Die Rebellion
geht das endlich in deinen dicken Schädel? Was wir gesehen haben, war nichts als ein billiger Trick von Shub , und du
bist darauf hereingefallen.«
»Ich dachte, wenigstens du würdest mir glauben! Du denkst
auch, daß ich verrückt bin!«
Daniels Gesicht lief rot an, und er begann zu weinen wie ein
Kind. Stephanie seufzte, trat einen Schritt vor und nahm ihn in
die Arme. Er hielt sie fest an sich gedrückt, das Gesicht heiß an
ihrem Hals.
»Ich kann ihn nicht im Stich lassen«, sagte er mit erstickter
Stimme. »Er hat mich noch nie für irgend etwas gebraucht, und
er ging und starb, bevor ich ihm Lebewohl sagen konnte. Bevor
ich ihm sagen konnte, daß ich ihn liebe.«
»Vergiß Vater«, entgegnete Stephanie. »Du brauchst ihn
nicht länger. Du hast jetzt mich.«
Stephanie schob Daniel ein wenig von sich und küßte ihn auf
den Mund, mit einer Leidenschaft, die weit über das hinausging, was eine Schwester für einen Bruder empfinden sollte.
Daniel legte die Hände auf ihre Schultern und schob sie sanft,
aber bestimmt von sich.
»Nein. Das ist nicht recht, Stephanie.«
»Wir sind Wolfs, Danny. Wir können tun, was immer wir
wollen. Wir entscheiden, was recht ist und was nicht.«
»Nicht das. Wir Wolfs haben noch nie … so etwas getan.
Selbst wir müssen bestimmte Regeln befolgen, sonst bricht
alles zusammen. Außerdem, wenn es herauskäme, und du
weißt, daß es irgendwann herauskäme, würden wir allen Respekt bei den anderen Clans verlieren. Wenn wir zu schwach
sind, unser eigenes Verlangen zu kontrollieren, dann sind wir
auch zu schwach, unsere Familie zu leiten. Das würden sie
denken, und sie hätten recht damit. Ich liebe dich, Stephanie,
und ich werde dich immer lieben – als Schwester. Ich werde
bei dir bleiben, solange du mich brauchst. Danach bin ich weg.
Versuche nicht, mich daran zu hindern. Ich liebe dich, aber er
ist mein Vater.«
»Laß uns gehen«, sagte Stephanie, ohne Daniel anzublicken.
»Wir müssen uns noch mit Kardinal Kassar und dem Halben
Mann treffen, bevor die Zeremonie beginnt.«
Am Ende trafen sich alle in der großen Empfangshalle wieder.
Irgendeine optimistische Seele hatte ein paar bunte Flaggen
und Banner aufgehängt, und Diener in voller Livree waren damit beschäftigt, ein kleines Büffet vorzubereiten. Es gab auch
große Mengen von Wein und Champagner, wenn schon nicht
in großer Qualität. Kardinal Kassar schien das meiste davon
allein zu trinken. Die Nachricht vom Schicksal seiner Männer
in den Tunnels der Rebellen war rasch bis zu ihm vorgedrungen, und obwohl er sich alle Mühe gab, die Aktion jedermann
lauthals als einen großen Sieg anzupreisen, schien es klar, daß
er niemandem etwas vormachen konnte, nicht einmal sich
selbst. Daniel und Stephanie beobachteten ungeduldig, wie der
Kardinal sich aufplusterte und eifrig das Glas schwenkte, während er mehr und mehr Einzelheiten von sich gab, die nur seiner Phantasie entsprungen sein konnten. Der Halbe Mann behielt seine Gedanken wie immer für sich, und Investigator
Klipp an seiner Seite schwieg diplomatisch.
»Zu Hunderten haben wir die Rebellen niedergemacht«, sagte Kassar gerade laut. »Vielleicht sogar zu Tausenden. Schwer
zu sagen, ohne daß man alle Leichen nach oben schafft. Schön,
wir haben auch ein paar gute Leute verloren, aber wir sind diejenigen, die Gefangene mit nach Hause gebracht haben. Dreihundertsiebenundzwanzig von ihnen. Ich habe beschlossen, sie
alle am Schluß der Zeremonie exekutieren zu lassen. Ein gutes
Ende der Schau, und es wird jedermann deutlich zeigen, wer
hier auf Technos III das Sagen hat.«
»Ich habe Eure Gefangenen gesehen«, entgegnete Stephanie.
»Beinahe ausschließlich Frauen und Kinder und ein paar verwundete Männer. Das wird sicher einen großartigen Eindruck
auf die Milliarden Zuschauer machen. Wollt Ihr nicht noch ein
paar kleine Hunde und Katzen vor laufenden Kameras niedermetzeln, um den Eindruck zu vervollständigen? Ich meine,
Kinder! Was ist nur in Euch gefahren, Kassar? Konnten Eure
Leute nicht genug Krüppel und Zurückgebliebene finden?«
Kassar funkelte Stephanie an. »Ein Rebell ist ein Rebell! Die
Exekutionen werden ein Zeichen unserer Autorität setzen und
der Moral der Rebellen einen empfindlichen Schlag versetzen.«
»Ich kann nicht sagen, daß ich der gleichen Meinung bin«,
meldete sich Daniel zu Wort. »Frauen und Kinder kaltblütig zu
ermorden! Das kommt überhaupt nicht beim Publikum an, wißt
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