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Die Rebellion

Die Rebellion

Titel: Die Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Ganze Tunnel wurden von Toten und
Sterbenden verstopft, und Männer und Frauen mußten über
Leichenberge steigen, um zu ihren Feinden zu gelangen. Rebellen sahen ihre Familien sterben, Frauen und Kinder, ohne
Erbarmen niedergestochen und erschlagen, und sie kämpften
um so wilder. Wutschreie hallten mindestens genausooft durch
die Gänge wie Schmerzensschreie, und der Lärm wurde ohrenbetäubend.
Ohnesorg und Ruby Reise kämpften weiter, an Ort und Stelle
festgehalten von der schieren Anzahl ihrer Gegner. Es gab keinen Raum zum Ausweichen, und sie erlitten zahlreiche Wunden, während die Gläubigen fielen und immer neue anstürmten.
Ohnesorg kämpfte mit kalter, leidenschaftsloser Präzision. Er
wußte, daß all seine neugefundene Jugend und Kraft und der Zorn zusammen ihn nicht davor bewahren würden, diesmal am
Ende zu verlieren. Die Gläubigen waren einfach zu viele. Sie
kämpften wie Berserker, achteten nicht auf die Wunden, die sie
erlitten, oder ob sie lebten oder starben, solange nur der Feind
vor ihnen fiel. Weitere Ausgestoßene strömten herbei, aus kilometerweit entfernten Gebieten, und am Ende würden sie genug sein, um den Kirchentruppen Einhalt zu gebieten und sie
zu bezwingen, doch bis dahin wären viel zu viele Männer,
Frauen und Kinder von den Gläubigen niedergemetzelt worden, und das Blut der Unschuldigen würde die Tunnelwände
für immer beflecken.
Ohnesorg dämmerte allmählich die Erkenntnis, daß er sterben würde. Gefangen im beengten Raum der düsteren Tunnel,
weit entfernt von Himmel, Sonne und offenem Land, und der
Gedanke versetzte ihn in rasende Wut. Er hatte noch so viele
Pläne gehabt, inspiriert von seiner zweiten Jugend, und so viel
würde ungetan bleiben, weil er so sicher gewesen war, daß ihm
noch genügend Zeit blieb, irgendwann in der Zukunft. Und
jetzt war ihm die Zeit ausgegangen. Ohnesorg würde hier unten
sterben, nicht weil er verzagte oder schwach war, sondern aus
dem einfachen Grund, weil die Übermacht so erdrückend war.
Und Ruby … auch Ruby würde sterben. Dieser Gedanke versetzte Jakob wie kein anderer in beinahe besinnungslose Wut.
Er trauerte um den unzweifelhaften Verlust seines alten Freundes Alexander und die vergebliche Hoffnung der Rebellen von Technos III , aber am Ende war es der Gedanke an Ruby Reise,
die tot und zerbrochen auf dem blutbesudelten Boden lag, der
alles andere in seinem Schrei nach Rache und Vergeltung erstickte.
Jakobs Bewußtsein zerbrach die Ketten seines Körpers und
griff hinaus, um Ruby zu berühren und sich mit ihr zu vereinigen. Ihre Gedanken krachten zusammen, verschmolzen, vermischten sich und wurden zu einem Ganzen, das weit größer
war als die Summe seiner Teile. Ein blendend helles Licht entflammte rings um die beiden und verschlang die Gläubigen, die
nicht rasch genug zurückweichen konnten. Sie gingen in
Flammen auf, brannten wie gleißende Fackeln, und ihr Fleisch
schmolz dahin wie Wachs in der Sonne. Die Hitze verschlang
die Kirchentruppen in Sekunden, brachte ihre Schwerter und
Rüstungen zum Schmelzen und breitete sich in einer Woge
spontaner Explosionen durch die Tunnels aus. Nur die Ausgestoßenen wurden verschont, obwohl die Hitze der brennenden
Leiber sie zurücktrieb, die Arme hochgerissen, um die Gesichter zu schützen. Die Gläubigen schrien und starben, und plötzlich wandten sich die Überlebenden ab und flohen, rannten
zurück in Richtung Oberfläche und Sicherheit. Die Woge aus
mörderischer Hitze verfolgte sie, schnappte nach den Hacken
der Langsamen und setzte ihre Haare in Brand. Entsetzliche
Schatten tanzten über die Wände, als die Gläubigen voller Panik schreiend flohen, als wäre der leibhaftige Teufel hinter ihnen her. Und vielleicht war er das ja auch.
Die überlebenden Kirchensoldaten schnappten sich Frauen
und Kinder und hielten sie vor den Leib gepreßt, um vor dem
Höllenfeuer Schutz zu finden. Die Taktik ging auf, und mehr
und mehr Geiseln wurden genommen, bis die Gläubigen
schließlich die oberen Ebenen der Tunnels erreicht hatten und
keine Ausgestoßenen mehr da waren. Sie brachen hinaus an die
Oberfläche, klammerten sich verzweifelt an die sich wehrenden
Gefangenen, und das Höllenfeuer blieb hinter ihnen zurück.
Männer rannten herbei, um ihnen zu helfen, und wurden mit
Tränen in den Augen, keuchenden Flüchen und hysterischem
Lachen begrüßt. Dreihundertsiebenundzwanzig Geiseln hatten
sie mitgenommen, hauptsächlich Frauen und Kinder.

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