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Die Rebellion

Die Rebellion

Titel: Die Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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haben, aber meine Energiehälfte wächst jeden
Tag um einen winzigen Bruchteil, und meine menschliche
schwindet um den gleichen Betrag. Man braucht schon einen
Rechner, um den Prozeß exakt auszumessen, aber er findet
nichtsdestotrotz statt. Ich werde weniger, Stück für Stück. Ich
habe noch eine ganze Menge Zeit, bis es soweit ist, wenn der
Prozeß sich nicht aus irgendeinem Grund beschleunigt. Aber
was von mir noch übrig ist, ist sowieso nicht mehr allzu
menschlich.
Ich esse und trinke nicht mehr. Kälte und Hitze machen mir
nichts aus. Ich bin viel älter, als ich eigentlich hätte werden
dürfen. Die Energiestrukrur hält mich am Leben, obwohl ich
schon vor langer Zeit hätte sterben müssen. Manchmal frage
ich mich, was die Fremden planen, daß sie mich so lange am
Leben halten. Ich habe mehr als einmal versucht, mir das Leben zu nehmen, aber es geht nicht. Meine Energiehälfte gestartet es nicht. Und das ist der Grund, aus dem ich jetzt mit Euch
rede, Investigator. Wenn nach Eurer Meinung die Energiehälfte
die Kontrolle über mich gewinnt, dann möchte ich, daß Ihr
mich tötet. Zerstört meine menschliche Hälfte vollständig, und
zwar mit anhaltendem Disruptorfeuer. Das sollte reichen. Ich
frage Euch, weil Ihr eine der wenigen Personen auf diesem
Planeten seid, die zu dieser Aufgabe imstande sind und deren
Urteilsvermögen ich trauen kann … und weil Ihr die gleichen
Augen habt wie Euer Großvater. Er war ein guter Mann. Er
hätte mich getötet, wenn er es für nötig erachtet hätte. Was ist
mit Euch?«
»Wenn es das ist, was Ihr wünscht«, antwortete Klipp langsam. »Ich kann mich Eurer Logik nicht verschließen. Ihr würdet eine höllische Bedrohung für das Imperium darstellen,
wenn Ihr außer Kontrolle geratet. Löwenstein wird mich töten
lassen, weil ich sie Eurer Dienste beraubt habe, aber das ist
mein Problem. Ich bin Investigator, und ich habe meinen Eid
stets ernst genommen. Mein Leben für die Menschheit. Wenn
Ihr in der Stimmung seid zu reden, Sir … Könnt Ihr mir etwas
über die Fremden erzählen, die Euch so verändert haben? Die
offiziellen Berichte schweigen sich aus. Selbst diejenigen, zu
denen nur wir Investigatoren Zugang besitzen.«
»Lange Zeit erinnerte ich mich an überhaupt nichts«, begann
der Halbe Mann. Seine Stimme klang sehr leise, und er blickte
Klipp nicht an, als er fortfuhr. »Vielleicht, weil ich mich an
nichts erinnern wollte. Dann kamen Bruchstücke wieder, in
meinen Träumen. In letzter Zeit kommen die Träume häufiger,
und ich erinnere mich an mehr. Ich weiß nicht, ob das etwas zu
bedeuten hat. Ich hoffe nicht. Ich weiß nur eines ganz sicher:
Sie sind noch dort draußen, irgendwo, und sie warten.
Vergeßt die offizielle, schöngefärbte Geschichte, Investigator. Ich sage Euch, was wirklich geschah. Ihr Schiff erschien
aus dem Nichts. Es war riesig, und unser Sternenkreuzer sah
dagegen aus wie eine Ameise vor einem Berg. Seine Form ergab keinen Sinn. Wir versuchten, mit ihm in Kontakt zu treten,
und es eröffnete das Feuer auf uns mit Waffen, die uns noch
nie zuvor begegnet waren. Sie bliesen unsere Schilde weg, als
wären sie gar nicht da, und schossen unseren Sternenkreuzer
zusammen. Es dauerte nur ein paar Sekunden. Wer Glück hatte, starb bei den Explosionen. Der Rest meiner Mannschaft
starb, als er Vakuum zu atmen versuchte. Und ich erwachte im
Bauch des fremden Schiffes und war auf einem OP-Tisch festgeschnallt. Maschinen senkten sich auf mich herab, mit langen,
schlanken Klingen und anderen Werkzeugen zum Schneiden,
Heben und Brechen. Sie schnitten mich auf, um zu sehen, wie
ich funktionierte, und wühlten in meinen Eingeweiden herum,
daß das Blut nur so spritzte. Ich schrie, doch niemand hörte
mich. Ich wollte sterben, doch die Maschinen verhinderten es.
Ich weiß nicht mehr, wie lange das so weiterging. Mir kam es
vor wie eine Ewigkeit. Ich wurde mehr als einmal verrückt,
aber die Maschinen brachten mich immer wieder zur Vernunft.
Bis man mir schließlich erlaubte, das Bewußtsein zu verlieren.
Als ich wieder aufwachte, war nur noch eine Hälfte von mir
übrig. Meine linke Seite war völlig intakt, nicht die kleinste
Narbe, doch meine rechte Seite war einem Energiegebilde von
annähernd menschlicher Form gewichen. Es gehorchte meinen
Gedanken, aber ich konnte es nicht spüren. Es gehörte nicht zu
mir, nicht wirklich jedenfalls. Die Bänder, die mich festgehalten hatten, waren verschwunden, und

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