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Die Rebellion

Die Rebellion

Titel: Die Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Langeweile zu verbergen, und sie war nur mitgekommen, weil Jakob Ohnesorg darauf bestanden hatte. Aber
die säuerliche Leere war mit einemmal aus ihrem Gesicht gewichen. Sie blickte konzentriert geradeaus, die im blassen, hageren Gesicht groß erscheinenden Augen in unbestimmte Ferne
gerichtet.
    »Irgend jemand kommt«, sagte sie leise. »Eine große Streitmacht von oben.«
Sturm blickte sich rasch um. »Ich höre nichts.«
»Ich kann es spüren«, erwiderte Ruby. »Jakob?«
»Ja. Ich spüre es ebenfalls. Eine verdammt große Streitmacht
ist nach hier unterwegs. Sie ist bereits in die oberen Tunnel
vorgedrungen. Alice, schlagt Alarm. Ich habe den starken Verdacht, daß wir in ernsten Schwierigkeiten stecken. Ruby, du
gehst voran.«
Sie rannte bereits, das Schwert in der Hand, bevor er zu Ende
gesprochen hatte. Jakob stürzte hinter Ruby her und ließ Sturm
zurück, der sich nach Kräften bemühte, Schritt zu halten. Bald
schon strömten Ausgestoßene aus Seitentunnels hinzu, mit allen möglichen Arten von Waffen in den Händen. Es blieb keine
Zeit oder Luft zum Reden. Es reichte vollkommen aus, daß die
Tunnel angegriffen wurden. Alle wußten, was sie zu tun hatten.
Sie hatten ihr ganzes Leben für eine solche Situation geübt.
Schweigend rannten sie weiter, das einzige Geräusch das beständig anwachsende Donnern ihrer Stiefel auf dem stählernen
Tunnelboden. Das Donnern wurde lauter, als mehr und mehr
Ausgestoßene sich anschlossen und unerbittlich in Richtung
der oberen Tunnel stürmten. Bis sie schließlich auf den Feind
trafen, die Gläubigen, die sich einen blutigen Weg durch die
zahlenmäßig unterlegenen Verteidiger bahnten. Die Ausgestoßenen heulten ihre Wut heraus und warfen sich auf die Kirchentruppen. Stahl hämmerte auf Stahl, Blut spritzte, und bald
waren die Tunnel erfüllt vom Kampfgetümmel.
Die Gläubigen stürmten unablässig vor, schrien ihre Gesänge
und Schlachtrufe hinaus, die Augen weit und wild in den gespannten Gesichtern. Die Kampfdrogen brannten in ihren
Adern und feuerten sie an. Sie waren stärker als normale Menschen, unschlagbare Sendboten Gottes, die eine heilige Pflicht
erfüllten. Der Sieg war unausweichlich. Sie krachten in die
Reihen der Rebellen, schwangen Schwerter und Äxte, und ihre
drogengeborene Kraft fegte die Waffen der Feinde beiseite. Es
gab weder Zeit noch Raum für einzelne Duelle. Beide Seiten
kämpften und fochten, wo sich in der wogenden, sich langsam
über das große Labyrinth aus Gängen und Kavernen ausbreitenden Masse nur eine Gelegenheit bot. Klingen hoben und
senkten sich, und Männer und Frauen fielen und wurden zu
Tode getrampelt. Einige der Rebellen versuchten, mit den
jüngsten Kindern die Flucht zu ergreifen, doch die Gläubigen
schienen überall zu sein und blockierten mit gezogenen
Schwertern jeden Fluchtweg. Und die Droge in ihnen kannte
keine Gnade für Frauen oder Kinder. In allen Korridoren wurde
gekämpft und geschrien, und Blut bespritzte Wände und Dekken. Die Luft wurde heiß, stickig und drückend, und es stank
nach Schweiß und Blut und aufgeschlitzten Gedärmen.
Ohnesorg und Ruby Reise kämpften einmal mehr Rücken an
Rücken, umringt von Feinden, die sich wie bissige Hunde auf
sie stürzten. Sturm war in der Woge aus Leibern abgedrängt
worden. Ohnesorg fand nicht die Zeit, sich über das Schicksal
seines alten Freundes Gedanken zu machen. Von allen Seiten
stürmten die Gegner heran auf der Suche nach einer Lücke,
einem Fehler in Jakobs Verteidigung, um ihn unter sich zu begraben. Er schwang das Schwert, so gut es in dem beengten
Raum nur ging, legte all seine Kraft in die kurzen Hiebe und
Streiche, und seine Feinde fielen zu Dutzenden. Doch es kamen ständig neue nach. Ohnesorg rief den Zorn herbei, das
uralte Geheimnis des Todtsteltzer-Clans, das er im Labyrinth
des Wahnsinns von Owen übernommen hatte, und am Rand
seines Verstandes spürte er, wie auch Ruby in Zorn fiel. Neue
Kräfte durchströmten beide, mehr als genug, um der chemischen Kraft der Droge zu begegnen, die so wild in den Adern
der Gläubigen brannte.
Und ringsherum und in den Gängen darüber und darunter, in
den zahlreichen Tunnels und Wohnquartieren und Kavernen
der Rebellen kämpften Ausgestoßene und Gläubige gegeneinander und fielen, gleichwertige Gegner in Wut, Raserei und
Entschlossenheit, unfähig vorzurücken, unfähig zu weichen,
ganz egal, wie hoch der Preis in Blut und Tod war, den sie dafür zu zahlen hatten.

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