten können. Im Augenblick sind wir drei alles, was Ihr
bekommt.«
»Ich glaube, ich höre nicht recht«, sagte der Lange John. Seine Stimme zitterte vor mühsam unterdrückter Wut. »Man hat
uns kampferfahrene Soldaten versprochen, angeführt von dem
legendären Berufsrebellen Jakob Ohnesorg. Und was schickt
man uns statt dessen? Zwei alte Männer und eine professionelle Meuchelmörderin. Nennt mir einen einzigen guten Grund,
warum ich Euch nicht auf der Stelle in die Kälte hinauswerfen
soll, um zu erfrieren!«
Ohnesorg riß dem Langen John die Waffe aus der Hand,
packte ihn mit der anderen am Kragen und hob ihn scheinbar
mühelos von den Füßen. Dann hielt er ihm den Disruptor unters Kinn. Die Augen des Langen John drohten aus den Höhlen
zu quellen, als er mit den Beinen vergeblich in der Luft zappelte. Bevor die herumstehenden Rebellen Zeit hatten zu reagieren, stellte Ohnesorg ihn wieder auf den Boden und gab ihm
die Waffe zurück. Der Anführer nahm sie in einer automatischen Bewegung entgegen und blinzelte verwirrt. Die Rebellen
warfen sich gegenseitig unsichere Blicke zu. HalsabschneiderMarie grinste breit. Ruby schniefte verächtlich.
»Die Schau ist zu Ende.«
Der Lange John gewann die Fassung zurück und nickte Ohnesorg mit einer knappen Geste zu. »Nicht schlecht für einen
alten Mann.«
»Wir sind mehr, als der Augenschein vermuten läßt«, wiederholte Sturm mit sanfter Stimme Jakobs Worte.
»Das solltet Ihr besser auch«, meldete sich HalsabschneiderMarie zu Wort. »Nun gut. Wenn Ihr alles seid, was wir bekommen, dann müssen wir das Beste daraus machen. Kommt
mit mir, und ich stelle Euch einigen unserer Strategen vor. Der
Lumpen-Tom und die Gespenster-Alice werden sicher einige
Ideen haben. Die beiden haben immer Ideen.«
»Interessante Namen benutzt Ihr hier«, sagte Sturm. »Ist das
Konzept gewöhnlicher Familiennamen noch nicht bis hierher
durchgedrungen?«
»Unsere Vorfahren waren eigens gezüchtete Arbeiter«, erwiderte der Lange John. »Sklaven ohne jeden Namen. Sie besaßen nur Nummern. Wir sind frei, also wählen wir unsere Namen selbst oder nehmen die an, die andere uns geben. Familiennamen sind etwas für Leute mit Familien und einer Zukunft.
Wir leben von einem Tag auf den anderen, und wir haben niemanden außer uns selbst. Auf Technos III gibt es keinen Platz
für Luxus.«
In einem kleinen Turnraum innerhalb des großen Wohnkomplexes, der der Fabrik angeschlossen war, exerzierte Michael
Wolf, der widerstrebende Ehemann Stephanies, am Barren.
Schweiß tropfte von seinen schwellenden Muskeln, während er
sich durch die anstrengende Übung arbeitete, die seine Lektronen empfohlen hatten. Er grunzte und ächzte bei jeder Bewegung, die Augen zusammengepreßt, das Gesicht in einer Grimasse der Konzentration verzogen. Michael hatte seine Muskeln in einem Körperladen auf Golgatha gekauft, und normalerweise suchte er den Laden zu einer Überholung auf, wenn
sie zu erschlaffen drohten – aber hier draußen in der Wildnis
dieses Hinterweltplaneten, weitab jeder Zivilisation, hatte er
seine Muskeln auf die harte Tour zu erhalten, ob es ihm paßte
oder nicht. Michael haßte jede Minute seines Trainings. Es
erinnerte viel zu sehr an harte Arbeit, und wenn er hart hätte
arbeiten wollen, dann würde er keine Aristokratin geheiratet
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