Die Rebellion
Und das
war das Ende von Kardinal Kassars großer Offensive gegen die
Rebellen von Technos III .
Tief unten standen Jakob Ohnesorg und Ruby Reise in einem
trübe erleuchteten Korridor beisammen. Das Feuer war erloschen, und sie waren in ihre eigenen Körper zurückgekehrt.
Ringsum lagen schwelende Leichen, so weit das Auge reichte,
und die Luft war dick vom Gestank verbrannten Fleisches. Ruby und Jakob blickten sich an, wieder ein Mann und eine Frau
und sonst nichts. Wenigstens hofften sie das. Ihr Bewußtsein
war den Flammen gefolgt, und sie wußten genau, was sie getan
hatten. Schweigend standen sie beisammen und starrten sich in
die Augen. So fanden die Gespenster-Alice und Alexander
Sturm die beiden, als sie vorsichtig über Leichenberge herbeikletterten. Sie blieben in sicherer Entfernung stehen und warteten darauf, daß Ruby und Jakob von ihnen Notiz nahmen.
Sturm mußte gegen den Impuls ankämpfen, einige Schritte
zurückzuweichen. Beide sahen jünger aus und wilder, schienen
mehr als Menschen zu sein, als hätte die entsetzliche Hitze, die
sie geschaffen hatten, auf geheimnisvolle Weise die Unreinheit
in ihnen weggesengt. In ihre Augen zu blicken war, als blickte
man direkt in die Sonne.
»Sie sind alle weg«, sagte Alexander mit rauher Stimme.
»Wir haben begonnen, in den Tunnels aufzuräumen, doch es
wird eine Zeitlang dauern. Es sind eine ganze Menge Leichen,
die beiseite geschafft werden müssen.«
»Die Überlebenden haben Geiseln mitgenommen«, berichtete
die Gespenster-Alice. »Wir wissen noch nicht, wen oder wie
viele. Wir müssen zuerst herausfinden, wer alles gefallen ist.
Gott allein weiß, was die Wolfs mit ihren Gefangenen anstellen
werden. Sie haben noch nie zuvor Gefangene gemacht.«
»Beruhigt Euch«, entgegnete Jakob Ohnesorg. »Wir werden
sie befreien.« Als er zu sprechen begann, erlosch das Feuer in
seinen Augen langsam, bis er wieder ein ganz normal aussehender Mann war. »Gebt allen Bescheid. Sobald der Schutzschirm für die Übertragung der Zeremonie heute nacht erlischt,
werden wir einen massierten Angriff starten. Wir alle. Wir
werden die Klone und unsere Kameraden befreien, die Feier
unterbrechen und die Produktionsstraßen für den Raumschiffantrieb zerstören. Und alles wird live übertragen. Das
sollte jedermann klarmachen, wer hier in Wirklichkeit das Sagen hat.«
»Jakob, das ist verdammt noch mal leichter gesagt als getan«,
gab Alexander Sturm zu bedenken. »Die Ausgestoßenen haben
schon früher zahlreiche massierte Angriffe unternommen, aber
sie wurden stets zurückgeschlagen.«
»Sie hatten nie Ruby und mich als Anführer«, erwiderte Ohnesorg. »Wir sorgen schon dafür, daß es diesmal anders ausgeht. Wo ist nur deine Begeisterung geblieben, Alex? Du und
ich, wir beide werden in der ersten Reihe stehen und den Angriff kommandieren. Es wird sein wie früher, in den guten alten
Zeiten.«
»Hoffentlich nicht«, brummte Sturm und blickte Ohnesorg
fest in die Augen. »Gütiger Himmel, hoffentlich nicht.«
Bis zur Zeremonie dauerte es noch gut zwei Stunden, doch
Daniel und Stephanie waren bereits damit beschäftigt, sich auf
die Schau vorzubereiten. Die richtige Kleidung war von großer
Bedeutung bei derartigen Anlässen. Die beiden Geschwister
befanden sich in Stephanies Gemächern; Daniel hatte Schwierigkeiten beim Binden seiner Krawatte gehabt und war zu seiner Schwester gekommen, damit sie ihm half. Stephanie hatte
nicht weiter überrascht den Kopf geschüttelt und ihrem Bruder
mit kurzen, geübten Griffen die Krawatte angelegt. Daniel
stand ruhig da, während sie sich am Rest seiner formellen Garderobe zu schaffen machte, und blickte sich im Zimmer seiner
Schwester um. Hier war mehr Luxus angehäuft, als die meisten
Menschen in ihrem ganzen Leben zu sehen bekamen, aber nach
Stephanies Ansicht war das Zimmer noch immer eher spartanisch eingerichtet, und das verkündete sie auch bei jeder passenden Gelegenheit. Sie war schließlich eine Wolf und daran
gewöhnt, stets nur das Allerbeste zur Verfügung zu haben. Daniel ging es recht ähnlich, aber er machte nicht so viel Wirbel
darum wie seine Schwester. Er hatte andere Dinge im Kopf.
»Weißt du, eigentlich müßtest du inzwischen deine Krawatte
selbst binden können«, sagte Stephanie milde tadelnd, nachdem sie zurückgetreten war, um ihre Arbeit für einen Augenblick zu begutachten. »Ich weiß, es ist dir unerträglich, Diener
so nah an dich heranzulassen, aber dazu ist ja
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