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Die rebellischen Roboter: Science-fiction-Roman

Titel: Die rebellischen Roboter: Science-fiction-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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hintereinander.
»Und dazu wurde sie überaus dick«, sagte Maury. »Sie war kräftig, als du sie kennengelernt hast. Dann fing sie an, Diät zu halten. Sie hungerte, um abzunehmen. Und sie nimmt immer noch ab. Sie meidet eine Speise nach der anderen; das tut sie sogar jetzt noch.«
»Und es hat den Sprichwort-Test gebraucht, um dir zu sagen, daß sie gemütskrank war?« meinte ich. »Bei einer solchen Vorgeschichte?«
Er zuckte die Achseln.
    »Wir haben uns etwas vorgemacht. Wir redeten uns ein, sie sei nur neurotisch. Phobien und Rituale und dergleichen…« Was Maury am meisten störte, war, daß seine Tochter irgendwann ihren Sinn für Humor verloren hatte. Statt zu kichern und albern und schlampig zu sein wie früher, war sie jetzt exakt wie ein Rechengerät. Und nicht nur das. Früher hatten ihr Tiere etwas bedeutet. Während ihres Aufenthalts in Kansas City war es plötzlich so weit gekommen, daß sie Hunde oder Katzen nicht mehr ertragen konnte. Ihr Interesse an der Chemie bestand aber weiter. Das erschien ihm positiv.
    »Hat ihr die ambulante Behandlung hier geholfen?«
»Sie hält sie auf einer konstanten Ebene; sie gleitet nicht ab. Sie hat immer noch eine stark hypochondrische Neigung und wäscht sich noch immer sehr oft die Hände. Das wird nie aufhören. Und sie ist immer noch überkorrekt und in sich gekehrt; ich kann dir sagen, wie sie das nennen: schizoide Persönlichkeit. Ich habe die Ergebnisse der Rorschach-Tests bei Doktor Horstowski gesehen.« Er schwieg eine Weile. »Das ist ihr behandelnder Arzt hier, Region Fünf – nach der Zählung des Bundesamtes. Horstowski soll tüchtig sein, aber er hat nur eine Privatpraxis, so daß die Behandlung sehr teuer ist.«
»Dafür zahlen viele Leute«, sagte ich. »Du bist nicht allein, wenn man den Werbesendungen im Fernsehen glauben darf. Stimmt es, daß jeder vierte schon mal in einer Staatsklinik gewesen ist?«
»Das mit der Klinik stört mich nicht, weil es kostenlos ist. Wogegen ich mich wende, das ist die teure ambulante Nachbehandlung. Es war ihre Idee, von der Klinik heimzukommen, nicht meine. Ich meine immer, sie sollte wieder zurückgehen, aber sie stürzte sich auf die Konstruktion des Simulacrums, und wenn sie sich damit nicht befaßte, kachelte sie die Badezimmerwände. Sie ist unablässig aktiv. Ich weiß nicht, woher sie die Energie nimmt.«
»Wenn ich an alle meine Bekannten denke, die Opfer von Gemütskrankheiten geworden sind, ist es nicht zu fassen«, sagte ich.
Maury war aufgestanden.
»Gehen wir.«
Wir verließen das Cafe.
»Kennst du diesen Sam Barrows?« fragte ich.
    »Sicher. Ich meine, nicht persönlich, nur seinem Ruf nach. Ein seltsamer Kerl. Er wettet auf alles. Wenn eine seiner Mätressen – und das ist eine Geschichte für sich –, wenn eine seiner Mätressen zum Hotelfenster hinausspringen würde, würde er darauf wetten, welches Ende zuerst unten auftrifft, Kopf oder Hinterteil. Er ist wie eine Wiedergeburt von einem der alten Spekulanten, einem dieser Finanzbarone. Für so einen ist das ganze Leben ein Glücksspiel. Ich bewundere ihn.«
    »Wie Pris.«
»Was bewundern – sie betet ihn an. Sie sind einander begegnet. Sie haben einen Blickkampf ausgefochten – unentschieden. Er hat sie elektrisiert oder magnetisiert oder was weiß ich. Noch Wochen danach konnte sie kaum reden.«
»War das bei ihrer Stellungssuche?«
Maury nickte.
»Sie bekam die Stellung nicht, durfte aber ins Allerheiligste. Louis, der Mann riecht die Möglichkeiten auf allen Gebieten, Aussichten, die sonst kein Mensch erkennt. Nun, Pris erklärte ihm, sie sei von ungeheurem Wert, den bloß keiner erkenne. Offenbar sollte er ihn erkennen. In seiner Organisation würde sie ganz nach oben gelangen und im ganzen Universum bekannt sein. Aber sonst würde sie so weitermachen wie bisher. Sie sagte zu ihm, sie sei auch eine Glücksspielerin; sie wolle alles darauf setzen, für ihn zu arbeiten. Ist das zu übertreffen?« »Nein«, sagte ich. Davon hatte sie mir nichts erzählt.
Nach einer Pause sagte Maury: »Der Edwin M. Stanton war ihre Idee.«
Es stimmte also. Das bedrückte mich sehr.
»Und es war ihre Idee, daß es Stanton sein sollte?«
»Nein, das war meine. Sie wollte, daß das Ding wie Barrows aussah. Aber es gab nicht genügend Daten für das Monadenleitsystem, so daß wir uns Nachschlagewerke über historische Figuren besorgten. Und der Bürgerkrieg hat mich immer schon interessiert; vor Jahren war das mein Hobby. Damit war der Fall

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