Die Rebellion
konzentrierter und … wagemutiger. Du wärst überrascht, wenn du wüßtest, wie wagemutig,
Liebster.«
Michael nickte, ohne etwas darauf zu erwidern. Er hatte
schon immer vermutet, daß Lily einen Hauch von ESP besaß,
aber so etwas erwähnte man nicht in der aristokratischen Gesellschaft. Esper waren Besitz. Immer. Ganz offensichtlich
hatten ihr erzwungenes Zölibat und die daraus resultierende
Langeweile zusammen mit der ungezähmten Natur von Technos III ihre Fähigkeiten stimuliert. Ganz sicher wirkte Lily seit
einiger Zeit ruheloser und irgendwie extremer in ihren Emotionen.
»Also schön«, sagte Michael sanft. »Also hast du eine glänzende Zukunft als Wetterprophetin vor dir. Na und? Wie soll
uns das nützlich sein?«
»Die Wildheit dieses Planeten liegt nicht in seinem Klima
begründet, sondern in seinen Bewohnern«, antwortete Lily.
»Ich kann sie fühlen, dort draußen. Im Untergrund. Sie haben
etwas vor. Etwas Größeres. Etwas, aus dem wir vielleicht unseren Nutzen ziehen können. Weißt du, ich habe Freunde hier,
liebster Michael. Gute Freunde. Verdammt mächtige Freunde.«
Und dann vernahmen die beiden Verschwörer das Geräusch
von Schritten, die sich draußen auf dem Korridor näherten. Sie
unterbrachen ihre Unterhaltung und traten voneinander weg.
Eine kurze Pause entstand, und die Tür zum Turnraum ging
auf. Toby Shreck trat geschäftsmäßig grinsend ein, lässig gefolgt von seinem Kameramann Flynn. Michael und Lily warfen
sich in Pose.
»Hinaus!« rief Lily.
»Entschuldigt bitte die Störung«, entgegnete Toby unbekümmert. »Aber ich brauche ein schnelles Interview mit Euch.
Nichts Kompliziertes oder Herausforderndes, sondern nur ein
kurzes Profil für die Dokumentation, die Eure Familie für die
Eröffnungszeremonie von mir erwartet. Wenn Ihr also so liebenswürdig wärt, mir einige Minuten Eurer Zeit zu …«
»Hinaus!« brüllte Michael.
»Erlaubt mir, darauf hinzuweisen, daß Eure Ehegatten gesteigerten Wert auf Eure Kooperation legen«, erwiderte Toby.
»Vertraut mir; lehnt Euch einfach nur zurück und entspannt
Euch. Es ist vorbei, bevor Ihr es überhaupt bemerkt habt.«
»Hinaus«, zischte Lily.
»Also wirklich«, sagte Toby und lächelte, daß die Wangenmuskeln schmerzten. »Es wird Euch gefallen, wenn wir erst
einmal angefangen haben. Habt Ihr denn noch nie den Wunsch
verspürt, daß Eure Gesichter einmal im gesamten Imperium
über die Holoschirme flimmern? Mit einer garantierten Zuschauermenge von praktisch jedermann, der etwas zu sagen
hat? Die Feierlichkeiten zur Eröffnung der Hyperraummotorenfabrik sind eine wichtige Meldung. Es wird jede Menge Zuschauer geben. Eure Namen könnten in aller Munde sein.« Toby blickte erwartungsvoll zu Lily und Michael, doch dann
seufzte er und zuckte die Schultern. »Ich weiß, ich weiß: Hinaus. Kommt schon, Flynn. Wir werden es ein andermal versuchen, wenn die Herrschaften sich nicht so verdammt aristokratisch fühlen.«
Toby verbeugte sich knapp vor Lily und Michael und verließ
den Raum, gefolgt von Flynn, der auf eine Verbeugung verzichtete. Michael entspannte sich erst, als die Tür hinter beiden
ins Schloß fiel. Lily schnitt eine Grimasse.
»Unverschämter kleiner Kriecher. Er wagt es, auf diese Weise mit uns zu sprechen. Ich kann mir gut vorstellen, welche Art
von Fragen ihm vorschwebte. Das ist Publicity, die wir nicht
gebrauchen können. Nicht mit dem, was ich geplant habe.«
»Nun, was genau hast du denn geplant?« nahm Michael ungeduldig den Faden wieder auf. »Und wer, zur Hölle, sind diese Freunde, die du erwähnt hast? Warum weiß ich nichts davon? Hast du ihnen von uns erzählt?«
»Das war überhaupt nicht notwendig«, erwiderte Lily. »Sie
wußten es bereits. Das war der Grund, aus dem sie zu mir kamen.«
»Wer, zur Hölle, sind diese Leute?«
»Der Chojiro-Clan. Ich bin seit Ewigkeiten eine ihrer Agentinnen. Sie respektieren meine Hexennatur, und sie zahlen außerordentlich gut. Sie haben zwar bereits eine ganze Menge
Agenten nach Technos III eingeschleust, aber mit meiner Hilfe
besitzen sie nun Zugang zu allen möglichen Ebenen, die ihnen
vorher verschlossen blieben. Sie sind bereit, uns alles zu geben,
was wir wollen, solange wir ihnen geben, was sie wollen. Der
Chojiro-Clan hat sogar Agenten unter den Rebellen, die ihn mit
Informationen füttern. Ganz ehrlich – die Dinge könnten sich
gar nicht besser zu unseren Gunsten entwickeln. Meinst du
nicht auch?«
»Ich weiß nicht so
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