Die Rebellion
weißt du
mehr als ich. Ich weiß nur, wie man Leute umbringt.«
»Sieh mal, du warst eine Kopfgeldjägerin. Hast du denn niemals jemanden lebendig zurückgebracht?«
»Nicht, wenn ich es vermeiden konnte. Zuviel Papierkram.«
Ohnesorg seufzte. »Ich arbeite mit einer Barbarin zusammen.«
Ruby grinste. »Die Zivilisation wird viel zu sehr überbewertet, Jakob. Ich bin wirklich nicht an dieser ganzen EthikScheiße interessiert. Ich bin eine professionelle Killerin. Das ist
es, was ich mache. Ansonsten interessiere ich mich nur noch
für Beute und Sex. Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Du
brauchst nichts weiter zu tun, als mir ein Ziel zu zeigen und
mich loslassen. Wie zum Beispiel der bevorstehende Überfall
auf die Fabrik. Möchtest du, daß ich ihn wieder anführe?«
»Glaub nur ja nicht, ich merke nicht, wenn du das Thema
wechselst«, sagte Ohnesorg. »Aber wenn ich an die Blicke
denke, die du mir bei der letzten Lagebesprechung zugeworfen
hast, dann denke ich, es wäre gesünder für mich, dich gehen zu
lassen. Also schön, hier ist die einfache Version: Morgen veranstalten die Wolfs eine größere Zeremonie zur Eröffnung der
Massenproduktion des neuen Hyperraumantriebs. Alle Holosender berichten live von diesem Ereignis. Die Imperatorin
selbst wird an ihrem Fernseher sitzen und zusehen. Um eine
einwandfreie und ungestörte Übertragung sicherzustellen, müssen sie den Schutzschirm abschalten, der die Fabrik umgibt.
Und das wird der Zeitpunkt sein, an dem wir hineingehen und
alles angreifen, was kein Klon ist. Wir werden ihre Verteidigung überrennen, die Klonarbeiter befreien, alle Maschinen in
Sichtweite zerstören und machen, daß wir wieder hinauskommen, als sei der leibhaftige Teufel hinter uns her, während ihre
Sicherheitskräfte noch darüber nachdenken, was ihnen auf den
Kopf gefallen ist. Und die gesamte Aktion wird live übertragen. Es wird ein großer Coup für unsere Rebellion sein. Wir
sollten eine Menge Zulauf erhalten. Und so sicher wie die Hölle werden wir die Produktion des Hyperraumantriebs lahmlegen, bis sie den Schaden repariert haben und ein Schiff neue
Klonarbeiter bringt. Und dann schlagen wir erneut zu.«
»Der Überfall wird den Ausgestoßenen einiges geben«, sagte
Ruby. »Sie sehen, wozu sie imstande sind, und sie werden zu
einem Machtfaktor. Zu einer Kraft, mit der das Imperium rechnen und mit der es vielleicht sogar verhandeln muß, wenn es
die neuen Antriebe will. Richtig?«
»Sehr gut, Ruby! Ich mache noch eine Taktikerin aus dir.
Aber das bringt uns wieder zum Thema zurück. Warum ich
nicht will, daß die Ausgestoßenen uns als ihre Helden betrachten. Wenn wir ihnen erst bewiesen haben, daß sie stark genug
sind, um den Wolfs in den Hintern zu treten, ist unsere Aufgabe auf Technos III erledigt. Aber es ist lebenswichtig, daß diese
Leute begreifen, wozu sie imstande sind, bevor wir zu einer
anderen Mission aufbrechen. Daß sie auch ohne uns gewinnen
können. Sie benötigen nichts weiter als einen Anstoß von außen und jemanden, der ihnen neue Kampftaktiken zeigte. Ich
wollte nie ein Anführer sein, Ruby, geschweige denn ein Held.
Ich wollte nur für das Recht der Menschen auf Freiheit kämpfen. Sogar die Freiheit von Heldenverehrung. Helden sind
großartig, wenn es darum geht, das Böse und die Ungerechtigkeit zu bekämpfen, aber in der Praxis sind sie immer verdammt
miese politische Führer.«
»Ich kämpfe nur, weil ich gut darin bin«, antwortete Ruby.
»Und weil es mir Spaß macht.«
»Daran werden wir noch arbeiten müssen«, erwiderte Ohnesorg.
Ruby grinste. »Warum willst du Perfektion verbessern?«
Investigator Klipp stand lässig im Privatgemach des Halben
Mannes und fragte sich im stillen, was, zur Hölle, er zu dieser
unchristlichen Stunde so früh am Morgen von ihr wollte.
Ihr fielen unwillkürlich die Augen zu, und sie mußte ein
Gähnen unterdrücken. Klipp hatte den starken Verdacht, daß
der Halbe Mann noch nicht im Bett gelegen hatte, wenn er
überhaupt jemals schlief. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, da
konnte Klipp den ganzen Tag lang kämpfen und mit wenigen
Stunden Schlaf in der Nacht auskommen, aber das war schon
einige Jahre her. Sie wurde langsamer und brauchte mehr und
mehr Schlaf zwischen den einzelnen Aufträgen. Achtundvierzig war kein Alter, von welchem Standpunkt auch immer, doch
Investigatoren hatten stets die Besten der Besten zu sein. So
stand es in der Beschreibung des Berufsbildes.
Klipp
Weitere Kostenlose Bücher